Weltweite Internetgesetze

Sigfried d. Starke

Gast

Weltweite Internetgesetze
US-Konzerne lassen das Netz zensieren


Von Christian Stöcker
Wikipedia-Entwurf: So könnte die Startseite des Mitmachlexikons am Mittwoch aussehenZur Großansicht
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Wikipedia-Entwurf: So könnte die Startseite des Mitmachlexikons am Mittwoch aussehen

Zwei US-Gesetzentwürfe zur Internetkontrolle sind so umstritten, dass nun sogar Wikipedia in Streik tritt. Die größte Lobby für mehr Netzzensur ist dabei die US-Unterhaltungsbranche. Sie macht sogar weltweit Druck auf ausländische Regierungen - mit rabiaten Mitteln, mit Hilfe der US-Regierung.
Info

Die in den USA derzeit so umstrittenen Gesetzesvorhaben mit den Kürzeln Sopa und Pipa sind Wunschkinder. Für ihre stolzen Eltern ist der heftige Widerstand gegen die sehr weitgehenden Regelungen, die der Bekämpfung von Raubkopien im Internet dienen sollen, schmerzhaft. Die stolzen Eltern sind nicht etwa die Politiker Lamar Smith (Republikaner, Abgeordneter im Repräsentantenhaus) und Patrick Leahy (Demokrat, Senator), die Sopa und Pipa vorgeschlagen haben. Sondern die Branchenverbände der Unterhaltungsindustrie, denen Firmen wie Sony, Warner oder Universal angehören.

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Die derzeit weltweit größten Anstrengungen zur Umgestaltung des Netzes haben nichts mit Kinderpornografie zu tun, mit Internetkriminalität, Viren oder Hackerattacken - sondern mit der Benutzung von Tauschbörsen, Streaming-Sites und Downloadplattformen. Die Recording Industry Association of America (RIAA), die Motion Picture Association of America (MPAA) und die Entertainment Software Association (ESA) sind seit Jahren damit beschäftigt, Gesetze durchzudrücken, mit denen auf grundlegende Weise in die Architektur und Regulierung des Internets eingegriffen werden soll.

Diese und andere US-Verbände haben sich in einer Dachorganisation namens International Intellectual Property Alliance (IIAP) zusammengeschlossen, die weltweit versucht, Einfluss auf Gesetze zu nehmen, meist mit Hilfe der lokalen Branchenverbände - und mit teils tatkräftiger Unterstützung des US-Außenministeriums. Der internationale Copyright-Pakt Acta, dem sich bis 2013 möglichst viele Staaten anschließen sollen, ist nur eines von vielen Vorhaben.

Einige internationale Beispiele:

In Großbritannien wurde 2010 ein Gesetz namens digital economy act verabschiedet. Demzufolge etwa hat ein Minister nun das Recht, in Abstimmung mit dem Lordkanzler und beiden Häusern des Parlaments eine Website von den Providern blockieren zu lassen, wenn von dort aus in großem Stil Urheberrechte verletzt werden. Sowohl Bürgerrechtsorganisationen als auch große britische Internetprovider haben massive Bedenken gegen das Gesetz angemeldet. Vorerst gestrichen wurde aus dem Gesetz eine zweite Regelung: Eine sogenannte "three strikes"-Regel, derzufolge Urheberrechtsverletzern beim dritten Verstoß der Internetzugang hätte gekappt werden können. Das erschien Kritikern - unter anderem im britischen Oberhaus - als zu weitgehend. Die Regelung könnte jedoch noch nachgereicht werden.
In Frankreich dagegen hat sich die Branche mit diesem Wunsch durchgesetzt: Das sogenannte Hadopi-Gesetz sieht vor: Wer dreimal erwischt wird, etwa bei der Nutzung von Internet-Tauschbörsen, dem wird der Netzzugang gekappt.
In Neuseeland versuchten die Branchenverbände ebenfalls eine "three strikes"-Regelung mit der Möglichkeit, Zugänge zu sperren, durchzusetzen. Dort aber wurde die Regelung nach massiven Protesten zurückgenommen. Nach wiederholten Verstößen gegen Urheberrechte können Anschlussinhaber dort nun vor einem "Copyright-Tribunal" landen, das Schadensersatzzahlungen von bis zu 15.000 neuseeländischen Dollar (9400 Euro) verfügen kann. Vorangetrieben wurde das Gesetz namens S92A auch aufgrund von Druck aus den USA, der von der US-Botschaft in Neuseeland ausgeübt wurde, wie via WikiLeaks veröffentlichte Diplomatendepeschen zeigen.
In Spanien gilt seit Januar 2012 ein Gesetz, das wiederum eine eigene Behörde vorsieht, die Website-Sperrungen aufgrund von Urheberrechtsverletzungen verhängen soll. Im Dezember 2010 hatte dort der Botschafter der USA mehr oder weniger unverhohlen der Regierung gedroht. In einem Brief, den die Zeitung "El País" Anfang 2011 in Auszügen veröffentlichte, hielt Botschafter Alan Solomont dem damaligen Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero vor, er blockiere das nach der damaligen Kulturministerin Ángeles González-Sinde benannte Sinde-Gesetz. Es sieht ähnliches vor wie Sopa und Pipa in den USA und der digital economy act in Großbritannien: Eine neugegründete Behörde soll die Befugnis bekommen, Internetprovider dazu zu zwingen, Websites zu blockieren, die angeblich mit der Verbreitung urheberrechtlich geschützten Materials in Verbindung gebracht werden können.

Der Fall Spanien zeigt in seltener Klarheit, wie rigoros das US-Außenministerium die Interessen der eigenen Entertainmentbranche durchzusetzen versucht. Zapatero hatte kurz vor Eintreffen des Briefes die Umsetzung des Gesetzes blockiert. Das hatte nicht zuletzt mit Veröffentlichung von über WikiLeaks verfügbar gemachten Depeschen des US-Botschafters in Spanien ans heimische Außenministerium zu tun. In einer von WikiLeaks und "El País" veröffentlichten Botschaft aus dem Februar 2008 heißt es, man müsse der neuen Regierung Spaniens klarmachen, dass das Land auf einer Beobachtungsliste der US-Regierung landen werde, wenn Spanien nicht "bis spätestens Oktober 2008" bestimmte Wünschen nachkommen sollte. Dazu gehörte "eine Ankündigung, dass die spanische Regierung bis zum Sommer 2009 Maßnahmen nach dem Vorbild der französischen oder britischen Vorschläge zur Bekämpfung von Internetpiraterie umsetzen werde". Doch das Sinde-Gesetz wurde schließlich gestoppt, nachdem durch die WikiLeaks-Veröffentlichung die offene Einflussnahme der USA auf spanische Gesetzgebung offenbar wurde.

Drohung mit Platz auf der schwarzen Liste

Kurz darauf erinnerte Botschafter Solomont Zapatero daran, dass Spanien mittlerweile auf der sogenannten Liste 301 stünde, einer Liste mit Ländern, die nach US-Auffassung nicht genug für den Schutz geistigen Eigentums tun. Spanien riskiere, schrieb Solomont, auf die schwarze Liste der schlimmsten Sünder in diesem Bereich zu kommen. "El País" zufolge kann eine solche Einstufung für das betroffene Land ernsthafte wirtschaftliche Konsequenzen haben. Auf der schwarzen Liste für das Jahr 2011 stehen etwa China, Indien, Russland und Indonesien, aber auch Kanada und Israel. Die im November ins Amt gekommene neue spanische Regierung setzte das Sinde-Gesetz letztlich doch um, Anfang 2012, nur wenige Monate nach Amtsantritt der Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy. Die US-Regierung honorierte das umgehend, im "301 Special Report 2011" wird die Umsetzung "begrüßt".

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Diese 301 Special Reports sind schon für sich genommen interessante Einrichtungen: Darin führt der Handelsbeauftragte der US-Regierung jährlich aus, welche Staaten nach Auffassung der US-Regierung nicht genug für den Schutz der Urheberrechte tun. Welche Lobbygruppen daran mitarbeiten, wird nicht ausgeführt, in den Danksagungen ist nur von "interessierten Parteien" die Rede. Auf den Seiten der IIPA wird man da deutlicher: Die Mitarbeit an der schwarzen Liste wird dort ganz explizit als "Beispiel für die Dinge, die wir tun" aufgeführt.

Spanien jedenfalls bleibt vorerst auf der 301-Beobachtungsliste, das US-Handelsministerium mahnt weitere Maßnahmen an, unter anderem wünschen die USA, dass Copyright-Verstöße künftig als Straftaten geahndet werden.

In den USA selbst ist man bislang übrigens weit weniger rabiat: Dort gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Vorratsdatenspeicherung - auch für die haben die Branchenverbände stets lobbyiert -, keine Sperrgesetze und keine "three strikes"-Regelungen für Tauschbörsennutzer. An der wütenden Reaktion der US-Internetszene auf Sopa und Pipa kann man sehen, warum: Nicht nur die Urheberrechtslobby, auch die Netz-Lobby ist in den USA besonders stark.

Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,809603,00.html

Wikipedia schließt sich Internet-Blackout an

Am Mittwoch, dem 18. Jänner, werden Webseiten rund um die Welt offline gehen, allen voran die Online-Enzyklopädie. Sie wollen damit gegen das umstrittene US-Antipirateriegesetz SOPA ("Stop Online Piracy Act") protestieren. Der breite Widerstand konnte bereits erste Erfolge verbuchen.

Es wird eine der größten Protestaktionen, die im Internet jemals stattgefunden haben: Am Mittwoch, dem 18. Jänner, werden verschiedenste Webseiten nicht wie gewohnt erreichbar sein. Allen voran die Online-Enzyklopädie Wikipedia: Ihre US-Version wird 24 Stunden offline gehen, wie die Community beschlossen hat. Die deutsche Ausgabe von Wikipedia wird einen Banner mit einem Informationstext zu der Protestaktion einblenden. Das Ziel des Blackouts, den der Social-News-Dienst Reddit mit 32 Millionen Nutzern initiiert hat: Man will damit gegen ein geplantes Antipiraterie-Gesetz in den USA, den "Stop Online Piracy Act” (SOPA), protestieren. Die Botschaft dürfte bereits angekommen sein: Im US-Kongress wurde der umstrittene Gesetzesentwurf am Montag auf die lange Bank geschoben.

Twitter-Gründer Dick Costolo kritisierte das Blackout auf Twitter, kurz nachdem Wikipedia-Gründer Jimmy Wales die Teilnahme der Online-Enzyklopädie an der Aktion verkündete.

Gefahr für die Meinungsfreiheit
SOPA soll künftig Rechteinhabern ermöglichen, die nicht lizensierte Verbreitung ihrer Werke (z.B. Musik, Filme, Fotos) im Internet zu verhindern. Unterstützung findet der Gesetzesentwurf vor allem bei großen Medienkonzernen, der Film- und der Musikindustrie. Die Gegner von SOPA sehen in dem Gesetz aber nicht bloß ein neues Mittel, Urheberrechtsverletzungen im Netz zu bekämpfen, sondern viel mehr als Zensur und eine Gefahr für Meinungsfreiheit im Web. "SOPA würde die Internetnutzung, wie wir sie kennen, fundamental verändern und Millionen unschuldiger Nutzer bestrafen, die nie auch nur an eine Copyright-Verletzung gedacht haben”, so die US-Bürgerrechtsorganisation EFF in einem Blog-Eintrag.

Weitreichende Auswirkungen
Mit dem Blackout wollen die Gegner demonstrieren, welche Auswirkungen das US-Gesetz auf den Internet-Alltag hätte. Neben Reddit unterstützt auch das Hacker-Kollektiv Anonymous die Proteste, zudem tauschten bereits zehntausende Nutzer von Facebook und Twitter ihre Profilbilder gegen Anti-SOPA-Banner aus. Auch sie wollen auf die weitreichenden Konsequenzen von SOPA aufmerksam machen.

Dienste wie Facebook oder YouTube müssten jeden von Nutzern hochgeladenen Inhalt (Video, Foto, Link) kontrollieren, ob er nicht das Urheberrecht verletzt, Google dürfte keine Webseiten in den Suchergebnissen führen, die einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. "Das würde Links und die fundamentale Struktur des Internet selbst kriminalisieren”, kritisierte etwa Google-Vorstandsvorsitzender Eric Schmidt. Weitere Effekte: Enthüllungs-Plattformen wie WikiLeaks oder Software, die Netzaktivisten zur Wahrung ihrer Anonymität verwenden (z.B. Tor), würden illegalisiert werden.

Protest auch in Österreich
Weil SOPA auch Auswirkungen auf die Internetnutzung außerhalb der USA hätte, haben sich auch in europäische Webseiten dem Blackout-Tag angeschlossen. So wird das Wiener Internet-Start-up EgoArchive am 18. Jänner offline gehen, "um zu zeigen, dass uns die Gesetzgebung in den USA auch sehr stark betrifft", so EgoArchive-Gründer Gerald Bäck. Außerdem werden der deutsche, sehr populäre Blog Spreeblick sowie das englischsprachige Online-Magazin BoingBoing einen Tag "schwarz machen”.

Die breite Front gegen SOPA hat am Wochenende sogar die Obama-Regierung zu einem Statment veranlasst. Aus dem Weißen Haus hieß es, dass die US-Regierung keine Maßnahmen unterstütze, die die Meinungsfreiheit einschränken sowie technische Innovationen hemmen. Denn auch das wird von den SOPA-Gegnern ins Feld geführt: Risikokapitalgeber wollen nicht mehr in Internet-Start-ups investieren, weil SOPA den Betrieb extrem verteuern würde.

Verfasser des Gesetzes rudert zurück
Mittlerweile hat sogar der Verfasser des Gesetzesentwurfs, der texanische Abgeordnete Lamar Smith, Zugeständnisse an die Kritiker machen müssen und in Aussicht gestellt, die geplante Blockade von Webseiten wieder aus dem Gesetz zu streichen. Denn wie drastisch SOPA das Internet verändern würde, musste Smith am eigenen Leib erfahren: Das Magazin Vice deckte auf, dass auf Smiths Webseite www.texansforlamarsmith.com selbst eine Urheberrechtsverletzung bei einem verwendeten Foto passiert war - wäre SOPA bereits in Kraft, wäre die Webseite wohl offline genommen worden.

Quelle:
http://futurezone.at/netzpolitik/6894-wikipedia-schliesst-sich-internet-blackout-an.php
 

DeletedUser28663

Gast
Kannst du nochmal kurz zusammenfassen, worum es geht?
 
@ ala-

SOPA soll künftig Rechteinhabern ermöglichen, die nicht lizensierte Verbreitung ihrer Werke (z.B. Musik, Filme, Fotos) im Internet zu verhindern.


Dienste wie Facebook oder YouTube müssten jeden von Nutzern hochgeladenen Inhalt (Video, Foto, Link) kontrollieren, ob er nicht das Urheberrecht verletzt, Google dürfte keine Webseiten in den Suchergebnissen führen, die einmal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind.

Also vor jedem Post erstmal prüfen lassen ob es nicht ein Zitat sein könnte.
Und bevor man Smilies verwenden musst du erst die Lizensgebühr überweisen. :mad:
 

Sigfried d. Starke

Gast
Wikipedia, warum tust Du mir das an?

In einer einmaligen Protestaktion gegen geplante Netzsperren verabschiedeten sich gestern Tausende Webseiten in den USA für 24 Stunden. Es war eine PR-Schlacht Hollywood gegen das Internet – mit einem klaren Sieger.

Am Mittwochabend gab es immer noch ein paar, die offenbar ahnungslos in diesen schweren Tag getaumelt waren. „Oh mein Gott, was geht denn bei Wikipedia ab?“, twitterte ein besorgter Internet-Nutzer namens YungRichDvanh. Eine andere, Ni4mhLouise, fragte bang: „Wikipedia ist jetzt aber nicht für immer weg, oder?“. Und _harrygibson tippte vor lauter Entsetzen in Großbuchstaben: „Wikipedia, gerade jetzt brauche ich Informationen für meinen Aufsatz. Warum tust Du mir das an?“

Die User mussten nicht mehr lange leiden. Seit Donnerstagmorgen, 0 Uhr, können Amerikas Schüler, Studenten, Doktoranden und Journalisten durchatmen: Wikipedia ist wieder erreichbar.

Aus Protest gegen zwei geplante US-Gesetze zum Schutz des Urheberrechts hatte die Online-Enzyklopädie am Mittwoch ihre englischsprachige Seite 24 Stunden lang blockiert, und Tausende populäre Sites taten Ähnliches. Eine einmalige Aktion in der kurzen Geschichte des Internets.

Schließlich ging es um einen Kampf zweier Giganten: Auf der einen Seite die Internet-Buden aus dem Silicon Valley, die gegen Beschränkungen im Netz Sturm laufen. Auf der anderen Seite Hollywood und die Musikindustrie, die an Raubkopierern verzweifeln. Eine PR-Schlacht sondergleichen. Bilanz des Tages: 1:0 für das Internet.

Schon am Morgen dürfte den wenigsten in den USA mit Internetanschluss entgangen sein, dass an diesem Mittwoch etwas anders sein würde. Die Zeitungen und Frühsendungen feixten und waren voller Erwartungen, was wohl passieren würde.

Um Mitternacht hatte Google sein buntes Logo hinter einem schwarzen Rechteck versteckt. Und Wikipedia war verschwunden, stattdessen waren nur ein paar Zeilen zu sehen: „Stell Dir eine Welt ohne freies Wissen vor“, hieß es dort pathetisch vor schwarzem Hintergrund. „In mehr als einem Jahrzehnt haben wir Millionen von Stunden dafür aufgebracht, die größte Enzyklopädie der Menschheitsgeschichte zu erbauen“. Doch jetzt sei das Werk bedroht: Der US-Kongress sei im Begriff, das freie und offene Internet zu zerstören.

Gegen 8 Uhr kamen dann auch noch Mozilla und Reddit dazu, ebenso Craigslist und unzählige kleine Seiten wie Minecraft, Failblog oder icanhazcheeseburger.com, die lustige Katzenbilder zeigt. Bei Facebook und Twitter war das Thema den ganzen Tag ein Aufreger. Unterstützt von einer wohlwollenden Presse schafften es die Protestler ein Thema zu setzen, von dem meisten Leuten noch vor ein paar Tagen keine Ahnung hatten.

Quelle mit Video: http://www.handelsblatt.com/technologie/it-tk/it-internet/wikipedia-warum-tust-du-mir-das-an/6084006.html


Was macht Sopa für Europa gefährlich?
Beim Protest gegen die beiden geplanten Anti-Piraterie-Gesetze Sopa und Pipa machen auch viele deutsche Websites mit. Was geht das Thema uns Europäer überhaupt an?

Sopa und Pipa hätten verschiedene Auswirkungen auf Europa. Zunächst haben die USA eine Vorbildfunktion in der Internet-Gesetzgebung. Sie haben einen gewissen Einfluss und eine Leuchtkraft auf europäische Gesetzgebungen.

Außerdem sitzen eine Vielzahl von beliebten kommerziellen und nicht-kommerziellen Plattformen in den USA, die von europäischen Bürgern genutzt werden – von Wikipedia bis Facebook. Wenn diese Plattformen, Unternehmen oder Communitys einer anderen Gesetzgebung unterliegen, hat das unmittelbaren Einfluss auf unser Leben im Netz.

In Europa wird derzeit das ACTA-Abkommen diskutiert. Wo sehen Netzaktivisten hierbei die Probleme?

Das ACTA-Abkommen wurde im Hintergrund von genau denselben Lobby-Gruppen vorangetrieben wie Sopa und Pipa: Hollywood und Co. Die saßen – zusammen mit der US-Regierung – überall mit am Tisch bei den Verhandlungen über das internationale Abkommen, bei dem 39 Staaten, darunter 27 EU-Staaten, beteiligt waren.

Einer der Hauptkritikpunkte an ACTA von uns ist, dass die Texte sehr vage gehalten sind und eine Strafbarkeit bei Urheberrechtsverletzungen eingeführt werden kann, die es bislang nicht gab. Außerdem gibt es auch hier dasselbe Problem wie bei Sopa und Pipa: Die Providerhaftung wird neu interpretiert, wodurch Plattformbetreiber viel mehr Verantwortung erhalten, gegen Urheberrechtsverletzungen vorzugehen. Das könnte zu einer größeren Überwachung der Nutzer und einer Einschränkung der Meinungsfreiheit im Netz führen.

Ein Provider oder ein Plattformbetreiber wird sich drei Mal überlegen, ob er eine mögliche Urheberrechtsverletzung durchgehen lassen wird. Sie werden eher härter gegen mögliche und vermeintliche Urheberrechtsverletzungen vorgehen, wenn sie sonst eine 500.000-Dollar-Klage der Musikindustrie befürchten müssen. Daher würden wahrscheinlich sehr viele Dinge, die heute in Grauzonen existieren aber nicht illegal sind, vorsorglich gelöscht werden. Beispielsweise viele Inhalte, die eigentlich unter die „Fair-Use“-Regel im amerikanischen Recht fallen.

Wie ist das derzeitige Stimmungsbild?
Das EU-Parlament ist etwas genervt von der undemokratischen und intransparenten Verhandlung des internationalen Abkommens. Sie saßen weder mit am Tisch noch durften sie wissen, was da verhandelt wird. Von der EU-Kommission und dem EU-Rat gab es die Erwartungshaltung, dass das Abkommen einfach nur abgenickt wird. Wir hoffen, dass die EU-Parlamentarier sich ihrer Macht bewusst sind und das ganze Abkommen kritisch analysieren und zu denselben Schlussfolgerungen kommen wie wir: dass das ACTA-Abkommen gefährlich für Innovationen, den europäischen Binnenmarkt, die Meinungsfreiheit und den Austausch von Kultur ist.
 

Sigfried d. Starke

Gast
Erste Senatoren knicken nach Web-Protest ein
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Seit Tagen macht die Web-Gemeinde Front gegen die rabiaten US-Internetgesetze Sopa und Pipa. Erste Senatoren wechseln jetzt auf die Seite der Gegner und wollen gegen die Vorlage votieren. Ausgestanden ist das Ringen um den neuen Urheberrechtsschutz jedoch längst nicht.

Bis Donnerstag erklärten 18 Mitglieder des US-Senats öffentlich, gegen Pipa stimmen zu wollen. Sieben davon waren zuvor erklärte Befürworter, die die Gesetzesvorlage bereits unterschrieben hatten.

Ist das schon die große Wende im Streit über die Gesetze? Eine Antwort fällt schwer. Denn wie viele Senatoren genau für oder gegen Pipa stimmen würden, ist derzeit eine eher rhetorische Frage. Es gibt keine offizielle, aktuelle Liste der Befürworter und Gegner. Fest steht nur, dass das Votum schon am 24. Januar stattfinden soll.

Die weltweiten Proteste der vergangenen Tage haben in den Büros der Washingtoner Politik ihre Wirkung nicht verfehlt. Kritiker argumentieren, dass die Gesetzesinitiativen - Sopa (Stop Online Piracy Act) im Repräsentantenhaus und Pipa (Protect IP Act) im Senat - die offene Struktur des Internets gefährden. So könnten missliebige Inhalte zensiert und Internet-Anwender gegängelt werden, lautet der Vorwurf. Die Protestierenden sind mehrheitlich nicht für weniger Urheberrechtsschutz - halten die Vorlagen aber für ungeeignet.

4,5 Millionen unterzeichnen Petition

Zahlreiche Websites hatten in den vergangenen Tagen ihre Inhalte geschwärzt und so gegen die Gesetzesvorhaben protestiert. Allein Google zählte 4,5 Millionen Unterzeichner einer weltweiten Petition gegen die Pläne, drei Millionen davon stammten aus den USA. Die Büros der Sopa- und Pipa-Befürworter wurden mit Anrufen überschwemmt, teilweise brachen Politiker-Websites unter der Flut von Besuchern zusammen. Die Internet-Guerilla Anonymous macht Jagd auf den Autoren des Sopa-Entwurfs und sammelt Privatdetails in einer öffentlichen Datei ("Dox"). Sopa-Gegner organisierten Geld für eine Lobby-Firma.

Das alles erklärt aber nicht, warum gerade die nun umgeschwenkten Senatoren sich anders entschieden haben. Auffällig sei die Verteilung der neuen Pipa-Gegner zwischen den beiden großen politischen Lagern in den USA, schreibt "Ars Technica". Von den 18 Wechslern sind demnach 15 Republikaner, nur drei gehören zu den Demokraten. Zum Vergleich: Im US-Senat sitzen 100 Senatoren, 51 Demokraten, 47 Republikaner und zwei Freie. Eine Rolle spielen dürfte auch, dass die Vorlage zu Pipa von einem Demokraten, dem Senator Patrick Leahy eingebracht wurde.

Angesichts des Ungleichgewichts wird nun auch gemutmaßt, dass Sopa und Pipa vor allem von den Republikanern als Einmischung des Staats in die Online-Wirtschaft verstanden werden könnten. Auch Politiker im Repräsentantenhaus ließen verlauten, sie sähen die Sopa-Vorlage des republikanischen Abgeordneten Lamar Smith mittlerweile skeptisch.

"Legitime Bedenken"

Die neuen Pipa-Gegner im Kongress beeilen sich nun, ihre Entscheidung zu erklären. Marco Rubio, republikanischer Senator aus Florida, begründete seinen Sinneswandel mit Bedenken über die Auswirkungen, die das Gesetz auf den Zugang zum Internet haben könnte. Via Twitter erklärte Senator Roy Blunt aus Missouri, dass Sopa und Pipa mangelhafte Gesetzesvorlagen seien, "die noch viel Arbeit brauchen".

James Inhofe, Senator aus Oklahoma, sagte, dass Pipa keine Antwort auf Fälschungen und Piraterie im Internet sei. "Für mich ist klar, dass diese Gesetzesvorlage zu viel von Dritten, Unschuldigen verlangt und einem der letzten Bereiche, die nicht von der Regierung reguliert werden, schweren Schaden zufügen könnte".

Und der demokratische Senator Robert Menendez aus New Jersey verkündete über Twitter, dass er die Proteste "laut und deutlich" gehört habe, die Bedenken teile - und deswegen auf eine Überarbeitung der Vorlagen poche.

Wo es teuer geworden wäre, gab es keinen Blackout

Laut "The Commentary Magazine" könnte der neue Widerstand gegen Sopa und Pipa die Abstimmung der Senatoren über die Vorlage weiter verzögern. Sopa liegt bereits seit vergangener Woche auf Eis. Doch Kritiker der beiden Gesetzesvorhaben beruhigt das nicht. Sie fürchten, dass die Wünsche der Unterhaltungsindustrie, die nach Ansicht der Gegner maßgeblich hinter Pipa und Sopa steht, auf dem einen oder anderen Weg sowieso in die amerikanische Gesetzgebung einfließen werden.

Denn selbst wenn man die kritischsten Punkte in Sopa und Pipa streichen würde - etwa die weitgehenden Websperren über Eingriffe in DNS-Server - blieben die Gesetzesvorlagen "schwer mangelhaft", meint "Ars Technica". Vor allem, weil sie Rechteinhabern ein Übermaß an Kontrolle über Medien und Konsumenten geben würden.

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Der Protest der letzten Tage verlief nicht nach einen einheitlichen Muster. Was die Radikalität angeht, gibt es eine klare Grenzlinie. Auf der einen Seite stehen die Seiten-Schwärzer, in der Regel kleinere Angebote oder eben nicht-kommerzielle Schwergewichte wie die englischsprachige Wikipedia.

Auf der anderen Seite stehen all jene, denen die Gesetze vermutlich massiv schaden würden, die eine Abschaltung der eigenen Homepage jedoch viel Geld gekostet hätte. Ebay, Amazon, Google, die Giganten der US-Netzbranche, hatten zwar Berichten zufolge erwogen, sich dem Internet-Blackout gegen die rabiaten Copyright-Gesetze anzuschließen. Am Ende aber entschied sich Google nur für einen, zugegebenermaßen prominenten, Hinweis auf der US-Homepage. Ebay, Amazon und auch die Google-eigene Videowebsite YouTube sahen am Mittwoch aus wie immer.

Ein selbstinszenierter Blackout wäre für die Unternehmen teuer geworden. Google machte im dritten Quartal 2011 etwa 2,7 Milliarden Dollar Nettogewinn, den Großteil davon mit Werbung auf den eigenen Seiten. Ein eintägiger Streik hätte das Unternehmen also viele Millionen Dollar gekostet.

Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,810010,00.html



US-Fahnder wussten erstaunlich gut darüber Bescheid, welche Luxusgüter der in Kiel als Kim Schmitz geborene Kim Dotcom und die anderen Anklagten im Fall Megaupload besitzen. Die 72-seitige Klageschrift zählt detailliert auf, welche Luxusautos sie besitzen, zum Beispiel einen Maserati Gran Cabrio und einen Rolls-Royce Phantom mit dem Kennzeichen GOD.

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Die US-Staatsanwälte werfen Kim Dotcom und sechs weiteren Beteiligten vor, eine kriminelle Organisation gegründet und in großem Stil Urheberrechte zum eigenen Profit verletzt zu haben. In der Nacht zum Freitag deutscher Zeit rückten in acht Staaten Polizisten aus, um 20 Durchsuchungsbeschlüsse zu vollstrecken. Laut FBI wurden dabei Vermögenswerte im Gesamtwert von etwa 50 Millionen Dollar beschlagnahmt. In Neuseeland verhafteten Polizisten den Megaupload-Gründer Kim Dotcom und drei weitere Angeklagte.

Zwei der nun in Auckland Inhaftierten sollen eigentlich in Deutschland wohnhaft sein. Auch hierzulande haben Ermittler den US-Kollegen geholfen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main bestätigt einen Rechtshilfevorgang.

Die Details der Klageschrift zeigen, dass die Ermittler sehr genaue Einblicke in die Geschäftstätigkeit des weltweiten Firmengeflechts (Hongkong, Philippinen, Singapur, Shanghai, Neuseeland) um Megaupload haben. Die Ermittler hatten Zugriff auf den E-Mail-Verkehr der Angeklagten, sie kennen die Inhaber von Firmen auf den British Virgin Islands und können Geldbewegungen nachvollziehen. Sie wissen sogar, dass einer der Angeklagten eine "Predator"-Statue besaß und kennen die Seriennummern von Kameras aus dem Besitz der Megaupload-Macher.

Doch was noch wichtiger ist, sind die Zahlen aus der Klageschrift. Sie veranschaulichen, wie groß und beliebt das Angebot des Filehosters Megaupload war:

Das Firmengeflecht soll 25 Petabyte Speicherplatz bei einem US-Internetprovider gemietet haben, um die von Nutzern hochgeladenen Daten zum Download bereitzuhalten.
Allein in Nordamerika sollen 1000 Server exklusiv für die Web-Angebote angemietet worden sein.
Allein der Finanzdienstleister Paypal soll innerhalb von fünf Jahren mehr als 110 Millionen Dollar an Zahlungen an das Firmengeflecht abgewickelt haben. Dabei soll es sich vor allem um Abo-Gebühren von Nutzern handeln, die erweiterten Zugriff auf den Datenfundus auf den Mega-Servern haben wollten. Insgesamt sollen die Mega-Macher laut Anklage 150 Millionen Dollar an Abo-Gebühren und 25 Millionen Dollar an Werbegeldern eingenommen haben.
65 Millionen Dollar soll das Firmengeflecht seit 2006 an Internetprovider gezahlt haben - die heruntergeladenen Datenmengen waren enorm. Kein Wunder: 50 Millionen Menschen nutzten laut Eigenwerbung täglich Megaupload.

Waren Raubkopien die Regel oder Einzelfälle?

Was hat all diese Menschen auf die Seiten von Megaupload gelockt? In den Top-100-Ranglisten der meistaufgerufenen Videos und Dateien auf Seiten von Megaupload (Downloads) und Megavideo (Streaming) fanden Surfer immer nur legale Dateien. Doch wenn auf einschlägigen, vom Mega-Angebot unabhängigen Verzeichnissen für raubkopierte Filme und Serien nach aktuellen Titeln suchte, führte ein Weg oft zu Megaupload oder Megavideo. Mitte Dezember konnten Nutzer bei Megaupload zum Beisiel kostenlos, sofort und illegal etwa aktuelle Kinofilme wie "Der gestiefelte Kater" oder "Die Abenteuer von Tim und Struppi" abrufen. Raubkopien waren durchaus im Repertoire, man konnte nur nicht unmittelbar bei Megaupload danach suchen.

Derartige Raubkopien waren der Darstellung der Mega-Macher zufolge bedauerliche Einzelfälle. Megaupload behauptete auf der eigenen Website, man respektiere internationale Copyright-Abkommen und arbeite mit Rechteinhabern zusammen. Tatsächlich gab es auf den Seiten von Megaupload und Megavideo Formulare, mit denen Urheber rechtswidrig veröffentlichte Inhalte melden konnten, und tatsächlich wurden auch Inhalte gesperrt.

Die Klageschrift wirft den Mega-Machern hingegen vor, dass sie sich immer im Klaren darüber waren, dass die überwiegende Mehrheit der Nutzer auf die Angebote zurückgreife und für Premiumdienste zahle, um Zugriff auf Raubkopien von Kinofilmen, Fernsehserien, Musikalben und aktueller Software zu erlangen.

Als Belege dafür führt die Anklage unter anderem an:

Beschwerden über Raubkopien im Megaupload-Angebot führten laut Klageschrift nicht dazu, dass die Inhalte entfernt wurden. Tatsächlich sei nur der jeweils konkret beanstandete Link deaktiviert worden, obwohl eine Vielzahl unterschiedlicher Verweise zu derselben Datei geführt hätte. Die Megaupload-Datenbank sei so angelegt worden, dass eine Signatur jeder hochgeladenen Datei erstellt wurde, um Duplikate zu verhindern.
In mehreren Fällen sollen die Beschuldigten selbst Raubkopien von Filmen oder Musikalben hochgeladen haben.
In E-Mails diskutieren die Beschuldigten über Nutzerbeschwerden, dass Ton und Bild in einigen Raubkopien von US-Fernsehserien nicht übereinstimmen. Die Reaktion aus dem Mega-Management auf diese Nutzerklagen laut Klageschrift: "Wir müssen das so schnell es geht lösen!"
In mehreren E-Mails diskutierten die Mega-Manager laut Anklage, wie man der Beschlagnahmung von Domainnamen wegen Urheberrechtsverletzungen entgehen könne: "Sollen wir nach Kanada oder sogar Hongkong wechseln?"
Das Mega-Firmengeflecht soll "mehrere Millionen Dollar" an Personen gezahlt haben, die bestimmte Inhalte hochgeladen haben.
Das Firmengeflecht soll zeitweise Geldprämien an Nutzer gezahlt haben, die Links auf Raubkopie-Suchseiten platzierten. Aus E-Mails der Beschuldigten geht der Klageschrift zufolge hervor, dass man sich klar darüber war, dass ein Großteil der Zugriffe auf die Seite von Raubkopie-Verzeichnissen kam.

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Die amerikanischen Behörden haben die Auslieferung der in Neuseeland Verhafteten beantragt. Dieses Vorgehen ist mittlerweile typisch bei US-Verfahren wegen Urheberrechtsverstößen: In Großbritannien versuchen die Fahnder derzeit vor Gericht sogar die Auslieferung eines britischen Studenten zu erreichen. Der 23-jährige Richard O'Dwyer aus Sheffield hatte eine Website mit Links zu Streams aktueller Kinofilme und Fernsehserien betrieben.

Ob seine Linksammlung in Großbritannien strafbar ist, ist unklar. In einem vergleichbaren Fall wurde der Betreiber der Linksammlung TV-Links von einem britischen Gericht freigesprochen. Eine US-Behörde will O'Dwyer ausliefern lassen, damit sein Fall vor einem US-Gericht nach US-Recht verhandelt werden kann, wo ihm eine mehrjährige Haftstrafe drohen würde.

Laut FBI drohen den Mega-Machern in den Vereinigten Staaten bei einer Verurteilung mehr als 50 Jahre Haft, sollten sie in allen Anklagepunkten für schuldig befunden und zur Höchststrafe verurteilt werden.

Quelle: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,810356,00.html
 

Lord Cracker

Gast
Was bringt das Einstellen der Artikel von SPON hier? Die kann ich da auch selbst lesen :rolleyes:
 

Sigfried d. Starke

Gast
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Video: Zusammenfassung
Video: Operation Megaupload.com
Video: Der Widerstand beginnt JETZT

Das FBI, das Justizministerium, Lobbygruppen und Plattenlabels: Die Internet-Guerilla Anonymous hat nach der Schließung des Filehosters Megaupload gezielte Attacken begonnen. Zahlreiche Websites waren vorübergehend nicht erreichbar.

"Holt euch Popcorn... es wird eine lange Nacht." Es war ein Protest mit Ansage auf einem Twitter-Account, der der Internet-Guerilla Anonymous zugeordnet wird, einige nennen es die bisher größte Aktion dieser Art: Nachdem das FBI am Donnerstag den Filesharing-Dienst Megaupload geschlossen und seine mutmaßlichen Hintermänner festgenommen hatte, starteten die Hacker einen "Gegenschlag" gegen Urheberrechts-Verteidiger in den USA. Eine ganze Reihe von Seiten werden im Blog "AnonOps" zum Ziel erklärt - offizieller geht es bei der Organisation kaum.

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Die Aktion verwundert nicht. Die "Operation Payback" von Anonymous ist eine der älteren Aktivitäten der Web-Guerilla, schon diverse Male wurden die Seiten von Branchenverbänden mit Denial-of-Service-Attacken abgeschossen. Später wurde "Payback" erweitert und auf Aktionen zur Unterstützung der Enthüllungsplattform WikiLeaks ausgedehnt.

Im Blog "AnonOps" ist die Rede vom Justizministerium und den Lobbyverbänden RIAA und MPAA, die Berichten zufolge als erstes angegriffen wurden. Auch das Weiße Haus, die Seiten von Universal Music oder Warner Music sowie internationale Copyright-Behörden und -Organisationen und andere stehen auf der Anonymous-Liste. Das Tech-Blog "Gizmodo" bestätigt, dass viele dieser Seiten nach dem Aufruf in der Nacht zum Freitag zumindest vorübergehend offline waren, darunter das FBI und das Justizministerium, wofür die Hacktivisten wie gewohnt auf Twitter die Verantwortung übernahmen.

Die US-Justiz hatte am Donnerstag mit Megaupload einen der weltgrößten Filehoster vom Netz genommen, der für einen Schaden von mehr als 500 Millionen Dollar verantwortlich gemacht wird. Mehrere Verantwortliche, darunter der deutsch-finnische Gründer Kim Schmitz alias "Kim Dotcom" wurden festgenommen. Megaupload nannte laut der Nachrichtenagentur AP noch kurz vor der Schließung die Anschuldigungen, das Unternehmen fördere massenhafte Urheberrechtsverstöße, "grotesk überzogen". Die große Mehrheit des Datenverkehrs von Megaupload sei legitim.

Musiklobby ist "zutiefst dankbar"

Laut "Gizmodo" zeigte sich etwa die Musikindustrie-Lobby RIAA "zutiefst dankbar", dass die Behörden zwei Jahre lang unentwegt an der Zerschlagung von Megaupload gearbeitet hätten. Zu sehen waren Erklärungen wie diese wegen der Anonymous-Hacks zunächst allerdings nicht.

Das Justizministerium nahm laut "Washington Post" zudem bereits Stellung zu dem Angriff. Es seien zunehmende Aktivitäten auf der Website zu vermerken - ein Hinweis auf eine gezielte Distributed-Denial-of-Service-Attacke, bei der Webserver durch massenhafte Anfragen lahmgelegt werden. Auf den Umfang der Aktion deutet der "Realtime Web Monitor" des Internet-Dienstleisters Akamai hin: Hier wurden 24 Prozent mehr Angriffe sowie mehr Web-Traffic als gewöhnlich verzeichnet - und das Stunden nach den ersten Berichten über Anonymous' Rache-Hacks.
 

Lord Cracker

Gast
Da wird eine Plattform dicht gemacht, bei der sich der dicke Kim auf Kosten von Anderen die Tasche voll gemacht hat, und das soll dann plötzlich "Zensur" sein?
 

Sigfried d. Starke

Gast
Hier wir eine Plattform auf Kosten der Nutzer dicht gemacht...auf Kosten der mehrheitlich ehrlichen Nutzer die Daten hochgeladen haben die jetzt wahrscheinlich nie mehr abrufbar sind.

Aber Zensur ist auch das hier:
Video: youtube, ARD, ZDF und die Internet-Zensur

Demokratie oder Lobbykratie?
(Rhetorische Frage)
 
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Lord Cracker

Gast
Hier wir eine Plattform auf Kosten der Nutzer dicht gemacht...auf Kosten der mehrheitlich ehrlichen Nutzer die Daten hochgeladen haben die jetzt wahrscheinlich nie mehr abrufbar sind.

Wollen wir wirklich so tun, als läge das Geschäftsmodell von Megaupload.com nicht in der massenweise Verbreitung von urheberrechtlich geschütztem Material?

Und erspare mir bitte die kleinen Propaganda-Videos. Auch ich bin gegen die nun in den USA zur Entscheidung anstehenden "Acts", mit reinen Piraterie- und Warez-Servern hat das aber aus meiner Sicht nun nicht wirklich etwas zu tun. Kim Schmitz ist und bleibt ein Betrüger und er hat hier versucht, sich die Taschen auf Kosten der Produzenten des Contents voll zu machen. Mach' da keinen Robin Hood draus.
 

Sigfried d. Starke

Gast
Einige kleine Beispiele bisheriger Zensur.... da wo wir es wissen und da wo wir es eigentlich nicht annahmen.

YouTube-Nutzer auf der gesamten Welt hatten am Sonntag das Nachsehen: Statt Web-Videos bekamen sie für zwei Stunden nur eine Fehlermeldung präsentiert. Grund: eine Zensurverfügung in Pakistan.

Die Volksrepublik China ist eines der Länder, die eine Internet-Zensur durchführen. Die Mechanismen zur Zensur des Internets in der Volksrepublik China werden innerhalb und außerhalb Chinas als Great Firewall of China oder The Golden Shield Project bezeichnet. Die chinesische Regierung gibt offiziell vor, nicht anders als viele andere Länder auch, die Bevölkerung vor schädlichen Inhalten (Gewalt, Pornografie, Kriminalität) zu schützen.

Das*iranische Regime*will das Volk*vom Internet abkoppeln. Der Start eines geschlossenen, "sauberen" Intranets soll jetzt kurz bevorstehen.*Bis dahin*sollen rigide neue Überwachungsmaßnahmen verhindern, dass sich im*Zuge der bevorstehenden Wahlen*Widerstand im Netz regt.

Bereits im im Februar 2002 hat die Bezirksregierung Düsseldorf mit ihrem Regierungspräsident Jürgen Büssow alle Provider des Landes Nordrhein-Westfalen verpflichtet, zwei Internet-Seiten aus den USA für deutsche Kunden zu sperren. Dieses war ein erster Schritt. Inzwischen wird eine Zensur-Infrastruktur geplant, die es erlauben soll, landesweit Webseiten per Mausklick zu sperren.
Dies ist nicht der erste Fall von Zensurmaßnahmen im World Wide Web.

Die Bundesanwaltschaft fordert von den deutschen Providern die Sperrung der in den Niederlanden gehosteten Webseite der Zeitschrift "Radikal". Selbst die Homepage der damaligen stellvertretenden PDS-Bundesvorsitzenden Angela Marquardt wird gesperrt, weil sie einen Link zur Radikal-Seite gesetzt hat. Nachdem dutzende von Mirrorseiten entstanden sind, gibt die Behörde kleinbei.

Auf Betreiben der US-Behörden wird dem Österreicher Hans Bernhard die Domain vote-auction.com entzogen, die dieser in der Schweiz registriert hatte. Weder in der Schweiz noch in Österreich verstießen die Inhalte gegen geltendes Recht.

Auf Betreiben von Scientology kappt das US-Unternehmen Cignal die Verbindungen des holländischen Providers Xtended Internet. Ein Kunde des Providers hatte eine Seite ins Netz gestellt, die sich kritisch mit der Sekte auseinandersetzt.

Die Schweizer Untersuchungsrichterin Françoise Dessaux fordert die Schweizer Provider auf, zwei Webseiten zu sperren, und droht sogar mit einer Anklage wegen Beihilfe. Es geht um einen simplen Fall von Ehrverletzung. Während die Provider der Anordnung Folge leisten müssen, bleibt der Urheber der Seiten vorerst ungeschoren.

Die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen (Zensursula) unterzeichnete zunächst medienwirksam Sperr-Verträge zwischen dem BKA und fünf Internet-Zugangs-Anbietern, um dann ein Internet-Sperren-Gesetz (Zugangserschwerungsgesetz) auf den Weg zu bringen. Die Folge war die bis dato erfolgreichste Online-Petition gegen dieses Gesetz.

Warum Netzsperren schlecht sind


Die vielzitierten Probleme Nazi-Propaganda und Kinderpornographie lassen sich nicht durch Sichtblenden im Internet lösen. Die Seiten bleiben nach wie vor im Netz. Es wird niemand zum Nazischläger, nur weil er sich auf einer Internetseite verirrt hat. Man kann die Nazis im Netz nicht ausblenden, wenn sie real durch deutsche Städte marschieren. Für die Extremisten selbst stellen die Sperren, wie man in der Vergangenheit sehen konnte, keine besondere Behinderung dar.
"Auch rechtsradikale Propaganda ist als Information nützlich. Sie verweist auf gesellschaftliche Probleme, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen", sagt CCC-Sprecher Andy Müller-Maguhn.
Das Totschlagargument Kinderpornographie schlägt ebenso fehl. Kinderpornos sind weltweit illegal. Wo immer solche Bilder auftauchen, kann die Justiz des Staates direkt eingreifen und die Täter verfolgen. Sichtblenden sind also unnötig.
Grundsätzlich können die Netzsperren als unzureichend eingestuft werden. Der Zugang wird erschwert, aber nicht vollends verhindert, erst recht nicht wird gegen die beanstandete Seite vorgegangen. Die jetzigen Sperren lassen sich einfach durch die Änderung des DNS umgehen.
In den Schubladen einiger Unternehmen liegen bereits Konzepte für eine komplette Sperrungs-Infrastruktur. Sobald diese etabliert ist, wird es nicht lange dauern, bis tausende Seiten gesperrt werden, sei es aus politischen, wirtschaftlichen oder sonstigen Motiven. Die internationale Konnektivität ist nachhaltig gefährdet!

Quelle: CCC
 
Du bist also für Zensur? Interressant.

Zumal eine gewisse Zensur nicht schaden kann. Man darf außerhalb des Internets auch nicht alles.
 

Sigfried d. Starke

Gast
Du bist also für Zensur? Interressant.

Zumal eine gewisse Zensur nicht schaden kann. Man darf außerhalb des Internets auch nicht alles.

Wo seht das ich für Zensur bin?

Da hat man die Abdruckrechte für ein Bild vielleicht nicht erworben oder ist einer Falschmeldung einer Nachrichtenagentur über die Pleite eines Unternehmens aufgesessen. Nicht zu vergessen sind die Nennungen von zweifelhaften Internetadressen, die beispielsweise Filme oder Musik kostenfrei anbieten – selbst wenn dies in guter Absicht geschieht, als Warnung vor juristischem Ärger. Käme deshalb jemand auf die Idee, diese oder eine andere Zeitung in Deutschland zu verbieten? Oder noch absurder: den Zeitungskiosk an der Ecke verantwortlich zu machen?

Auch in Europa gibt es derzeit Bestrebungen, Urheberrechtsverletzungen nicht an der Wurzel zu packen (sprich: den Raubkopierer zu fassen), sondern die Internet-Provider verantwortlich zu machen. Das ist einfacher, wirkungsvoller – und nichts anderes als staatliche Zensur im Auftrag wirtschaftlicher Interessen. Und wo ein technisches Instrument geschaffen wurde, wird es immer Bestrebungen geben, dieses auch für andere Zwecke einzusetzen. Nicht umsonst werden Netzsperren derzeit ausschließlich von Diktaturen wie China oder dem Iran eingesetzt.
 
Wollen wir wirklich so tun, als läge das Geschäftsmodell von Megaupload.com nicht in der massenweise Verbreitung von urheberrechtlich geschütztem Material?

Und erspare mir bitte die kleinen Propaganda-Videos. Auch ich bin gegen die nun in den USA zur Entscheidung anstehenden "Acts", mit reinen Piraterie- und Warez-Servern hat das aber aus meiner Sicht nun nicht wirklich etwas zu tun. Kim Schmitz ist und bleibt ein Betrüger und er hat hier versucht, sich die Taschen auf Kosten der Produzenten des Contents voll zu machen. Mach' da keinen Robin Hood draus.

@Lord Cracker
Ich darf wohl sagen, dass ich mich mit dem Thema auskenne.
Megaupload ist ein winziger Fisch, wenn es um Warez geht!
Die dicken Fische sind Uploadet.to, Filesonic.com und Share-online.com.
Das oft besprochene Rapidshare ist inzwischen nur noch ein ganz kleiner Fisch.

Ich erkläre mal, wie das mit den Geld verdienen geht, am Beispiel eines Filmes.
1. Der Uploader rippt den Film
2. Er packt sie als zip oder rar danach
3. Er splittet die Datei in mehrere Parts jeweils ca. 100MB
4. Er läd sie hoch (Geldquelle 1)
5. Er verlinkt alle Parts auf Seiten wie relink.us (Geldquelle 2)
6. Er stellt den Link zur Verlinkseite in ein Warezboard


Ok.
Da gibt es ein sogenanntes Vergütungssystem.
z.B. Uploadet.to zahl pro 1000 Downloads 30€.
Auch relink.us zahlt pro Zugriffe eine gewisse Summe.
So er verdient, an den 1000 Downloads dann etwa 500€ bei 15 Parts.
 

Lord Cracker

Gast
Weil du tust so, als wären alle Leecher Assis.
Das mit den Filehostern ist so ne Sache.
Du kannst dir ein Regal kaufen und Raubkopien reinlegen
oder deine Urlaubsfotos.
Wie bei einem OCH, Usenet usw.

Kannst Du es noch einmal mit ein wenig mehr Sinn in der Aussage versuchen? Wie ich bereits aufzeigte, hat sich Robin Kim mit der Verwertung von urheberrechtlich geschütztem Material eine recht goldene Nase verdient. Es sei denn, Du möchtest davon ausgehen, dass die meisten Filehoster so viele Nutzer haben, weil Leute dort ihre Urlaubsfotos hochladen?
 

DeletedUser26243

Gast
ich denke, er sieht den host wie ein regal an und das ist ja auch nicht so falsch. Stellst du ein Regal mit raubkopierter Software auf die Straße, garnierst das Regal mit bezahlter Werbung und verteilst die Software an Interessierte, machst du dich genauso strafbar. Der Vergleich mit dem Regal zeigt nicht etwa, wie harmlos das alles ist, sondern wie verboten es ist, egal wie man es dreht und wendet. Die Robin Hood Verklärung dabei ist ne besondere Heuchelei, zum Kotzen!
 
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