Zumindest haben sich die offiziellen Aussagen zum Spielerschwund geändert. Hieß es Mitte vergangenen Jahres noch, die Zahlen würden sich - global betrachtet - mehr als zufriedenstellend entwickeln, änderte sich das Innosprech im vierten Quartal doch schon um einige realitätsnähere Nuancen, um sich nun zum Jahreswechsel auf ein Eingestehen des Spielerschwunds einzupendeln, meist eingeleitet durch ein "Macht Euch keine Sorgen....", und begründet durch eine "gewisse Bereinigung der Accountzahlen" aufgrund aktuell nicht stattfindender Marketingmaßnahmen und schleppender Eröffnung neuer Welten, und meist noch verziert durch den Nachsatz "Wir werden weiterhin in Grepolis investieren".
Übersehen und verschwiegen wird aber weiterhin, dass zweifellos in Grepolis investiert worden ist, die vorgenommenen Änderungen und Ergänzungen aber zum überwiegenden Teil
- völlig an den Bedürfnissen und Erwartungen der Stammspieler vorbeigingen,
- zu Lasten von Performance, zeitnaher Aktualisierung, Usability/Handling und allgemeiner Spielerfahrung gingen,
- das Balancing des Kampfsystems zerstörten (Bonusstapelei)
- negativ in die Ingame-Kommunikation eingriffen (Allianzfinder - Wann wird endlich der sinnfreie automatisierte Bewerbungstext entfernt?),
- die Startphase zwar beschleunigten, gleichzeitig aber mit der Questflut des ärgerlichsten, aufgeblähtesten und seinen eigentlichen Zweck am heftigsten verfehlenden Tutoriums, das mir je untergekommen ist, zur Qual werden, und die Anfänger mit bereits für Eroberer interessanten Städten völlig unvorbereitet aus dem Anfängerschutz kommen lassen.
- der Entwicklung hin zu einem klaren Pay2Win-Spiel im letzten Quartal 2014 durch Eventflut, Goldhandel und Sofortkauf in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit Vorschub geleistet haben.
Selbstverständlich werden sich bei Eröffnung neuer Welten und entsprechender Marketingunterstützung neue Schnupperer einfinden und die Zahlen werden weltweit kurzfristig anziehen. Aber nur, was dann auch im Spiel hängenbleibt, zählt letztlich, und das "Gesamtkunstwerk", das alte und neue Spieler nach den vergangenen beiden Jahren vorfinden, ist so problembefrachtet und qualitativ so in den Keller gegangen, dass keine Marketingmaßnahme der Welt die Abwanderbewegung auffangen kann. Grepolis hat in den vergangenen beiden Jahren das Vertrauen und die positive Mundpropaganda vieler seiner treuen Stammspieler verloren, und in viel zu vielen Fällen die besagten Stammspieler gleich noch dazu.
Auf dem deutschen Markt (aber selbstverständlich nicht nur dort) fehlt nun außerdem schon viel zu lange ein offen auf die Community zugehendes, kommunikationsstarkes und Transparenz zulassendes und vorlebendes Community Management. Es muss doch mittlerweile bemerkt worden sein, dass diese Community schon auf kleine Anzeichen von Entgegenkommen und kleinste Verbesserungen des Kommunikations- und Informationsverhaltens positiv und dankbar reagiert - wir sind diesbezüglich ja nicht wirklich verwöhnt. Aber warum gibt es dieses Zugehen auf die Community nicht, warum wird nicht wirklich kommuniziert, sondern bestenfalls verwaltet? Warum wird zensiert, gelöscht, ausgegrenzt und bestraft, wo Transparenz, Information und das Zulassen von Diskussion und Geben von Antworten Wunder wirken könnte? Die meisten hier wären schon glücklich, wenn die CMs ein einziges Mal sagen würden: Ja, ich habe verstanden, was Euch besonders am Herzen liegt, und ich werde das Thema firmenintern treiben - ich kann nicht versprechen, dass ich damit Erfolg habe, aber ich versuche es. Die Community-Foren sollen Schnittstellen zwischen Anbieter und Usern/Kunden sein, aber sie können es nur sein, wenn das Community Management nicht "dicht macht" (in mehr als einem Sinne).