Es ist - laut jenem denkwürdigen Inno-TV-Beitrag für Mai - in der Tat geplant, bis Ende des Jahres sogenannte Casual Welten aufzusetzen, in denen nicht nur die Startstadt/Hauptstadt nicht eroberbar ist, sondern auch die Kulturlevel stark limitiert (im englischen Original: heavily limited) sein werden.
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Wer auch immer kann, sollte sich die Aussagen (insbesondere ab 2:35) im englischen Original anhören, denn die deutschen Untertitel mildern die eigentlichen Aussagen eher ab. Die Reaktionen, die das Video in meinem Grepolis spielenden Bekanntenkreis auslöste, lassen sich nur mit purem Entsetzen umschreiben, und es hagelte sehr sehr böse Sätze. Für mich persönlich kann ich nur sagen, dass dieses Video für mich den mentalen Abschied von Grepolis eingeleitet hat, da es ganz klar belegt, dass das mit der "Weiterentwicklung" betraute Team in einem Elfenbeinturm kilometerweit über der Spielrealität schwebt und nicht in der Lage ist, auch nur simpelste Mechanismen dieses Spiels und der Spielspaß-Generierung zu verstehen und umzusetzen. Und das ist sehr milde ausgedrückt.
Und ich spreche hier nicht als angebliche "Hardcore"-Spielerin. Ich finde es völlig legitim, das Spiel auch nicht ganz so aktiven Spielern zugänglich zu machen. Nicht jeder hat ja Spaß daran, sich nachts für Angriffe oder Support den Wecker zu stellen oder gleich eine Stadt zu verlieren, wenn er sich ein paar Stunden am Stück um Privat- und Berufsleben kümmern will. Die bisherigen Hyperborea-Welten erfüllen eigentlich alle Kriterien für ein solches ungetrübtes Spielvergnügen, samt Bash- und Expansionsmöglichkeiten. Öfter als einmal habe ich daher gehört und gelesen, dass sich Spieler wünschten, dass neue Hyperborea-Welten eröffnet werden, da die bestehenden schon zu alt und für Neueinsteiger somit nicht mehr wirklich attraktiv sind.
Aber nein... bei Inno muss es gleich ein völlig neues Sonderwelt-Konzept sein, und natürlich mindestens so undurchdacht und zum Haareraufen wie so gut wie alles, was wir in den letzten anderthalb Jahren an neuen Konzepten vorgesetzt bekommen haben. Ein Spiel, dessen Spielprinzip und Hauptreiz auf der Expansion von Spielern und Allianzen und der Schaffung von möglichst geschlossenen Allianzgebieten beruht, wird durch die Einführung von uneroberbaren Städten ad absurdum geführt, die zum bloßen Ärgernis werden, und zwar nicht nur für die sie umgebenden feindlichen Spieler, sondern auch für ihre Besitzer, die sie ums Verrecken nicht loswerden können (um z.B. zu ihrer Allianz zu siedeln). Dem eigentlichen Hauptwunsch der Casual Spieler, nämlich der Wunsch, den Account auch mal ungestraft ein zwei Tage vor sich hindümpeln lassen zu können, ohne Städte zu verlieren, wird nicht Rechnung getragen, denn alle weiteren Städte sind ja weiterhin eroberbar. Was nützt dem Spieler die eine Stadt, die an ihm hängt wie ein Stück Blei, wenn er damit in feindlicher Umgebung zur Dauerfarm wird? Sieht für das Entwicklerteam so Spielspaß aus? Oder fehlt doch eher jede Imagination bezüglich der Folgen dieses Ansatzes, einschließlich der glasklaren Möglichkeit vorsätzlich ins Spiel gebrachter 1-Stadt-Stör-Accounts?
Die "starke Begrenzung der Kulturlevel" in diesen Welten wird damit begründet, dass man die Schere zwischen starken und schwachen Spielern nicht so weit aufgehen lassen will, und damit, dass Casual Spieler ja ohnehin nicht die Zeit investieren wollen, die die Verwaltung vieler Städte mit sich bringe. Es stellt sich die Frage, welcher "starke" Spieler in einer solcherart "kastrierten" Welt starten würde, in der ihm die Accountentwicklung von vornherein beschnitten wird, und Grepolis-typische individuelle und Allianzziele ohnehin nicht erreicht werden können. Wofür soll man denn kämpfen, wenn man nicht vernünftig wachsen und kein Allianzgebiet sichern kann? Dagegen ist jede Hyperborea-Welt eine extrem spannungsgeladene Angelegenheit...
Über die auch hier wieder zutage tretende unerträgliche Gängelei kann ich mich über alle Maßen aufregen. Es ist Sache des Spielers, wieviele Städte er verwalten kann und möchte, und nicht Sache des Game Designers. Seitdem ich Grepolis spiele, lese ich immer und immer wieder im Forum die Bitte um Einführung von Hilfen für die Verwaltung großer Accounts (was so ganz nebenbei auch das Bot-Using drastisch verringern würde). Die Generierung von Kulturleveln einzuschränken, um den Spielern die Verwaltung großer Accounts "zu ersparen", ist purer Zynismus. Das tut einfach nur noch weh.
Aber die absolute Steigerung des Ganzen ist die Aussage ab 3:26, mit der für mich auch das ganze Thema "Weltwunder-Revamp" gestorben ist. Es bringt absolut nichts, da Brainstorming zu betreiben, Vorschläge zu machen oder auch nur zu diskutieren: Wenn man vom "langweiligen" Erobern wegkommen möchte, und das neue Endgame-Feature kompatibel sein soll mit der Totgeburt des vorgestellten Casual Welt-Konzepts, ist Grepolis spätestens dann mausetot. Das ist der Punkt, der bei uns das womöglich größte Unverständnis hervorruft. Es ist ohnehin schon ein kaum lösbares Problem, für das von bereits viel zu vielen vom Spielgeschehen abgekoppelten Minispielchen und viel zu vielen Boni versaute Spiel noch ein irgendwie erstrebenswertes neues Spielziel zu konzipieren. Wie man sich auf dem Weg dorthin noch ein derart gewaltiges weiteres Bein stellen kann, indem man sich darauf festlegt, dass dieses Spielziel auch mit den geplanten kastrierten und blutleeren Casual Welten kompatibel sein soll - ich kann es nicht verstehen. Und das ist der Punkt, wo die geplanten Casual Welten nicht mehr einfach etwas sind, das man mit einem mitleidigen Achselzucken abtrun kann, sondern die Zukunft von Grepolis sehr konkret beeinflussen. Da muss man dann einsehen, dass es eigentlich wirklich keine gemeinsame Gesprächsbasis mehr gibt, da die Game Designer vom Elfenbeinturm nicht mehr herunterfinden.
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Dass Helena zukünftig die Belagerungsdauer verkürzen soll, ist da als kleine Anekdote aus diesem selben Video-Beitrag nur noch eine Fußnote wert. Die Revolte-Spieler werden sich sicher freuen...^^