Ich finde du denkst zu kurz, indem du grob gesagt in deinem Beitrag dem Täterprofil der Massenmedien mit seinen tendentiösen Zuschreibungen folgst und dich mit keinen anderen Hypothesen oder Hintergrundmotiven kritisch auseinandersetzt.
Die Analyse weist das übliche "konservative" (eher neoliberale) Mainstream-Muster auf, dass die Reichen sowieso schon zu viel zahlen, die Armen allen auf der Tasche liegen etc pp., dessen Echo wir diverse regeansche trickle-down-Märchen, Märkte-Deregulierungs-Fierberträume und Privatisierung der Infrastruktur, des Gesundheitswesens (es fehlt noch: Politik - aber die ist ja bereits indirekt durch Lobbyeinfluss privatisiert), Sozialisierung individueller Verluste und so weiter und so fort verdanken. DU bist (und verzeih mir diesen Ausfall) genau derjenige Prototyp leistungsaffektiver, kleinbürgerlicher Multiplikator dafür, dass der dumpfe Pöbel irgendwann, wahrscheinlich in naher Zukunft, mit dem Knüppel auf der Straße steht und Bürgerwehr spielen "darf" um seinen Aufstockerjob behalten zu dürfen (worauf er ja seeehr stolz sein kann, denn er arbeitet ja so hart und ist dadurch ja immer noch besser als der ohne Arbeit!?!), während der Überwachungsstaat sich selbst anfordert um die Ordnung, nach der ja augenscheinlich verlangt wird, nach bestem Wissen und Gewissen - wie die Umstände es eben gerade erfordern - zu gewährleisten.
Woraus schließt du dies? Wieso glaubst du, hätte ich mich mit dem Thema nicht kritisch auseinander gesetzt?
Zum Täterprofil:
Ich gehe davon aus, dass es größtenteils Arbeitslose sind, oder Personen die sozial benachteiligt und/oder Unzufrieden sind. Dies ist keine "einseitige, konservative" Meinung, sondern eher eine Tatsache.
Um dies zu beweisen, genügt ein Umkehrschluss: Welcher Person in der Oberschicht/Mittelschicht fackelt seine eigenen bzw. andere Luxusautos ab und aus welchem Grund?
Ok, ein paar Irre gibt es da wohl immer, aber statistisch gesehen (vor allem z.B. in den Banlieus in Frankreich) zeigt sich nunmal, dass Perspektivlosigkeit und die Arbeitslosigkeit von z.B. Jugendlichen schon eher ein Antrieb ist Autos abzufackeln, statt einem Managergehalt von mehreren Millionen oder 3000€ Brutto im Monat plus Gewinnbeteiliung. Ich denke, dass wenn du in diesem Punkt anderer Meinung bist, so hat sich eine weitere Diskussion erledigt.
Um auf meine "neoliberale" Meinung zurückzukommen:
Unabhängig davon, wie hoch der monatliche Betrag für die Existenzsicherung ist, hätte ich gerne folgende Fragen von dir geklärt:
Wieso soll ein Staat mehr als den notwendigen Betrag für die Sicherung der Menschenwürde bezahlen?
Bedenke:
Bei einem höherem Satz werden meiner Meinung nach die Beitragszahler geschröpft da sie von den Empfängern ausgebeutet werden, bei einem niedrigeren herrscht ein Verstoß gegen die Würde des Menschen. Hierbei ist es nicht von Belang, wie hoch und ob es einen genauen Betrag mit x€ überhaupt gibt, auch die Gesellschaftliche Akzeptanz von Alg. II sowie deren Behandlung in den Massenmedien ist für die Beantwortung dieser Frage ohne Belang.
Die Profite der fortwährenden Automatisierung haben sich auf zu wenige konzentriert, während der Anteil des Humankapitals am Wertschöpfungsprozess stetig abgenommen hat.
Nein, daran kann es definitiv nicht liegen. Zwar hast du mit deiner Aussage recht denn die Definition des Wertschöpfungsprozesses so wie du ihn benutzt wird mit etwa der folgenden Definition beschrieben:
Wertschöpfungsprozess
Wertzunahme durch die Bearbeitungsschrittfolge im Fertigungsprozess von der Rohstoffstufe bis zum fertigen Erzeugnis.
Dann kommt aber folgender Satz:
Es ist also weniger Kapital an die Menschen als Lohn für Arbeit geflossen.
Spätestens hier zeigt sich dein Denkfehler, denn die Schlussfolgerung daraus habe ich bereits erwähnt. Für die heutigen Arbeitsplätze ist der obige Begriff des Wertschöpfungsprozesses kaum noch von Belang. Die meisten Arbeitsplätze (über 70%, Tendenz steigend) beziehen sich auf den Dienstleistungssektor.
Demnach sind im Wertschöpfungsprozess diese Arbeitsplätze weggefallen, würden aber wieder neu verteilt auf Dienstleistungen, was ein Überangebot an eher ungebildeten Arbeitskräften verursacht hat. Der Dienstleistungssektor erfordert aber häufig eine bessere Bildung, weshalb meine eigentliche Aussage wieder zutrifft:
Diese Menschen sind häufig aufgrund ihrer Untauglichkeit für viele Bereiche des Dienstleistungssektors frustriert, weshalb sich eine Perspektivlosigkeit dieser Personen bildet, so dass es trotz offener Stellen vor allem im Ingenieurswesen weiterhin keine Arbeit finden. (Falls du Untauglichkeit zu "hart" findest, wieso gibt es dann einen Fachkräftemangel?)
Die Folge:
- Autos werden angezündet
- Radikalisierung, linksextreme werden mehr, weil die Arbeitgeber schuld sind bzw. die Regierung mit zu niedrigen Sozialleistungen
- Radikalisierung, rechtsextreme werden mehr, weil die freien Stellen mit qualifizierten Ausländern belegt werden und weil diese dann gröhlen (THEY TOOK OUR JOBS)
Außerdem bitte ich eines zu bedenken:
Aus deinen letzten zwei Zitaten ist eine falsche Schlussfolgerung: Aus der Tatsache, dass der Lohn für den Wertschöpfungsprozess abnahm (da weniger Arbeiter), die Produktivität aber zunahm, folgerst du, dass die Arbeitgeber mehr Geld haben. Die 70% der anderen Arbeitennehmer ignorierst du dabei aber, denn besonders die Forschung und Entwicklung einiger Unternehmen ist sehr kostspielig, auch dort kann man als Arbeitnehmer sehr gut verdienen.
Des Weiteren:
Es ist also weniger Kapital an die Menschen als Lohn für Arbeit geflossen. Und der "Lohn", den die Maschinen erwirtschaftet haben, die die Arbeit der Menschen übernommen haben, ist nicht auf die Menschen, die keine nun keine Arbeit mehr hatten umverteilt worden
Du bist schon ein bisschen weltfremd, oder?
Daher meine Frage:
Wieso steht einem Arbeitslosen, dem aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen gekündigt wurde, eine Umverteilung der Gewinne des Arbeitgebers zu, also eine Art "Rente"?
Dazu habe ich folgende Gegenargumente, mit Beispielen:
1. Ich bin der Meinung, dass wir in einer leistungsorientierten Gesellschaft leben, deshalb hat der Arbeitslose erst einmal an der Arbeit anderer bzw. anderer Maschinen nichts zu verdienen. Die Umverteilung soll dann extern über denn Staat über bzw. Gewerbesteuer, Umsatzsteuer meinetwegen auch über eine noch nicht existierenden Maschinensteuer geregelt werden.
Folgendes Beispiel:
Was wäre denn, wenn Arbeiter A wegrationalisiert wird, Arbeiter B im selben Unternehmen mit gleichem Lohn aber nicht. Nun verdient Arbeiter A deswegen eine "Rente" von 100€. Er findet den gleichen Job wieder bei einem anderem Arbeitgeber, gleich gut bezahlt. Nun, erkläre mir, wieso Arbeiter A 100€ mehr verdienen soll als Arbeiter B, obwohl beide dieselbe Tätigkeit machen?
2. Haben Rationalisierungsmaßnahmen meistens auch Kosten. Der Arbeitgeber müsste demnach die Maschine bezahlen, sowie eine Art "Rente" für den ehemaligen Arbeitnehmer. Dies würde also die Kosten steigern, was letztlich zu weniger Rationalisierungsmaßnahmen führen würde. Klingt erstmal nicht so schlimm, verringert aber den Industriealisierungsgrad enorm. Hätte man damals im Prozess der Industriealisierung die Feldarbeit so wie du wolltest wegrationalisiert, wäre unser heutiger Wohlstand nicht so ausgeprägt, bzw. wir hätten einen Industriealisierungsgrad von vielleicht noch im frühen 20. Jahrhundert. Dies folgt daraus, dass es weitaus weniger lukurativ wäre, jemanden deswegen zu entlassen. Die Folge: Die Gesamtzahl an Gütern wäre wesentlich knapper bemessen (Beispiel: da man lieber 2 Autos in 2h von Hand fertigt, anstatt auf die teure Methode von 4 Autos in 2h umzusteigen), was wiederrum weniger Wohlstand bedeutet. Auch wenn ich kein Fan dieser konsumgeilen Gesellschaft bin, kann die Güterzahl eigentlich nie hoch genug sein.
Das, lieber "just4fun" habe ich in deiner Stellungnahme irgendwie vermisst.
Das liegt daran, dass weder der Niedriglohnsektor, noch an den bösen Unternehmern, sondern die Ursache der Brände an einigen Arbeitslosen bzw. Schüler die kaum Chancen auf eine Perspektive, also deren Perspektivlosigkeit für die Zukunft liegt. Dieses zeigt sich dann als Frust gegenüber dem Eigentum anderer. Ursache scheint meiner Meinung nach also eher die Arbeitslosigkeit/Perspektivlosigkeit statt einer Arbeit mit niedrigem Lohn zu sein oder ausbeutenden Arbeitgebern zu sein.
Wenn du dies anders siehst, so bitte ich dies zu begründen.
Also just 4 fun, da muss ich Dir aber widersprechen. Reiche können von mir aus gerne in das Ausland gehen, das Sozialsystem wird nicht unbedingt gleich kippen oder gar vernichtet. Reiche können sich eine private Krankenversicherung leisten und zahlen somit nicht in die gesetzliche ein. Reiche brauchen keine Rentenbeiträge bezahlen, weil sie selbstständig sind oder soviel Geld haben um nicht arbeiten zu müssen (Aktionäre insbesondere). Warum glaubst Du das das Sozialsystem umkippt?
Ich schrieb:
Das ist zwar ein
unrealistisches Szenario, zeigt aber, dass zum Sozialstaat immer zwei gehören und deshalb immer zwei dies zu entscheiden haben.
Es kommt immer darauf an, wie man reich definiert. Und wie man Sozialsystem kippt definiert. Solange diese Parameter nur deklariert und nicht definiert sind, ist jede Diskussion zwecklos.
Sie sind diejenigen die uns als Arbeitnehmer ausbeuten um selbst ein schickes und vor allendingen schönes Leben zu führen.
Das erinnert mich an die armen Millionen verdienenden Manager. Die werden übelst ausgebeutet. Die geldgeilen Aktionäre saugen den vor Boni strotzenden angestellten arbeitnehmenden Manager doch geradezu aus.
Ich hoffe du verstehst, was ich damit sagen will...