Hallo,
es ist doch klar das ich in einem Einsatz an einer X-beliebigen "Front", als Soldat innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Lage beurteilen muß. Ist diese Bedrohung lebensgefährdend oder nicht? Das ganze geschieht im Zusammenwirken von Ausbildung und automatisch verinnerlichten Abläufen, sowie vom eigenen Überlebenswillen und Selbsterhaltungstrieb. Hinzu kommt noch die unbekannte Komponente von kreatürlicher Angst. Dies muß zwangsläufig in Situationen führen die einen selbst überfordern und reagiert mit hoher Wahrscheinlichkeit so, wie man eben nicht reagieren sollte, respektive aus nachträglicher Sichtweise und Beurteilung, nicht reagiert hätte. Sofern man überlebt!
Eigene Moralvorstellungen, auch die Entwicklung zum moralischen Menschen, durch das Aufwachsen in einer demokratisch geprägten Umgebung mit zivilisierten Werten, Schule, Bildung, Mentalität, Religion, Beruf, soziales Umfeld etc. pp, ergibt in seiner Summe das, was wir darstellen.
Dann prallen eben jene Werte mit denen zusammen, die das oben genannte entweder gar nicht beinhalten, aus Sicht der Person jeweils anders, oder aber unterschiedlich interpretieren.
Was da im Kopf abläuft vermag ich nicht zu sagen, auch nicht, ob ich das als Aussenstehender zu beurteilen vermag. Ich maße mir auch nicht an jenen Menschen zu verurteilen, der in einer Zwangssituation (!) völlig irrational handelt mit entsprechenden Ergebnissen. Was ich für verwerflich halte, ist die Art und Weise wie man im Nachhinein damit umgeht. Erst forciere ich (Politik) die Eskalation und die möglichen Folgen, in dem ich einen Mensch als Soldat in solche Situationen bringe, um ihn später aufgrund seines Handeln und Wirkens zu verurteilen. Als Politiker setze ich mich nicht dieser Situation aus. Ich muß nicht über Wenn´s und Aber`s mir den Kopf zerbrechen, noch muß ich, der Politiker, mir Gedanken darüber machen, was tue ich wenn meine Waffe nicht funktioniert? Wie reagiere ich im Menschengedränge, fremde Sprache, andere Hautfarben, andere Kultur. Er bewegt sich nicht über fremdes Land und muß nicht Repressalien fürchten, weil er in Uniform dort ist, mit Waffe in der Hand um zu schützen? Zu helfen! Mit Waffen! Das ist...irgendwie...schizophren.
Es kommt zu Verlusten. Auf beiden Seiten. Man redet im eigenen Land von Kollateralschäden, asymmetrischer Kriegsführung, Konfliktsituationen, Kämpfen, Auseinandersetzungen usw., das üblich politsche Bla Bla. Alles was man hier, in unseren Wohnzimmern am TV und in Zeitungen so mitbekommt, vorgekaut und vorverdaut, entsprechend aufbereitet, mit oder ohne Unterton der Manipulation, mit oder ohne Stimmungsmache, dafür oder dagegen. Wir bilden uns Meinungen und haben Ansichten. Politiker zerreissen sich wieder in heissen Reden die Mäuler und postulieren, es müsse dieses oder jenes anders gemacht werden.
Hilft das dem Mann/Frau in seiner Situation? Nein. Er steht weiterhin alleine dem gegenüber das sein Leben bedroht. Berechtigt oder unberechtigt ist unerheblich. Sein Leben ist bedroht, er reagiert, überlebt und wird verurteilt. Hat er nicht überlebt wird natürlich sogleich die mangelnde Ausrüstung kritisiert, die mangelnde Ausbildung, oder gar die unfähigen Offiziere, die Führung angegriffen, obgleich ihrer Unübersicht derartige Situationen überhaupt zuzulassen. Frage ich mich dann ob das fair ist, muß ich eingestehen, eindeutig nein.
Frage ich mich ob ich mich irgendwie den Soldaten verpflichtet fühle, moralisch betrachtet, müßte ich antworten Ja. Sie sind dort, weil wir, die Bürger, diese Politk gewählt haben. Also sind wir, indirekt, aber dennoch maßgeblich durch unsere Wahl, unseren Landsleuten in Uniform verpflichtet.
Doch was tun wir? Wir unterhalten uns in einem Forum über die erteilten Konzessionen im realen Leben und verschieben nebenher Pixelsoldaten in einem Browsergame. Wir veruteilen oder befürworten, reden vielleicht von Pflichten und Ehre, vaterländischen Floskeln, politischen und soldatischen Geplänkel? Wir vergessen darüber völlig, weil es bereits so tief in uns drinsteckt, dass dieses Leben in diesem Land uns diese Möglichkeit bietet, die Freiheiten, darüber zu sprechen. Alles darf gesagt werden. Alles ist möglich. Andere Länder bieten diese Option nicht ohne Auswirkungen auf Leib und Leben, meine geistige Einstellung, zum Besten zu geben. Die Frage ob legal oder illegal ein Tanklastzug in einem Kriegsgebiet mit Verlusten an Menschenleben, durch wen auch immer verursacht wurde ist unerheblich. Schicke ich meine, eure, unsere Soldaten in ein Kriegsgebiet, dann kann ich nicht hier mit meinem Hintern im Wohnzimmer, wo draussen die Schneeflocken fallen und mir Gedanken mache..oh..morgen habe ich wieder Stau auf der Autobahn..., das Resultat verurteilen und verdammen weil Menschen im Krieg mal wieder Menschen getötet haben! Wenn scharf geschossen wird auf breiter Front, wenn gebombt wird, in die Luft gejagt, mit Panzerfäusten geschossen, mit Raketen, dann ist das Krieg. Ich kann das anders ausdrücken aber es bleibt dennoch Krieg.
Wer das toll findet mit einer Waffe rumzulaufen, der soll es machen. Wer es toll findet kaserniert zu leben, der soll das machen. Wer es toll findet als fitte Kampfsau durch Dreck zu robben, in Zelten zu wohnen, zu schwitzen, zu frieren, im gepanzerten Karren zu fahren, der soll das machen. Wer sich zum Soldaten berufen fühlt und hofft einmal einen scharfen Schuss auf einen Menschen abzufeuern..der hat eindeutig einen Pfeil im Kopf! Dennoch...denke ich dass wir eine Armee benötigen. Auch wenn wir uns hier im Klaren sind, das Armeen überflüssig sind.
Allerdings sollen wir uns mehr um die "da draussen" kümmern und sie nicht alleine lassen. Wenn wir unsere Soldaten in ferne Länder schicken, hier munter neue Waffen entwickeln und diese verkaufen, daran profitieren (ich erinnere mal an den Panzerverkauf an die Türkei und dem Thema Einsatz gegen Kurden), dann sollten wir uns nicht wundern wenn unsere Soldaten mit diesen Waffen im Ausland töten. Oh..hoppla...so hatten wir uns das aber nicht vorgestellt...das widerspricht ja unseren Gesetzen...ei ei ei.
Ja oder Nein? Entweder oder? Da gibts keine Grauzone. Da gibts nur Schwarz oder Weiss! Ein bischen schwanger geht ja auch nicht? Raus oder rein?
Solange wir in dieser Nato sind müssen wir auch "ran". Wir können uns nicht immer hinter unseren Gesetzen verstecken. Dann sollten wir raus aus der Nato..dann würden solche Diskusionen auch anders zu werten sein. Und dann darf ich auch sagen wer was wann wo wie zu machen hat. Dann kann auch auch sagen..jo wir helfen..aber nur mit Sanis, mit Minensuchern etc.
Werden aber diese Helfer beschossen..dann sag ich raus oder aber..zurückschiessen.
Gruß