Es wird immer einzelne geben, die nicht zufrieden sind, aber im Grunde ist das Gemeinwohl die Summe der Eigeninteressen der Individuen. Die Demokratie tut das zwar nicht perfekt, aber sie sorgt als einzige Staatsform für die Erfüllung der Volksinteressen.
Nein, die Summe ist es eben nicht. Keine Addition, sondern eine Schnittmengenbildung, wenn man da wirklich mit mathematischen Modellen herangeht.
Betrachten wir nur die Summe von unseren beiden Interessen: Ich will keinen Staat, du willst einen Staat. Wie soll die Summe davon aussehen? Das lässt sich nicht vereinigen und nicht summieren, das schließt sich aus.
Dann machen wir mal mehr Interessen rein: Ich will Essen und keinen Staat. Du willst Essen und einen Staat. Schnittmenge: Wir wollen beide Essen. Das ist schon mal ein "Allgemeinwohl", in diesem speziellen Fall ist es sogar ein vernünftiges. Aber dieses Allgemeinwohl ist weiterhin nicht die Summe unserer Interessen, sondern die gewaltsame Abstraktion, das wegschneiden aller inkommensurablen, nicht zur Deckung zu bringenden Interessen.
Im Kapitalismus haben wir das Problem, dass die Interesse sämtlicher Mitglieder der Gesellschaft sich gegenüberstehen. Wenn ich reich sein will, dann hilft es mir, wenn du arm bist. Wenn ich Essen will, dann muss ich arbeiten wollen, wenn ich arbeite, produziere ich da meine eigene Armut, indem ich den Reichtum eines anderen produziere. Es gibt da nichts zu versöhnen.
Allgemeinwohl ist, wenn man diese Schnittmengenbildung vornimmt, eine komplett leere Menge.
Das einzige, was den Ideologen der Demokratie übrig bleibt, ist, nicht von den Interessen der einzelnen Menschen zu abstrahieren, sondern die Menschen selbst ins abstrakte Volk zu pressen. Die Demokratie hat sozusagen den Menschen abgeschafft und durch das Volksmitglied ersetzt.