Patrick, Ein sehr schöner Link, wirklich, ich danke dir dafür. Ein paar Fakten können keiner Diskussion schaden. Also:
"Cannabis ist weltweit das am häufigsten konsumierte illegale Suchtmittel."
Stimmt. Das könnte man aber leicht ändern durch eine Cannabislegalisierung.
"Nach aktuellen epidemiologischen Zahlen hat knapp die Hälfte der jungen Erwachsenen Erfahrung mit Cannabis."
Nach einer Studie der Charité trinken sogar während der Schwangerschaft (!) 58 % der Frauen Alkohol.
"4 bis 7 Prozent aller Cannabiskonsumenten sind cannabisabhängig"
2,5 Mio. Alkoholkranke leben in Deutschland - das sind 3,1 % der Bevölkerung, wobei da auch Minderjährige mitgerechnet sind. Man nehmen wir mal nur die volljährige Bevölkerung und unterstellen da, dass 90 % der Erwachsenen Alkohol konsumieren (unabhängig von der Menge). Und schon ist der Anteil der Alkoholabhängigen unter den Alkoholkonsumenten mit 4,3 % etwa so hoch wie der Anteil der Cannabisabhängigen unter den Cannabiskonsumenten.
Beim Tabakkonsum ist es noch schlimmer: Als "Raucher", das heißt als regelmäßiger Konsument (bei dem man beim Tabak in der Regel von einer Sucht ausgehen muss), bezeichnen sich etwa 25 % der Bevölkerung ab 15 Jahren - d. h. der Anteil der Tabakabhängigen an der Gesamtbevölkerung ist vier mal so hoch wie der Anteil der Cannabisabhängigen an den Cannabiskonsumenten.
Wobei da immer die Frage ist: Ab wann ist man Konsument? Wenn man regelmäßig trinkt/raucht/kifft? Ab einer gewissen Menge pro Woche/Monat? Schon wenn man ein einziges Mal in seinem Leben getrunken/geraucht/gekifft hat? Nur bei exzessiven Konsum? Und ab wann ist man abhängig?
Diese Fragen müssten für einen echten, belastbaren Vergleich geklärt werden. So alleinestehend ist eine Zahl von 4 bis 7 % erstmal absolut nichtssagend.
"Die Cannabisabhängigkeit ist oft mit anderen psychischen Störungen assoziiert, die keineswegs nur die auch unter medizinischen Laien im Kontext des Cannabiskonsums diskutierte schizophrene Psychose betreffen. Vielmehr werden bei Cannabisabhängigen auch Angst- und affektive Störungen sowie Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert."
Richtig. Allerdings bringt das keinen Mehrwert in die Diskussion. Tatsächlich ist unter Psychologen sogar umstritten, ob Cannabis überhaupt zu Psychosen führt - oder ob vielmehr bei vielen "durch Cannabis" an Psychosen erkrankten Personen eine bereits vorhandene Psychose-Veranlagung zum Ausbruch gebracht wird.
Die Mehrheit der Psychologen ist mittlerweile der Meinung, letzteres sei der Fall. Die Unterscheidung ist aber wichtig: Wenn Cannabis die Psychose nur zum Ausbruch bringt, dann wäre der selbe Patient, hätte er kein Cannabis konsumiert, vermutlich später auch wegen der Psychose in Behandlung - die Störung hätte sich dann an etwas anderem, z. B. an einschneidenden Lebensereignissen, entzündet.
Es gibt sogar unter manchen Psychologen die (Minderheiten-)Auffassung, dass bestehende, aber noch nicht ausgebrochene Psychosen zum Cannabiskonsum animieren - die durch Cannabis "ausgelöste" Psychose wäre dann eigentlich die Ursache, nicht die Folge, und der Cannabiskonsum wäre nicht die Ursache, sondern ein Symptom.