Ein kleines Essay über das "innere" Gewahrsein! Teil 2

Xuntal

Gast
Teil 2:

Machen wir einmal die (gedankliche) Probe auf’s Exempel: Selbst jetzt, da Ihr alle diese Zeilen lest durch die ich versuche (mit mehr oder weniger Erfolg), Euer einfaches Gewahrsein (sprich: Aufmerksamkeit) an mich zu binden, lärmt es in Euren köpfen munter drauf los!!! JEDER von Euch liest zwar meine Worte, aber gleichzeitig spielt sich in Eurer „Denkschüssel“ ein munteres Nebenprogramm der eben erwähnten Couleur ab. Darum ist ein tiefes Gewahrsein nicht möglich ohne eine praktizierte Stille der Gedanken. Nun ist die Forderung:

Stellt den Lärm ab!!!​

zwar legitim und einfach gesagt – aber umso schwerer getan! Aber auch dies kann man lernen! Man muss lernen JEDEN der Sinne EINZELN unter Kontrolle zu bringen, die Filter möglichst grob zu rastern und sich vorerst mit einfachen Dingen (der Essenz der Dinge) zu begnügen. Je einfacher das Muster ist, desto einprägsamer ist es. Nur SO erlangt man die Fähigkeit, das innere Gewahrsein nicht zu verlieren und gelangt so zur ungeteilten Achtsamkeit!

Der Kampf mit der „Geräuschmaschine“ in unseren Köpfen hat nichts Dramatisches oder gar Heroisches an sich. Resultate erzielt man durch die Wiederholung kleiner Bemühungen – so wie Wassertropfen einen Stein aushöhlen. Wer sich ernsthaft um sein inneres Gewahrsein bemühen will, muss auch die Überzeugung haben, dass die Tagträume und die imaginären Konversationen nutzlos sind, nichts bringen und manchmal regelrecht gefährlich sind. Erst dann, wenn man einen Geschmack am inneren Schweigen erworben hat und einen entsprechenden Widerwillen gegen die inneren Geräusche entwickelt hat, können die Anstrengungen den Grad der Intensität erreichen, der eine wirkliche Veränderung bewirken kann. Man MUSS sich einfach darüber im Klaren sein, dass die uns beschäftigenden „Geräusche“ ein Symptom des „wachen Schlafs“ sind – unserer Existenz auf der dritten Ebene – und nur, wenn man seine Tagträume opfert, so harmlos sie einem auch erscheinen mögen, kann man aus diesem Zustand heraus.
Erinnern wir uns an das grobe Raster, an die Essenz der Dinge und an die Einschaltung eines Filters, quasi eines „Wächters“ über mein Wachbewusstsein. Den Hüter an der Eingangspforte meiner Wahrnehmung. Wenn ich ihn schlafen schicke – dann werden mich wieder hundert Dinge überfluten und ich mein Wachbewusstsein an jeden bunten Kieselstein verlieren, der am Wegesrande liegt. All’ diese Dinge werden unser Gewahrsein wieder vereinzeln und in uns nicht jenen „göttlichen Funken“ entzünden – den wir alle in uns tragen (sollten).

Die Probe auf’s Exempel ist auch hier leicht gemacht. Ich bitte Euch nur mal um Eines: Öffnet Eure Augen!!! Versucht einmal, mit ‚ungeteilter Achtsamkeit’ Eure Mitmenschen in ihrer profanen Umgebung wahr- und aufzunehmen. Und Ihr werdet (hoffentlich mit Erschrecken) feststellen, dass um uns her ein Meer von leeren Gesichtern, erloschenen Augen und hängenden Erscheinungsbildern ihr Dasein fristet. Ihr werdet feststellen, dass die Menschen sich in den seltensten Fällen an oder gar in die Augen sehen können und das ein jeder nur nach seinem Glück (oder was er dafür hält) hascht und das die Wenigen, die sich wohltuend von der Masse abheben, selten geworden sind…..

Worte, Definitionen und Kommentare können den unvoreingenommenen Beobachter höchstens verwirren. Will jemand wirklich herausfinden, was hinter der Grenze liegt, so gibt es nur eine Möglichkeit: Nämlich sie zu überschreiten und nachzusehen!

Es wäre allerdings gut, sich für diese Reise eine Straßenkarte und/oder einen Führer zu beschaffen, aber: JEDER Schritt muss aus eigener Kraft zurückgelegt werden…..


Xuntal.:



Xuntal.:​
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

The Conqueror

Gast
Interessantes Essay, gratuliere! Auch sehr schön ausgeführt.

Aber leider verstehe ich den, Wert/Nutzen des inneren Schweigens nicht ganz.

Klar es ist wichtig, dass man sich nur auf ein Geräusch oder einen Gesprächspartner konzentrieren kann, aber muss man dann gleich "Tagträume" im Sinn von Tagesplanung aufgeben?

Anderseits frage ich mich ob das möglich ist. Ich meine wenn ich mich auf einen Gesprächspartner konzentriere, dann erhalte ich gleich mehrere Informationen:

- Der Inhalt
- Wie er spricht (Lispelnd, stockend, unsicher, selbstbewusst = Gegenüber erschafft seinen Eindruck bei mir)
- Seine Gestik

Und als heterosexueller Mann kann ich nicht bestreiten, dass ich bei einer sehr attraktiven Frau, ganz instinktiv, auch an was Anderes denke...
 

Xuntal

Gast
Eine Antwort:

Klar es ist wichtig, dass man sich nur auf ein Geräusch oder einen Gesprächspartner konzentrieren kann, aber muss man dann gleich "Tagträume" im Sinn von Tagesplanung aufgeben?

NEIN!
Du verwechselt da Äpfel mit Birnen.
Du musst nur den "Hüter der Schwelle" wach und bei Laune halten. Tagesplanung ist positiv und erforderlich.
Tagträume = Geschwätz aus der Lärmmaschine (ist der Rasen schön grün)

Latürnich mag es auch Momente geben, wo der schöne Rasen im Mittelpunkt meines Interesses steht, z.B. wenn ich mich an der Natur erfreuen möchte.

Inneres Gewahrsein bedingt einfach, das man sich stets und ständig seiner Selbst bewußt ist und in diesem Bewußtsein auch Herr seiner Entschlüsse und Handlungen ist.

Männi Grietings: Xuntal.:
 
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