Ein neues Essay: Über das Wesen der Entspannung, Teil 1.

Xuntal

Gast
Über das Wesen der Entspannung:​

Wie sieht das dann heutzutage aus? Viele Menschen reden sich ein, dass sie arbeiten um zu leben. Da wird so mit Ach und Krach (und mit verschwiemelten Augen) der Montag ‚hinter’ sich gebracht – getreu der alten Arbeiterdevise: Montag rum – Woche rum! Dienstags fühlt man sich immer noch als halbe Leiche, der Mittwoch geht meist so, Donnerstag blüht man auf und am Freitag, nach eins, da macht sowieso jeder Seins!!! (◄ Thank’s God – it’s Friday!!!) Und dann ist wieder Party angesagt…..

Da könnte man wirklich meinen, die Republik ist von der Zugspitze bis Flensburg eine einzige Party-Meile? Nur leider hat das mit „Entspannung“ wenig bis garnix zu tun. Nun ja, kann man sich ‚trösten’ die Batterien werden eh’ im Urlaub wieder aufgeladen(?) wirklich??? Fremdes Essen, fremde Umgebung, Hitze, Lärm, Dreck – gekrönt mit einem Häubchen Jet-Lag??? Wir haben es wohl alle irgendwie verlernt…..

Diese Schemata treffen i.d.R. nur auf ganz „normale“ Menschen zu. Dann gibt es aber auch noch die, die Schicht- und Sonderdienste fahren (müssen), die neben der beruflichen Anspannung noch andere „Päckchen“ zu tragen haben.

1. Es gibt viele Wege, den inneren Lotos zu finden:

Als der streßßgeplagte Europäer den japanischen Zen-Meister nach dem Geheimnis tiefer Entspannung fragte, lächelte dieser: „Geh’ in den Garten und hacke Holz – die Nächte werden schon kühl.“

Der Schüler murrte innerlich. Holz hacken? War er dafür so viele tausend Kilometer gereist?? Aber er tat, wie man ihn geheißen. Am nächsten Tag schickte ihn der Meister auf den dörflichen Gemüsemarkt – er sollte die Wochenvorräte für sich und die Brüder einkaufen. Wieder war der Schüler ärgerlich. Einkaufen, handeln, feilschen, schleppen? Eigentlich war er ja nach Japan gekommen, um die Stille der Gärten und Tempel zu genießen. So ging das die ganzen ersten 14 Tage: Eine Nichtigkeit jagte die andere.

In der Woche darauf schickte ihn der Meister in den Klostergarten, zum Unkraut jäten. Nun ja – er war zumindestens schon mal im Garten. Resigniert machte sich der Schüler an die Arbeit. Als er um die Mittagsstunde in der warmen Sonne etwas rastete, wusste er plötzlich, dass er gefunden hatte, weswegen er eine so weite Reise auf sich genommen hatte: Wahre, tiefe Ruhe durchströmte seinen Geist und seine Seele. Frieden, obgleich der Rücken und die Hände schmerzten.

In diesem seligen Augenblick kam der Meister vorbei, lächelte zufrieden und sprach:

Stille ist im Herzen der Töne,
Frieden in der Mitte des Streits,
die größte Ruhe ist im Auge des Sturms!

Wenn Du Entspannung suchst –
gehe NICHT in die Wüste,
Du würdest nur Deine Unruhe
dorthin mitnehmen!​
Dies ist eine wichtige Botschaft für gestresste Europäer: Für alle, die Entspannung und inneren Frieden immer mehr zu einem sagenhaften Fetisch in einem fernen Goldland machen. In Wahrheit ist Entspannung nichts mystisches, nichts Besonderes – sondern ein natürlicher Teil unseres Lebens. Wer mit einem fahrigen Geist und aufgepeitschten Nerven Ruhe herbeizwingen will, hat damit ebenso wenig Erfolg wie der Schlaflose, der mit seinem drängenden „Ich-will-jetzt-Einschlafen!“ die Nachtruhe nur vertreibt.

Selbst ich jetzt hier, der ich diese Zeilen an Euch aufschreibe, bin herrlich entspannt. Dezente Nachdenke-Musik erklingt, die Lunte brennt, das Töpfchen Blattwasser ist in Reichweite, kurzum: Ich kann gar nicht so schnell tippen, wie die Gedanken aus mir herausströmen!!!

2. Panta rei:
(griechisch = alles fließt)

Unser gesamtes Leben ist ein stetiger Wechsel von Spannung und Entspannung. Ein stetiges Fließen, ein immerwährender Wandel ruht in allem Belebten und Unbelebten. JEDER Herzschlag, JEDE Muskelbewegung und sogar JEDE Seelenregung sind ein An- und Abschwellen, Nehmen und Geben, Anspannen und Loslassen. Die Abstände mögen so kurz sein wie etwa das Pochen des Herzens –

oder so gedehnt wie der Wechsel zwischen Wachsein und Schlafen. ABER: Es ist immer ein Rhythmus, der Menschen = Körper, Seele und Geist auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Frequenzen durchpulst.

Nun haben aber viele von uns – vielleicht die Meisten – die unselige Neigung, die natürlichen Rhythmen zu verlassen, quasi: „Aus dem Takt“ zu geraten. Spannung wird allzu oft nicht genügend entspannt und dadurch aufgelöst. Zum Beispiel, wenn ein Tag (mal wieder) ein Übermaß an Stress und Frust beschert hat – oder wenn man in einer längeren Krisenzeit Stresspunkte speichert wie Fettzellen im sprich-wörtlichen Kummerspeck!

Die absolut wichtigste Ursache aber für unsere Neigung zu Dauerstress ist unser „antikes“ Stress-Alarm-System im Körper. Dieses System ist von der Natur niemals modernisiert oder auch nur überholt worden! Ganz einfach deshalb, weil „Mutter Natur“ dazu einfach noch keine Zeit hatte. Wenn wir uns die sog. ‚Erdzeituhr’ vorstellen, lebt der „homo sapiens“ erst einige wenige Minuten und das antiquierte Alarm-system funktioniert immer noch wie zu Zeiten unserer Ur-Ur-Ur-Ur-Ur- Urahnen im gefährlichen Urzeitdschungel: Beim Anblick einer zähnefletschenden Bestie schoss unseren Altvorderen Adrenalin ins Blut (das Stresshormon) und machte ihn schlagartig so wach, dass er entweder wacker kämpfen – oder schnell davonrennen konnte. Im Kampf oder auf der Flucht baute sich im Körper des gestressten Ur-Menschen dann das Adrenalin wieder ab.

Bei uns heutzutage sieht die Chose GANZ anders aus: Schon ein plötzliches Telefonschrillen oder eine Schrecksekunde am Steuer lösen gleichfalls einen Adrenalinschock in unserem Körper aus, auf dem wir dann buchstäblich „sitzenbleiben“. Umso mehr, als das das „moderne“ Leben tagein, tagaus jede Menge Schrecksekunden mit Adrenalinbeigabe anzubieten hat.

Schlussendlich hat westlicher Dauerstress mit unserem Lebensstil zu tun. Wir Europäer messen dem Spiel, dem Nichtstun nicht dieselbe Bedeutung zu – wie der Arbeit. Nur selten gönnt sich der ‚normale’ Mitteleuropäer die Zeit, des Tagesstress wirklich und bewusst abzu-bauen. Dies versucht er meistens, auf das Wochenende oder gar auf den Urlaub zu verschieben. Oder er hofft, dass der nächtliche Schlaf – oder was er dafür hält – den notwendigen Großputz in seinem Nervensystem schon besorgen wird.

3. WOHIN aber mit den Resten?

Ungenügend oder gar nicht aufgelöste Stressreste aber werden chronisch und graben sich als Spuren in den Körper ein. Vor allen Dingen in Form von Muskelverspannungen, die unsere Lebens(stress)story erzählen: Die Angst im Nacken, die Wut im Bauch, die Mühsal des Lebens im Kreuz, die Überforderung auf den hängenden Schultern, kurzum: Ein Teufelskreis, der einem irgendwann mal „an die Nieren“ gehen wird. Denn sind die Verspannungen erstmal da, dann verhindern sie wie Knoten oder Panzerketten tiefergehende Entspannung.

Auf der ganzen Welt haben Menschen immer wieder Mittel und Wege gesucht, um den natürlichen Zustand vollkommener Gelöstheit und Enzspannung wiederzufinden und –herzustellen. Die wohl größte Erfahrung damit haben die Asiaten, denn sie kultivieren und pflegen die Entspannung so wie wir unser Berufs-Image!

4. Allheilmittel YOGA???

Yoga (und die ‚modernen’ Abwandlungen davon) ist wohl eines der verbreitesten Mittel und Methoden zur Entspannung. Sie entstammt dem indischen Kulturkreis und kombiniert sog. ‚Asanas’ (=Körperhaltungen) mit Atemübungen, mit wechselnden Zielsetzungen und Erfolgen. Es bedarf jedoch jahrelanger Übungen und eines in sich gefestigten Men-schen, bevor sich hier greifbare Erfolge einstellen – um nicht eventuell durch psychische Rückkopplungen Schäden ganz anderer Art hervorzu-rufen. Der Weg des Yoga ist – genau wie der der Zen-Meditation ein langer und dornenreicher. Man könnte fast sagen, für den erfolgs-hungrigen West-Menschen zu lang und zu dornig.

BEHAUPTUNG: Das größte Hindernis auf dem Weg zur Entspannungs-Harmonie ist wohl das (bei fast allen) gestörte ‚eigene’ Körperempfinden. Der normale Mitteleuropäer besitzt einen chronischen „Sperrriegel, der meist quer durch unseren „Äquator“ geht. Diese innere Zerrissenheit macht es uns unmöglich, den eigenen Körper als EINHEIT zu verstehen und anzunehmen. Diese Blockade verhindert ein „Loslassen“, ein allzu tiefes in-sich-gehen. BEWEIS: Wenn wir, gebeugt von des Tages Mühen, erschöpft von der ach so vielen Arbeit in jenem kleinen, meist gekachelten Raum unserer Wohnung auf dem „Thron“ sitzen und versuchen, uns von der „Last“ des Alltags zu befreien, WAS machen wir dann an diesem Örtchen? Wir DRÜCKEN!!!

Anstatt uns zu ent-spannen, anstatt l o s z u l a s s e n, anstatt dem Körper zu gestatten, mit seinen eigenen, natürlichen und physikalischen Regularien eingreifen zu lassen, anstatt wir dem Gesetz der Schwerkraft Folge leisten – da wird gedrückt und gequält, was das Zeug hält!!! Meistens haben wir ja auch schon in dem Bereich gewisse „Altlasten“ zu tragen, da wir dem eigenen Körper selten zu natürlichen Zeiten, d.h. wenn er sich meldet, nachgeben. Wen wundern da noch die Höchstum-sätze der Pharmaindustrie im Bereicht der Laxa(toxi)gene. Schon die alten Japaner sagten treffend: „Ein Mensch, der seine Mitte verliert, handelt selten klug!“

5. Andere Möglichkeiten?

Für die asiatische Medizin (in Indien, China, Tibet oder Japan) ist Verspannung immer nur die Folge eines gestörten Energieflusses im Körper. In Jahrtausenden haben diese Völker eine Vielzahl von Methoden und/oder Therapien entwickelt, um den Energiefluss (CHI) im menschlichen Körper wieder zu harmonisieren. Von der Akupunktur über die Akupressur bis hin zu jener sanften, wundervollen Bewegungslehre des T’ai Chi Chuan, bei uns fälschlicherweise oft als „Schattenboxen“ bezeichnet.

Ob nun Zen oder T’AI CHI, ob Massage oder autogenes Training – an die meisten dieser Therapieformen kann man heute relativ leicht gelangen. Sie bieten eine ungefährliche Alternative zum Sedativum.

Wer sich jedoch diesen relativ Zeit-/Geldaufwendigen Kursen und/oder Behandlungen nicht unterziehen möchte, dem können ein paar alte, aber doch wirkungsvolle „Hausmittelchen“ helfen am Ende des Tages (oder nur so zwischendurch) rasch und aktiv zu „entstressen“.

6. Die vier Entspannungstricks:

a) Der Seelenseufzer:

Da wäre z.B. der ‚Stoßseufzer der Seele’. Dies ist so eine Art seelisches Fieberzäpfchen. Es nimmt dem Stress die Spitze – und kann ÜBERALL angewendet werden. Im Auto, am Arbeitsplatz, zu Hause. Das ganze Geheimnis: Ein paar Mal tief einatmen und hörbar wieder ausatmen (seufzen). Wenn es geht, dabei die Augen schließen oder die Hände (Fingerspitzen) auf die Augen legen. So macht man eine kurze Pause, hält inne und nimmt sich quasi für einen Moment aus einer Situation heraus, die einen zu überrennen droht.

b) Das Atemzählen:

Dies ist eine Methode, die ungleich stärker wirkt als ‚a’. Hierbei muss man sich aber auch wirklich, d.h. auch physisch aus der Situation „ausklinken“ – z.B. durch umdrehen, wegdrehen oder hinsetzen. Dann zählt man BEWUSST die nächsten 30 (i.W. dreißig!) Atemzüge. DAS hilft. Garantiert! Ein Beispiel zur Verinnerlichung: Sonnabendvormittag, Innenstadt, großes Kaufhaus –Hektik hoch 5! Aus dem Trrrubel herausdrehen, meinetwegen an die Wand oder in eine Dekoration starren und zählen….. 1…, 2…, 3…, 4…, 5…..
Quod errat demonstrandere!

c) Die Diba-Methode:

Disconnection by action, wie die Franzosen zu sagen pflegen. Auf Deutsch: Tobe Dich zur Entspannung. „Geh und hacke Holz!“, sagte der Zen-Meister in unserer Eingangsgeschichte. Ein Blick auf den genervten Europäer hatte ihm gezeigt: Mit Meditation ist ihm (noch nicht) zu helfen. dies ist das eigentliche Problem für die meisten. Wir sind einfach zu aufgedreht, zu unruhig, zu aufgeputscht, um die tiefen Methoden der Entspannung überhaupt nutzen zu können.

Wenn wir uns in einem solchen Zustand hinsetzen, springen wir alsbald wieder auf: Der Kopf rast, das Herz klopft wie wild – In der Regel die ersten Erfahrungen eines West-Menschen, der zum ersten Male meditiert.

Überhaupt und VOR allen Dingen: Die „Lärm-Maschine“ in unseren Köpfen RUHIG zu stellen und unter Kontrolle zu bringen ist wohl das schwierigste Unterfangen überhaupt! Dies braucht alleine schon Jahre des Trainings und gelingt selbst dann nur selten.
 
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BigLuli

Gast
Ganz schön!
Muss aber etsmal noch Teil 2 lesen ^^
 
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Nightfly777

Gast
Naja Hauptsache es entspannt Beiträge anderer Leute zu zerpflücken, sie zu beleidigen und provozieren, mit seinem Wissen prahlen und in den Krümmeln suchen um dem anderen eine rein zu würgen.

Das entspannt ungemein, ich vergaß *ohhhmmmm*
 
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