so, jetzt geb ich hier auch mal meine 2cents und oute ich mich mal als jemand mit erheblichem unbehagen.
zu der unsicherheit, ob hirntot nun wirklich tot ist, wurde ja schon hingewiesen. mal ehrlich, das ist der stand der aktuellen medizinischen forschung. kann sein, das der als wahr bestehen bleibt, kann sein, dass man das in medizinerkreisen in 10 jahren völlig anders sieht.
dann wird mit den zwei medizinern, die den tod feststellen suggeriert, dass die das beide wirklich und ausführlich untersuchen. aber ist das wirklich so? im heutigen klinikalltag sind ärzte permanent im stress und häufig überarbeitet. da ist die schnelle und unkritische unterschrift des zweiten arztes auch ne möglichkeit, eine aufgabe schnell zu erledigen. (man kann sich ja auf den kollegen verlassen) kann man jetzt schnell als spinnerei abtun, aber an der uni lehrende gerichtsmediziner gehen davon aus, dass bis zu 50 prozent der morde nicht entdeckt werden, weil sich die totenschein austellenden ärzte nicht genug zeit für die leichenschau nehmen.
aber auch sonst geht in kliniken und krankenhäusern genug schief, es wird nur wenig drüber geredet. zynisch gesagt: derjenige, der bei der aktiven organspende bedauerlicherweise noch lebt, wird sich hernach garantiert nicht mehr beschweren...
neben den überlegungen fühle ich mich auch von der pro-organspende-lobby fast gestalkt. überall werd ich aufgefordert, meine organe zu spenden und mir gefälligst den ausweis zu besorgen. und wenn nicht, dann bin ich irgendwie uncool und unsolidarisch. und die fragenden bis vorwurfsvollen blicke der pro's sind nach nem outing schwer zu ertragen. da hat man (quasi)religiöse vorbehalte und wird als gestrig, unwissenschaftlich und unaufgeklärt angesehen. klar hab ich nicht die vorstellung von nem jenseits, in dem die spender dann ohne ihre organe rumlaufen müssen (auch wenn mir das schon unterstellt wurde). aber ich will doch ganz und vollständig von dieser welt gehen. irgendwie fühl ich mich da auch in eine jahrtausendelang bestattungskultur eingebettet, in der es üblich war, den körper als ganzes zu beerdigen. mir missfällt auch diese objektivierung des gerade sterbenden/toten. nur weil es klinisch möglich ist und irgendeinem zweck dient, werden die körper zerlegt und nutzbar gemacht. ums zynisch zu sagen: wenn die postmortale verwertbarkeit so akzeptiert ist, dann kann ich auch andere zwecke für legitim halten. z.b die verarbeitung zu hundefutter oder ner neuen anti-faltencreme oder die energetische nachnutzung als biogas (mehr erneuerbare energien sind ein anerkanntes gesellschaftliches ziel)
aber zurück zur jetzt aktuellen debatte: ich möchte mich vielleicht nicht über mein nachableben äußern und vielleicht auch gar nicht darüber nachdenken. das war bisher mein gutes recht und es entspricht auch einem aktuellen menschenbild. aber plötzlich soll ich das recht nicht mehr haben? plötzlich soll ich mich äußern müssen? warum denn ? nur weil es einen angenommenen oder tatsächlichen mangel haben? nur weil irgendwelche pro-spender mir ihre art des lebens, ihre frage aufdrängen wollen? ich find das ziemlich krass. und dann noch diese miese erwartung, dass ich "ja" sagen soll. so kommen zumindest bei mir diese ganzen tv und kinospots an.
übrigens: im gegensatz zu weiter oben getätigten äußerungen, sieht man einer zu beerdigenden leiche die organentnahmen sehr wohl an. es gibt da auch ne fernseh-diskussionsrunde, in der das die mutter eines spenders sehr drastisch beschreibt. ( dazu gibt es auch das buch der frau:
http://www.amazon.de/Unversehrt-sterben-Konfliktfall-Organspende-Mutter/dp/3466367794 )
eines von beidem empfehle ich wirklich jeder und jedem, die/der sich "pro" entscheidet.
aber eigtl. will ich hier nicht missionieren.
also ich bin aus rationalen und irrationalen gründe gegen eine spendebereitschaft und möchte weder gefragt werden noch mich dafür rechtfertigen müssen.