Es gibt eben Leute die das interessierte. Warum schreiben Leute ein Testament, planen ihre Totenfeier/Bestattung oder sonstiges ?
Es gibt eben einfach Menschen die selber über den Tod hinaus die Kontrolle haben wollen.
Ein Testament ist etwas völlig anderes und überhaupt nicht mit der Verweigerung der Organspende zu vergleichen: Mit einem Testament steuere ich die Besitzzuweisung, und es dient dazu, dass ich für bestimmte Menschen Vorteile raushole (und sei es, dass ich dadurch nur die Erbschaftsteuer umgehe ^^). Die Verweigerung der Organspende dient niemals irgendjemand zum Vorteil.
Wenn du die Bibel ablehnst ist da deine Meinung. Allerdings die Bibel komplett als unwahr zu verkaufen ist falsch. Ebenso wenig wie dir ein gläubiger die Existenz Gottes beweisen kann kannst du die Nichtexistenz Gottes beweisen. Insofern solltest du religiöse Betrachtungen nicht außer Acht lassen.
Ich muss die Nichtexistenz Gottes zum Glück gar nicht beweisen, Russels Teekanne und so. Ein Gott, der wissenschaftlich nicht belegbar ist und nur dazu führt, dass wissenschaftlich erklärbare Abläufe unnötig verkompliziert werden, fällt dem Ockham'schen Sparsamkeitsprinzip zum Opfer und existiert nicht. Aber darum gehts auch gar nicht, ich glaub du hast einfach den Witz nicht verstanden:
Es ging mir nur darum, dass irgendjemand der tot ist, sich nicht in die Welt einmischen kann und somit mich nicht dafür bestrafen kann, wenn ich ihm gegen seinen Willen die Organe rausschneide (schließlich ist er ja tot). Das ist wissenschaftlich einwandfrei belegt, ansonsten würden noch immer Songs von John Lennon die Charts erobern (das wäre wunderbar). Die einzige Ausnahme wäre: Der Tote steht wieder von den Toten auf. Wenn dass passieren würde, würde das alle Auferstehungen Jesu in den Schatten stellen: Selbst wenn Jesus auferstanden ist (was ich aber nicht annehme), dann hatte er (da sind sich alle Evangelisten einig) noch alle notwendigen Organe. Würde jemand ohne Organe wiederauferstehen, wäre dieser Akt vermutlich wieder ne neue Religion begründen.
Das manche Leute es nicht wollen. Mit bloßem Willen kann soviel erreicht werden, warum ihn in dieser Frage ausblenden?
Der Witz an der Sache ist: Der Wille erlischt mit dem Tod, er kann also *eigentlich* nur ein Argument gegen Lebendspenden sein.
Außerdem ist es falsch zu sagen, mit dem Willen könnte man viel erreichen. Die Behauptung (die man an jeder Ecke hört) stellt einen Fehlschluss dar. Richtig ist: Wer keinen "Siegeswillen" hat und unmotiviert ist, der kann nicht viel erreichen. Weil er sich nämlich nicht anstrengt. Die Leistung nur durch den Willen steigern, ist aber unmöglich.
Wer körperlich nicht mehr als 200 kg stemmen kann, der wird auch nicht mehr stemmen, egal wie sehr er es sich wünscht. Kommt er jedoch einmal vollkommen unmotiviert zum Fitnesscenter, dann hat er vielleicht schon mit 150 kg sein Probleme.
Wenn du auf Bahnschienen rumturnst und unter die Reifen eines Zug kommst, bist du weg vom Fenster, egal wie sehr du dir wünschst, dass du das überleben wirst, es sei denn, dass du rechtzeitig zur Seite wegspringst. Hast du jedoch auch noch deinen Lebenswillen verloren, dann wirst du vermutlich nichtmal versuchen, von den Gleisen zu springen.
Was wird wohl passieren wenn man nun routinemäßig gefragt wird ? ich vermute viele werden es ablehnen sich Gedanken zu machen und erstmal "vorsorglich" widersprechen (nach dem Motto Nachdenken und Ändern kann ich meine Meinung ja immer noch ...)
Viele Umfragen (im folgenden:
Befragung der Deutschen Stiftung Organtransplantation DSO aus 2010) sagen ja aus, dass sehr viele Leute (etwa 70 bis 80 %) gerne spenden würden - aber (verdammte Arschlöcher) manche (11 %) zu faul sind, nen Organspendeausweis auszufüllen. Gerade Minderjährige haben oft das Problem, dass sie gar nicht wissen, ab welchem Alter sie spenden dürfen. Und viele Menschen machen sich schlicht keine Gedanken über den Tod, weil sie Angst davor haben: 34 % derer, die keinen Organspendeausweis haben, geben das direkt als Grund dafür an, und ganze 62 % sagen aus, dass sie das jetzt nicht entscheiden wollen, was in meinen Augen auch nur eine andere Formulierung dafür ist, sich keine Gedanken über den Tod machen zu wollen.
Aber immerhin 25 % geben an, sie wissen nicht, wo es die Spenderausweise gibt - da müsste man doch was gegen machen können, und da könnte man durch meinen Lösungsvorschlag gegensteuern.
Die religiösen Gründe, die immer in der Öffentlichkeit breit diskutiert werden und die du hier auch hochhältst, spielen nur in 9 % der Fälle eine Rolle, sind also eigentlich zu vernachlässigen. Lustig dabei ist vor allem: Von den Menschen, die einen Ausweis haben, geben 27 % als Grund dafür - genau, jetzt kommts - religiöse Motive an.
Viele Leute wissen auch gar nicht, dass man auf einem Spenderausweis auch eintragen kann, dass man gar nichts spenden möchte, und man kann den Umfang der Spende auf gewisse Bereiche eingrenzen oder gewisse Bereiche davon ausgrenzen. Mit ist das egal (was interessiert mich mein toter Körper?), deswegen hab ich angekreuzt, dass ich alles spenden will. Ich kann es aber verstehen, wenn zum Beispiel jemand sagt, dass er keine Haut oder keine Extremitäten spenden will (ja, man kann auch Arme und Beine spenden). Wie gesagt, mir ist das egal, ich sehe *für mich persönlich* keine Grund, diese Dinge nicht zu spenden. Im Gegenteil: Wenn ich nach dem Tod keine Organe, keine Haut und keine Körperteile mehr hab, weil alles gespendet wurde, haben meine Angehörigen sogar den Vorteil, dass sie Beerdigungskosten sparen.
Aber worauf ich hinaus will: Man kann mit dem Organspendeausweis halt nicht nur bestimmen, dass man spendet, sondern auch, dass man nicht spendet. Ich empfehle daher jedem - auch den Spendegegnern - dringend, dass sie sich einen Spenderausweis besorgen. Ganz einfach, um den Angehörigen (die im Optimalfall sowieso über den Tod trauern) nicht auch noch die Bürde aufzuerlegen, dass sie über die Organspende entscheiden müssen. Dieser Gedanke ist für 72 % der Menschen, die einen Ausweis haben, ein Grund dafür gewesen, sich den Ausweis zu besorgen.
Interessant ist: 36 % der Spendegegner finde, man solle "der Natur freien Lauf lassen". Wäre diejenigen konsequent, würden sie auch keinen Fernseher und keinen PC besitzen, nicht mit dem Auto oder Bus fahren, keine Kleidung tragen, nur rohes Fleisch essen (Golum-Style ^^). Und ich wette, die betreffenden Personen lassen sich bei gebrochenen Knochen auch nen Gips machen, haben vielleicht keinen Blinddarm mehr und hatten vielleicht früher mal ne Zahnspange. Das Argument der freien Natur ist daher extrem sinnlos.