Schule und Bildung - war früher alles besser?

ca alors

Gast
In dem Thread "Warum es keinen Spaß macht" kam ein Interessantes Thema auf.

Über den Umweg des primitiven "Rechtschreibflames" entstand eine Diskussion über das heutige Bildungsniveau, gerade in den Gymnasien.

Die alte Garde vertritt dabei (wie bei fast allen Themen) offenbar die Prämisse "Früher war alles besser!" ;)

Ich als Abiturient von 2009 (Bayern, falls das was zur Sache tut) kann darüber immer wieder nur lachen und will mir meine Leistung natürlich nicht mit Aussagen der Marke "Heute darf doch jeder Depp Abitur machen!" schlechtreden lassen.

Aber was meint die Grepolis-Welt?

Lässt unser Bildungsniveau auf allen Ebenen nach?
Bekommt man selbst die höchsten Abschlüsse heute hinterhergeschmissen?
Sind Lehrkräfte in diesen Tagen nur noch faul, unmotiviert und unfähig?

War früher wirklich alles besser?!
 

Lord Cracker

Gast
Es gab da neulich mal einen ganz interessanten Artikel im SPIEGEL zu. Da wird genau diese These "früher war die Schule anspruchsvoller" nett auseinander genommen. Der immer wieder angeführte PISA-Vergleich ist da auch ganz spannend - immerhin hat Deutschland in den ersten Jahren des PISA-Vergleichs in den 60ern auch erbärmlich abgeschnitten und sich dann der Teilnahme an den Tests verweigert.

Ich habe 1991 Abitur gemacht und fand es damals so erschreckend einfach, dass für mich da schon die Wertigkeit des Abiturs an sich gegen 0 ging.
 

pimpplayer24

Gast
Es gab da neulich mal einen ganz interessanten Artikel im SPIEGEL zu. Da wird genau diese These "früher war die Schule anspruchsvoller" nett auseinander genommen. Der immer wieder angeführte PISA-Vergleich ist da auch ganz spannend - immerhin hat Deutschland in den ersten Jahren des PISA-Vergleichs in den 60ern auch erbärmlich abgeschnitten und sich dann der Teilnahme an den Tests verweigert.
Und woran hat das gelegen ?

Ich habe 1991 Abitur gemacht und fand es damals so erschreckend einfach, dass für mich da schon die Wertigkeit des Abiturs an sich gegen 0 ging.

Die Vorraussetztungen hätte Ich auch gerne für mein Abi gehabt :rolleyes:
Aber ich glaube das man deine persönliche Meinung nicht verallgemeinern kann oder ? Du bist einer der wenigen,denen das Abi nicht schwer gefallen ist.
Ich denke für die meisten bedeutet Abi:lernen,lernen,lernen.
Ich habe mich zum Beispiel mit der Mathematik schwer getan.Da hatte ich zum Schluß keinen Schimmer mehr von der Materie.
 
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Lord Cracker

Gast
Und woran hat das gelegen ?

Gute Frage. Es geht eher um die Aussage "Früher waren die Schüler besser" - was nicht der Fall ist.

Die Vorraussetztungen hätte Ich auch gerne für mein Abi gehabt :rolleyes:

Welche Voraussetzungen? o_O

Aber ich glaube das man deine persönliche Meinung nicht verallgemeinern kann oder ? Du bist einer der wenigen,denen das Abi nicht schwer gefallen ist.

Der eine so, der andere sol.

Ich denke für die meisten bedeutet Abi:lernen,lernen,lernen.
Ich habe mich zum Beispiel mit der Mathematik schwer getan.Da hatte ich zum Schluß keinen Schimmer mehr von der Materie.

Aber ich glaube das man deine persönliche Meinung nicht verallgemeinern kann oder? ;)
 

pimpplayer24

Gast
Welche Voraussetzungen? o_O



Manche Personen müssen recht viel lernen um etwas zu verstehen und dann gibt es noch Leute,die das nicht müssen.Ihnen reicht es wenn sie den Stoff im Unterricht durchnehmen.Und schon haben sie es verstanden und müssen nicht noch stundenlang lernen.Und du besitz wohl diese "göttliche Gabe" ;)

Aber ich glaube das man deine persönliche Meinung nicht verallgemeinern kann oder? ;)

Auf keinen Fall ;)
Jeder hat irgendwo seine Schwierigkeiten.
Aber ist es nicht so das man viele Sachen die man für das Abitur lernt,im späteren Leben nicht mehr braucht ?
Bsp:
  • Erörtern und interpretieren von Gedichten ?
  • Eulersche Zahl,Vektorenrechnung usw...
Ich meine damit,das es in den meisten Fällen ausreicht,wenn man die Grundrechenarten beherrscht.Und das sollte bei jedem so sein.
Wie kann man nur 2,5 Jahre freiwillig länger zur Schule gehen?

Wieso nicht ?
Bildung macht sich immer bezahlt,das ganze Leben ist ein Lernprozess.
Man ist stets bemüht seinen geistigen Horizont zu erweitern,das ist zumindestens bei mir der Fall
 
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pimpplayer24

Gast
Also ich bin noch in den Genuss von Altgriechisch und Latein gekommen. Eine von beiden Sprachen musste ich auch als Prüfungsfach nehmen.:mad:

Darf Ich mal fragen wann du dein Abi gemacht hast ?
Heute kann ich zwar mit Altgriechisch nicht viel anfangen, aber Latein hat mir doch schon in einigen Situationen geholfen. Wenn ich richtig informiert bin ist es Heute gar nicht mehr nötig eine alte Sprache zu belegen- eine Schande.

Ich hatte die Wahl zwischen Latein, Französich oder Russisch.
 

Lord Cracker

Gast
Auf keinen Fall ;)
Jeder hat irgendwo seine Schwierigkeiten.
Aber ist es nicht so das man viele Sachen die man für das Abitur lernt,im späteren Leben nicht mehr braucht ?
Bsp:
  • Erörtern und interpretieren von Gedichten ?
  • Eulersche Zahl,Vektorenrechnung usw...
Ich meine damit,das es in den meisten Fällen ausreicht,wenn man die Grundrechenarten beherrscht.Und das sollte bei jedem so sein.

Das sehe ich nicht so. Hier geht es um das Erlernen des nötigen Instrumentariums für ein erweitertes Textverständnis (viele Feinheiten der Literatur würden sich gar nicht erschließen, wenn man nicht weiß, wie man an Texte heran geht) und um Abstraktion und reine Logik (Mathematik ist an Schönheit kaum zu überbieten).
 

DeletedUser13

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Ich vertrete die Ansicht, dass die Anforderungen an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene immer weiter ansteigen. Die Welt wird durch neue Erkenntnisse in Wissenschaft und Forschung immer komplexer und in den Industrieländern werden kluge Köpfe gesucht, die die Forschung weiter vorantreiben und sich mit den neuen Erkenntnissen auseinandersetzen und diese verstehen können.
Die Anforderungen für Arbeits-, Ausbildungs- und Studiumsplätze steigen in der Regel, bzw. verändern sich dahingehend, dass mehr Wissen, Denkvermögen und Logik gefordert werden. Geschick, Kraft und andere "praktische Fähigkeiten" rücken immer mehr in den Hintergrund, da sich unsere Gesellschaft, Industrie und Wissenschaft immer mehr vom sekundären zum tertiären und sogar quartären Wirtschaftssektor entwickelt und dafür eben andere Anforderungen gestellt werden, die die Menschen auch erfüllen müssen.
Daran orientiert sich natürlich auch die Ausbildung und Erziehung der Kinder und Jugendlichen und, wenn auch langsam, verändert sich der Mensch durch die Evolution auch und wird bezüglich der Denkfähigkeit, Wissen und Forschungsgabe auch stetig besser.
 

pimpplayer24

Gast
Das sehe ich nicht so. Hier geht es um das Erlernen des nötigen Instrumentariums für ein erweitertes Textverständnis (viele Feinheiten der Literatur würden sich gar nicht erschließen, wenn man nicht weiß, wie man an Texte heran geht) und um Abstraktion und reine Logik (Mathematik ist an Schönheit kaum zu überbieten).


Wie gesagt,ich finde Bildung immer gut.
Es hat mir sicherlich nicht geschadet,das ich im Unterricht:"Erörtern und interpretieren von Gedichten" behandelt habe.
Das ist schon nützlich für das Textverständniss,das will ich auch gar nicht leugen.
Bei der "höheren Mathematik" sieht es bei mir ganz anders aus.Ich habe nach der Schule nie wieder was mit Eulersche Zahl,Vektorenrechnung usw... was zu tun gehabt.
Ps: Darüber bin ich auch ganz froh :)
 
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Lord Cracker

Gast
Wie gesagt,ich finde Bildung immer gut.
Es hat mir sicherlich nicht geschadet,das ich im Unterricht:"Erörtern und interpretieren von Gedichten" gelernt habe.
Das ist schon nützlich für das Textverständniss,das will ich auch gar nicht leugen.
Bei der "höheren Mathematik" sieht es bei mir ganz anders aus.Ich habe nach der Schule nie wieder was mit Eulersche Zahl,Vektorenrechnung usw... was zu tun gehabt.
Ps: Darüber bin ich auch ganz froh :)

Dennoch hilft Dir der Zugang zur "höheren Mathematik" oftmals auch bei vollständig anderen Aufgabengebieten und Du wirst in Deiner beruflichen Laufbahn, soweit Du nicht Maurer wirst, an vielen Stellen merken, wie Dir das erlernte Abstraktionsvermögen weiterhelfen kann.
 

VivreCible

Gast
Aber ist es nicht so das man viele Sachen die man für das Abitur lernt,im späteren Leben nicht mehr braucht ?
Bsp:
  • Erörtern und interpretieren von Gedichten ?
    [*] Eulersche Zahl,Vektorenrechnung usw...
Ich meine damit,das es in den meisten Fällen ausreicht,wenn man die Grundrechenarten beherrscht.Und das sollte bei jedem so sein.

Da muß ich Dir vehement widersprechen. In jedem naturwissenschaftlichen oder ingeneurtechnischen Beruf wirst Du Dein Leben lang mit diesen Dingen konfrontiert. Diese technischen Berufe bauen eben auf der Mathematik auf. Allerdings wäre es bestimmt mal interessant einen Brückenkonstrukteur zu sehen, der nur mit den vier Grundrechenarten eine Brücke konstruiert.



Allerdings,

nein,

warte mal.


Mir fällt gerade etwas ein : ich habe letztens im Fernsehen eine Brücke über einen Fluß in einem Urwald gesehen. Deren Konstrukteure beherrschten aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht mal alle Grundrechenarten.

Ich nehme fast alles zurück.

^^
 

pimpplayer24

Gast
Da muß ich Dir vehement widersprechen. In jedem naturwissenschaftlichen oder ingeneurtechnischen Beruf wirst Du Dein Leben lang mit diesen Dingen konfrontiert. Diese technischen Berufe bauen eben auf der Mathematik auf. Allerdings wäre es bestimmt mal interessant einen Brückenkonstrukteur zu sehen, der nur mit den vier Grundrechenarten eine Brücke konstruiert.

Jetzt hast du mir nichts neues erzählt."In jedem naturwissenschaftlichen oder ingeneurtechnischen Beruf wirst Du Dein Leben lang mit diesen Dingen konfrontiert." Das habe ich auch nie bezweifelt.Aber die "Masse" hat doch wohl eher weniger damit zu tun oder nicht ?


Allerdings,

nein,

warte mal.


Mir fällt gerade etwas ein : ich habe letztens im Fernsehen eine Brücke über einen Fluß in einem Urwald gesehen. Deren Konstrukteure beherrschten aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht mal alle Grundrechenarten.

Ich nehme fast alles zurück.

^^

Da brauchst du nicht mal in Urwald gehen.Bei uns gibt es eine Familie die man mit den "Flodders" vergleichen kann.
Letztes Jahr haben sie einen Holzschuppen gebaut.(Bauart:08/15)
Wie haben denn gefragt ,wie es denn mit der Statik des "Schuppens" aussieht.
Antwort:Was für eine Statik :)
 

Tiakyta

Gast
Ich vertrete die Ansicht, dass die Anforderungen an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene immer weiter ansteigen. Die Welt wird durch neue Erkenntnisse in Wissenschaft und Forschung immer komplexer ...

Da stimme ich absolut zu und somit glaube ich auch, dass Abitur heute gegenüber meinem Abitur 1986 nicht wirklich leichter geworden ist.

Ich bemängele jedoch folgende Sachverhalte:
1.
Vieles an Wissen bleibt ob der schieren Menge absolut oberflächlich. Insbesondere durch die Kürzung um 1 Jahr (Abi in Jahrgangsstufe 12) wird vieles "gepresst". Der Stress fängt übrigens spätestens in der Sek 1 an.
2.
Schulabgänger mit wirklich qualifizierter Ausbildung sind immer weniger vorhanden.
3.
Schulabgänger mit enormen Defiziten (bis hin zu dem Punkt, dass ebenjene nicht am Arbeitsmarkt ausbildungsfähig sind) werden immer mehr.
Ich habe jahrelang Azubis betreut und die Defizite in der deutschen Sprache und sogar in den doch an und für sich banalen Grundrechenarten sind eklatant.
Ein Vorredner hat herausgestellt, dass man "höhere Mathematik" nicht benötigt, ich lasse dies einfach unkommentiert, da wie oben geschildert das Problem bereits eine Stufe vorher beginnt!

Unser Problem in D'land gründet sich m.E. also nicht auf der Frage: "war es (die Schule) früher besser?

Unser Bildungsproblem macht sich an "meinem" Punkt 3 fest und kann nur dort gelöst werden!

just my 2 cents
 

VivreCible

Gast
Jetzt hast du mir nichts neues erzählt."In jedem naturwissenschaftlichen oder ingeneurtechnischen Beruf wirst Du Dein Leben lang mit diesen Dingen konfrontiert." Das habe ich auch nie bezweifelt.Aber die "Masse" hat doch wohl eher weniger damit zu tun oder nicht ?

Na ja, die Masse wird auch nicht das Abitur machen. Auch wenn es den Meisten jetzt sehr schwer vorkommt, an der Schule lernt man nur die primitivsten Grundlagen. Wenn man mit einem Ingeneurstudium beginnt, wird man sehr schnell feststellen, daß man an der Schule, selbst im Mathe LK, keine "Mathematik" gelernt hat, sondern nur "Rechnen".

Und selbst wenn man das erlernte Wissen nie wieder benötigt, so trägt es doch zumindestens zu einer besseren Allgemeinbildung bei und man hat dabei auch noch gelernt "zu lernen".

o_o


3.
Schulabgänger mit enormen Defiziten (bis hin zu dem Punkt, dass ebenjene nicht am Arbeitsmarkt ausbildungsfähig sind) werden immer mehr.
Ich habe jahrelang Azubis betreut und die Defizite in der deutschen Sprache und sogar in den doch an und für sich banalen Grundrechenarten sind eklatant.

Genau DAS meinte ich, als ich in dem anderen Thread schrieb, das die Ansprüche so lange herabgesetzt werden, bis auch der letzte Dummie den Abschluß schafft.
 
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DeletedUser12457

Gast
Ich habe 1991 Abitur gemacht und fand es damals so erschreckend einfach, dass für mich da schon die Wertigkeit des Abiturs an sich gegen 0 ging.

Ich habe mich in der 11/1 entschieden, daß ich mein "Abi 91" machen werde ohne mich im geringsten dafür anzustrengen - hat geklappt, planmäßig mit 5 "Unterkursen", 3 Halbjahre Deutsch 2 Halbjahre Englisch jeweils schlechter als 5 Punkte, weil ich weder Hausaufgaben noch all zu tiefschürfende Gedichtinterpretationen gemacht habe. Naja, und im Mathe-LK hab ich die 15 Punkte dafür bekommen, daß ich dem Lehrer bei jeder Frage mit einem kurzen Blickkontakt signalisiert habe, daß ich die Antwort sowieso weiß und er jemand anderen aufrufen kann.
 
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