Wer herauf substantiiert antworten kann, möge hervortreten. Keine Gutachten, keine Polemik, sondern Argumente. Wenn ihr dazu in der Lage seid.
Bitte schön... ich bemühe mich
Counterstrike ist unbestritten eine Tötungssimulation. Ihr könnt es diskutieren, abstrahieren und ethisch kleinreden, am Ende bleibt immer, dass man aus der Ego-Perspektive auf Menschen schießt und dabei bei "Erfolg" sowas wie Spaß verspüren soll.
Richtig.
Nur ist damit noch nicht gesagt, dass das etwas Schlechtes wäre. Ich kann in meiner Phantasie jedem den Kopf abschlagen, ich kann Bücher lesen, die sich mit Massenmord beschäftigen, oder ich kann Computerspiele spielen, in denen ich Armeen befehlige, Leute erschieße, Flugzeuge vom Himmel haue oder eine Firma leite.
Ob ich das tun will ist eine andere Frage.
Dass das jetzt was positives sein soll, ist der Gipfel des Zynismus.
Argument? Grund? Erklärung?
Die bloße Behauptung, etwas sei Zynismus ist keine Widerlegung der These.
Überdies muss auch Counterstrike spielen nicht etwas "Positives" sein. Das ist nicht erforderlich.
Eine Tätigkeit, die der Mensch ausüben WILL ist zunächst einmal solange erlaubt, wie sie nicht verboten wurde. Das ist das Grundprinzip des liberalen Rechtsstaats, der die Freiheit des Einzelnen soweit garantiert (bei uns niedergelegt in Art. 2 GG).
Für ein Verbot bedarf es eines nachvollziehbaren Grundes. Eine lediglich "neutrale" Handlung - sagen wir etwa das Zählen von roten Autos auf der Autobahn (sicherlich nichts "Positives" für das Gemeinwohl - aber eben auch nichts "Negatives") - darf nicht verboten werden, da es an einem solchen Grund fehlen würde.
Zu klären ist also nicht, ob Counterstrike und Co. "positive" Auswirkungen haben, sondern vielmehr umgekehrt, ob sie "negative" Auswirkungen für das Gemeinwohl haben.
Soweit dürfte das als Diskussionsgrundlage unstreitig sein, oder? Ich gehe zumindest im Weiteren davon aus.
Sodann könnte die Beschäftigung mit einem Spiel jeglicher Art als etwas schädliches empfunden werden, da es die Menschen von nützlichen Tätigkeiten ablenkt. Dies übersieht jedoch, dass der menschliche Spieltrieb durchaus soziale und psychologische Ausgleichsfunktionen besitzt.
Mit anderen Worten: Spielen an sich erfüllt durchaus einen sozialadäquaten Zweck.
Auch insoweit unterstelle ich Übereinstimmung.
Es bliebe also lediglich das, worauf du, Soulidarität, abgestellt hast, nämlich den Tötungscharakter der Spiele.
Du führst insoweit zunächst aus:
Darin erkennt man erst, wie verdorben die Generation Ego-Shooter ist, darin noch positive Aspekte zu finden. Das töten zu banalisieren, es zu abstrahieren ("ist nur ein Spiel"), wobei man in Gedanken wieder auf echte Menschen schießt.
Zunächst einmal ist es schlicht eine Behauptung, von der ich übrigens nicht annehmen würde, dass sie zutrifft, dass die Mehrheit der Ego-Shooter-Spieler beim Spielen an das Schießen auf echte Menschen denken würde.
Ich dachte früher, als ich etwa früher Command & Conquer gespielt habe auch nicht an Stalingrad oder andere Schlachten. Vielmehr habe ich ein Spiel gespielt und mich in dessen Rahmen bewegt.
Die Abstraktion des Spielens ist dabei typisch für Menschen, weshalb ich mich frage wieso sie eine besondere Verdorbenheit bedeuten sollte.
Schon vorhergehende Generationen haben mit Plastikarmeen, Zinnsoldaten und anderem gespielt. Das Schachspiel, eine meiner Lieblingsbeschäftigungen und fester Teil unserer Kultur, simuliert einen Krieg, der mit maximaler Vernichtungsabsicht geführt wird.
Zu Gründen und Hintergründen dieses Phänomens gleich mehr.
Es zeigt sich hier also keine irgendwiegeartete "besondere Verrohung", sondern lediglich ein ganz normales menschliches Verhalten.
Da wird vorsätzlich auf Menschen geschossen, "Headshots" werden sogar belohnt mit mehr Schaden/schnellerem Töten. Und das soll alles ganz normal sein ? Haben etwa nicht schön Täter aus diesen Spielen ihre Schlüsse gezogen, z.b. gezielte Kopfschüsse, um sicher real zu töten ?
Offen gesagt finde ich die von dir implizierte Schlußfolgerung merkwürdig. Wieso genau sollte man, WENN man denn schon einen Menschen töten wollte, diesen grausam langsam töten? Ist es nicht, WENN man denn einen Menschen töten wollte weit besser, ihn schnell und sicher zu töten?
Davon abgesehen basiert natürlich auch diese Aussage auf der - m.E. nach falschen - Prämisse, dass Spieler von Egoshootern darin das reale Töten im Kopf bedeuten.
Damit wird virtuell nur eingeübt, was real stattfinden könnte.
Nein, denn die Bewegungsabläufe mit Maus und Tastatur sind nicht in die Realität übertragbar, auch wenn die US-Amerikaner das ihre Soldaten gerne glauben machen würden.
Eine Schußwaffe zu bedienen erfordert andere Fähigkeiten las mit einer Maus zu zielen.
Einzige Gemeinsamkeit wäre Hand-Auge-Koordination, aber die würdest du fürs Schießen vermutlich mit einigen Sportarten (Golf, Tischtennis etc) besser trainieren. Du könntest auch einfach Sportschießen betreiben.
Und damit rechtfertigt sich auch das Komplettverbot von Spielen. Nicht jeder
wird zum Amokläufer durch Spiele, das ist jedenfalls zu weit gegriffen.
Alles andere wäre auch schwer verkraftbar - denn immerhin spielen Millionen von Menschen diese Spiele. Hingegen kommen auf 80 Millionen Deutsche vielleicht 20 oder 30 Amokläufer.
Aber viele werden dadurch zu effizienteren Schützen und kommen sicherlich gerade durch diese Spiele "auf den Geschmack"
Dass diese Spiele bessere Schützen produzieren habe ich bereits oben widerlegt.
Auch wird kein "Geschmack" erzeugt, denn das, was einen Amokläufer zum Amokläufer werden läßt ist kein Erlernen am Computer, sondern ein sozialer Absonderungsprozess und vermutlich auch eine gewisser Veranlagung.
Der Zusammenhang zwischen Amoklauf und Ego-Shootern konnte bislang in keiner Weise nachvollzogen - geschweige denn bewiesen - werden.
Richtig dürfte sein, dass jemand der eine Tendenz zum Amoklauf hat womöglich von Ego-Shootern fasziniert ist. Das läßt aber keinen Umkehrschluß zu.
Vielmehr gibt es Hinweise auf das Gegenteil:
Amokläufe geschehen in psychologischen Ausnahmesituationen wenn Personen, die eine entsprechende Veranlagung und soziale Probleme haben keinen Ausdruck für ihre Wut finden.
Womöglich sind "Killerspiele" ein solcher Ausdruck.
Dafür spricht, dass alle Gewaltspiele, auch genannte Nichtcomputerspielalternativen, einem den Menschen innenwohnenden Bedürfnis nach Frustrationsabbau entwachsen. Ob man dies nun in Kampfsport, Basteleien, Kriegsspielen, Egoshootern, Schach, Diskussionsforen (
) oder sonstwie erreicht, sollte dem Einzelnen überlassen bleiben.
Wenn Egoshooter tatsächlich von potentiellen Amokläufern gespielt werden udn diese dadurch ein Ventil finden können...
Dann könnte ich auch mit gleichem Recht sagen, dass man Counterstrike und Co. unbedingt erlauben, ja vielleicht sogar kostenfrei anbieten müßte, um Amokläufe zu verhindern.