Konkurrenz: Ein Garant für Wohlstand? Oder für unsägliches Leid?

DeletedUser29666

Gast
Quallenwolf der alte Stecher hat mich darauf gebracht:
Er behauptet, wenn ich ihn richtig verstanden habe, Konkurrenz führt zu Wohlstand.
Ich behaupte, Konkurrenz für zu unendlichem Leid.

Ich dachte mir, so etwas sollte man öffentlich diskutieren, da können sicher viele etwas von lernen ;)


Quellenwolf´s Signatur:

"Dieser ganzen fanatischen Verteidigung von Planwirtschaft und Sozialismus liegt oft nichts anderes zugrunde als das insgeheime Bewußtsein der eigenen Minderwertigkeit und Ineffizienz. Menschen, die sich ihrer Unfähigkeit im Wettbewerb bewußt sind, verachten „dieses kranke Konkurrenzsystem“. Wer seinen Mitmenschen nicht zu dienen in der Lage ist, will sie beherrschen.
Ludwig von Mises (1881-1973)"

Ich steige einfach mal ein:

"Dieser ganzen fanatischen Verteidigung von Planwirtschaft und Sozialismus liegt oft nichts anderes zugrunde als das insgeheime Bewußtsein der eigenen Minderwertigkeit[...]" (s.o.)
Hier kommt mir gleich die Fragen: Wann ist ein Mensch minderwertig? Ist ein Mensch erst dann minderwertig, wenn er in einem auf Profit ausgerichtetem Wirtschaftssystem nicht "mit hält"? In wiefern dient unsere Wirtschaft als Messinstrument für den Wert eines Menschen? Und sind demzufolge Menschen, die wegrationalisiert werden minderwertig?
Und was ist mit behinderten Menschen?

Alleine die Aussage, ein Mensch könne minderwertig sein, ist brandgefährlich, dass hat uns die Vergangenheit gelehrt. Und wie kann man in Deutschland, in einem Deutschen Forum die Ansicht vertreten, „bestimmte“ Menschen seien Minderwertig? Und wieso wird diese Ansicht toleriert? Wer sagt: „Im Wettbewerb unfähige Menschen sind minderwertig“, der ist nicht weit von der Aktion T4 entfernt!

In der Natur gibt es die totale Konkurrenz im alles. In der Natur werden Organismen, die nicht Konkurrenzfähig sind nicht überleben. Sie werden getötet oder verrecken von selber. Wir Menschen, die wir uns keiner Gelegenheit zu schade sind, uns von der Natur abzugrenzen, sollten es in diesem Punkt endlich tun.



„Menschen, die sich ihrer Unfähigkeit im Wettbewerb bewußt sind, verachten „dieses kranke Konkurrenzsystem“.“
Ist dieses System nicht Krank?
Um im Markt bestehen zu können werden die Preise gedrückt, Menschen werden entlassen, müssen mehr arbeiten. Die einen haben Bourn-out, die anderen sind arbeitslos. Das ist das Produkt der Konkurrenz in der Wirtschaft.


Aber: Sollte es nicht das Ziel einer Wirtschaft, allen menschlichen Strebens sein, dem Menschen Wohl-Sein zu bringen? Und ist Wohl-Sein wirklich mit einer immer stärkeren Wirtschaft zu vergleichen?
Was Wohl-Sein wirklich ist und wie man dieses Ziel erreicht, darüber kann man in einem neuem Thema sprechen.



„Wer seinen Mitmenschen nicht zu dienen in der Lage ist, will sie beherrschen.“

Hier zu weiß ich gar nicht richtig, wie ich darauf antworten soll. Ist der Sozialismus wirklich die „Beherrschung“ aller Menschen? Oder deren Freiheit?
„Beherrscht“ und die Planwirtschaft, oder befreit sie uns von den Fängen der freien Marktwirtschaft? In beiden Fällen wohl letzteres.

Was gibt es am Sozialismus auszusetzen?
Und wieso hat ein Individuum in der Planwirtschaft nicht die Möglichkeit als das zu arbeiten, was er möchte? Woher um alles in der Welt kommt die Annahme, in der Freien Marktwirtschaft können alle Menschen machen, was sie wollen (= absolute „unbeherrschtheit“ in ihrer Jobwahl)?

Fragen über Fragen, ich würde gerne eure, deine Meinung hören, Qualle.

Ich kann dieses Thema gar nicht ohne Emotionen schreiben. Und es würde mich erschüttern, wenn ihr das könntet.


PS. Es ist eine Hommage an Fromm versteckt.
 
Aus dieser Aussage von Ludwig von Mises wird vlt. deutlicher was Minderwertigkeit meint

Der Neurotiker klammert sich an seine Lebenslüge, und wenn er vor die Wahl gestellt wird, entweder ihr oder dem logischen Denken zu entsagen, zieht er es vor, die Logik zu opfern. Denn das Leben wäre ihm unerträglich ohne den Trost, den er in der sozialistischen Idee findet. Sie zeigt ihm, daß die Fehler, die seinen Mißerfolg verschuldet haben, nicht in seiner Person, sondern in dem Gang der Welt liegen, hebt damit sein gesunkenes Selbstbewußtsein und befreit ihn vom quälenden Minderwertigkeitsgefühl.
Wie der gläubige Christ das Mißgeschick, das ihm auf Erden widerfuhr, leichter hinnehmen konnte, weil er an eine Fortsetzung der individuellen Existenz in einem besseren Jenseits hoffte, in dem die, die auf Erden die Ersten gewesen waren, die Letzten sein werden und die Letzten die Ersten, so ward für den modernen Menschen der Sozialismus zum Elixier gegen irdisches Ungemach.”
 
Da hat aber L v M einen Denkfehler denn auch im Kapitalismus gibt es eine Planwirtschaft. Ob man nun den nächsten Monat oder die nächsten 5 Jahre plant ist dabei irrelevant. Oder sind Fahrpläne nichts wert und müssen nicht eingehalten werden? Dann ist die Bahn ja ein Vorreiter.

Und auch im Sozialismus gab es Konkurrenz. Oder wieso waren die Russen vor den Amis im Weltall? Oder die Planerfüllung schon vorm 32. Dezember usw.
Es gab sogar eine Auszeichnung "Aktivist der sozialistischen Arbeit"

Apropo Sozialmus wer in der DDR 100 KG Zement für die Datsche aus der Firma mitgehen ließ war ein Widerstandskämpfer, heute wird man schon gefeuert wenn man einen Pfandbon über 2 Euro falsch abrechnet. Was verursacht wohl mehr Leid?
 
Konkurrenz führt an sich nicht zu leid. Solange sie niemanden zu Kopf steigt, kann man Konkurrenz in positive Energie umwandeln. Ich bin weder mit Konkurrenz=Leid noch Konkurrenz=Wohlstand zufrieden.
 

DeletedUser29666

Gast
Aus dieser Aussage von Ludwig von Mises wird vlt. deutlicher was Minderwertigkeit meint

Verstehe ich dich bzw.von Mises richtig: Minderwertig ist, wer einen Misserfolg zu verbuchen hat (Kündigung, Insolvenz)?
Und das beantwortet immer noch nicht die Frage: Sind Behinderte Menschen nach von Mises nicht auch "Minderwertig", da außer stande in diesem Konkurrenzsystem zu bestehen?


Und was sagst du zu dem Rest? Hat es dir die Sprache verschlagen? ;)

Und auch im Sozialismus gab es Konkurrenz. Oder wieso waren die Russen vor den Amis im Weltall? Oder die Planerfüllung schon vorm 32. Dezember usw.
Es gab sogar eine Auszeichnung "Aktivist der sozialistischen Arbeit"
Ach, die Russen hatten doch keinen Sozialismus. Sie hatten vielleicht einen Stalinismus.
In einem Sozialismus hätte es keine Millionen Hungertode gegeben. Und keine Gulag’s. Und und und.
Nicht umsonst hat sich Lenin in seinem Testament gegen Stalin ausgesprochen.

Konkurrenz führt an sich nicht zu leid. Solange sie niemanden zu Kopf steigt, kann man Konkurrenz in positive Energie umwandeln. Ich bin weder mit Konkurrenz=Leid noch Konkurrenz=Wohlstand zufrieden.
Aber: Wir sprechen hier über die Weltwirtschaft, da gibt es keine positive Form der Konkurrenz.
Guck dir doch an, was der Kapitalismus (Quallenwolf selber scheint mit der Gleichstellung „Konkurrenz“=Kapitalismus konform zu gehen) mit der Welt gemacht hat und macht. So viel Leid, so wenig gutes.
 
Verstehe ich dich bzw.von Mises richtig: Minderwertig ist, wer einen Misserfolg zu verbuchen hat (Kündigung, Insolvenz)?
Und das beantwortet immer noch nicht die Frage: Sind Behinderte Menschen nach von Mises nicht auch "Minderwertig", da außer stande in diesem Konkurrenzsystem zu bestehen?

Soweit ich es verstanden habe, wird gemeint, dass ein Mensch minderwertig ist, nicht wenn er einen Misserfolg zu verbuchen hat, sondern wenn er die Schuld an diesen Misserfolg auf das System schiebt, anstatt zu schauen, wie er sich selbst im Rahmen seiner Möglichkeiten verbessern kann.
Wenn man es genau nimmt ist Wirtschaft ein riesiger Spielplatz, auf dem es für jeden einen Platz gibt, an dem er sich austoben kann. Natürlich kann es passieren, dass man von der Schaukel geschubst wird, aber dann soll man nicht weinen, sondern wieder aufstehen und schauen, wie man aus dieser Situation wieder etwas gutes machen kann.
Auch behinderte Menschen könnte man einbinden, so dass sie ein Teil davon sind. Macht man aber nicht, da man sie teilweise anders ausbilden oder spezielle Umstände für sie schaffen muss und das mehr kostet.
Aber der Herr Ludwig meint einfach, dass es an jedem Menschen selbst liegt, etwas aus sich zu machen und er es minderwertig findet, wenn man den Misserfolg mit einem kaputten Systems rechtfertigt. Andere haben es doch auch geschafft.

P.S.: Ich bin kein Anhänger seiner Worte, ich wollte nur helfen, klarzustellen, was damit gemeint sein kann.
 
Ich finde konkurenzdenken überhaupt nicht gut.es fördert die unbegrenzte,sinnlose,naturzerstörende,etc.,Ausbeutung unseres Planeten auf Kosten der nachfolgenden generationen.und profitieren tun nur einige wenige davon,der Rest wird mit ein paar bröseln (auto,haus,etc.)bei der Stange gehalten.

ein miteinander wäre in unserer Gesellschaft weltweit angebracht mit weitsicht auf die nachfolgenden generationen....
 
Das Problem bei Menschen ist einfach, dass sie nicht die goldene Mitte finden können. Denn alles ist nur dann gut, wenn man es im Maße macht. So ist es auch mit Konkurrenz.
Konkurrenz an sich ist wichtig, ohne sie hätten Menschen vermutlich nicht den Ansporn gehabt, Dinge zu erfinden oder Dinge zu verbessern. Wer weiß, vielleicht wären wir nicht so weit entwickelt, wie wir es heute sind, wenn es manchen Menschen nicht so wichtig gewesen wäre, besser als andere zu sein. Doch sollte man dabei nicht über Leichen gehen, was nun mal viele tun. Um bestimmte Ziele zu erreichen, werden auch moralisch verwerfliche Dinge gemacht und andere verletzt. Was schlecht ist.
Konkurrenz an sich ist ja nicht schlecht, wenn man sie anständig praktiziert.
 
Nun gut wenn das miteinander vorne weg ist,soll ja ein Wettbewerb schon fördernd sein,für Geist, Körper und das allgemeine wohlbefinden.
ich würde die konkurenz in einen wohlbedachten Wettbewerb umwandeln.....
 
Oben