Es ist wieder einmal Zeit, mich zu melden. Der Klang ist der alte, nur die Melodie hat sich leicht verändert.
Zuletzt hatte ich ein Lob ausgesprochen: Da war etwas zu spüren gewesen, eine Art Entschlossenheit der Verantwortlichen, etwas verändern zu wollen. Zwar zeigte der server-Umzug altbekannte Schwächen, aber das war unbedeutend gegenüber diesem neuen feeling, das auch besonders im Forum vermittelt wurde. Doch hatte ich dieses Lob damals schon ein wenig relativiert, ich war mehr auf einem Stand, es einmal abzuwarten. Die Umstellung auf die Version 2.0 - oder, genauer, die Art und Weise - irritierte bereits. Nun liegt mit der Ankündigung der Heldenwelt-features nicht weniger als ein weiterer Beweis für die eigentlichen Mängel bei innogames vor.
Die Idee der Heldenwelt hatte ich mit Interesse betrachtet. Schließlich wurde hier erstmals eine Form von Spielziel dem Spieler offeriert. Aber so richtig schlau wurde ich nicht aus den Andeutungen. Dagegen blieben manche Fragen sogar regelrecht drängend offen. Natürlich gab es wieder den einen Schlüssel als Erklärung für alles, den ich jedoch nicht hatte sehen wollen: Man hatte zwar eine vage Idee gehabt (die, wenn ich es richtig ermitteln konnte, sogar aus Spielerkreisen stammte), aber keinen Plan. Also wurde etwas angedeutet und jetzt angekündigt, ohne dass man seitens innogames selbst weiß, was das Ganze soll oder wie es wirkt. Das zeigt die Ankündigung sogar selbst noch einmal auf, denn neben der Überschrift "Ankündigung" und einiger Unter-Ideen findet sich als konkrete Angabe nur noch das Datum für das Inkrafttreten, während bei vielen Details noch Unklarheit besteht oder auf mögliche Änderungen hingewiesen wird.
Ein erster, aber äußerst wesentlicher Punkt hat bereits zu vielen Aufrufen geführt: Die Zugangsparameter für diese Heldenwelten. Das Zustandekommen dieser Werte sind auch mir ein Rätsel. Ich kann mir gerade noch vorstellen, dass irgend wer irgend welche Mittelwerte laut Statistiken bildete, ohne sich die Tabellen wirklich anzuschauen. 20000 Punkte bedeutet auf Omikron, meiner Welt, dass jeder zweite in diesem Aspekt berechtigt wäre. Auf den ersten Blick. Auf den zweiten, wenn man alle Inaktiven, Eliminierten und Aufgegebenen hinaus rechnet, ist man schon bei vier von fünf. Die Zahl der Städte ist eher eine Einschränkung für das Spielverhalten. Die Zahl der gewirkten Zauber wirkt dagegen seltsam hoch und noch schlimmer ist es bei den Kampfpunkten (außer wenn man hier wieder eine Mittelwertsbildung in ähnlicher Weise annimmt). Da ist bereits in dieser Werteauflistung kein Plan erkennbar und es zeigt auch, dass man von der Spielrealität auf den Welten wenig Ahnung besitzt.
Doch was soll man erwarten, wenn in der ganzen Idee kein konsistenter Plan bemerkbar ist? Ein Vorwurf an mich war nach meinen Kritiken stets gewesen, dass ich keine konstruktiven Vorschläge unterbreiten würde. Das war nicht ganz richtig - schließlich ist der offensichtliche Kompetenzmangel der Spielemacher für mich das Ursächliche, und Weiteres ließe sich auch mit Leichtigkeit aus meinen Negativaussagen erschließen - aber ich verteidigte mich vor allem mit meiner Stellung: Ich bin der Spieler, innogames ist der Produzent. Wenn man mir einen Job für diese notwendige Arbeit anbieten würde, eine Art Berartervertrag beispielsweise, dann würde ich vieles liefern. Ich erwähne dies hier, weil ich eines Nachts dermaßen verwundert über die Mängel und frustriert über die trivialen Fehler war, dass ich im Halbschlaf mir genau dies vorstellte und dabei plötzlich dachte, ich müsste diese "Verantwortlichen" zuerst zu einer zweiwöchigen Schulung zusammen bringen und ihnen elementarste Dinge einhämmern. Dieses letzte Wort passt, auch zu meinem jetzigen Gefühl, denn ich habe das Bedürfnis, ein paar Köpfe ein paar Mal auf Tischplatten herab zu klopfen. Diese Idee der Heldenwelten ist chaotisch von hinten aufgezäumt und die Planlosigkeit reicht extrem tief. Was, so möchte ich die Macher anschreien, ist eigentlich die Zielgruppe? Und hat irgend jemand einmal über die möglichen Konsequenzen jenseits von Träumen nachgedacht?
Die Zugangswerte frischt die Frage nach der Zielgruppe auf. Aber es geht nicht nur um diese Werte bei diesem Aspekt. Da waren auch noch die Weltwunder mit dem nicht bearbeiteten Problem der Allianzgrößen bei gleichzeitiger Missachtung bester Kunden, die für sich entschieden, allein oder in kleinem Kreis zu bleiben. Ich sehe hier trotz der Ankündigung der Heldenwelten immer noch keine klare Aussage. Und es wird schwer sein, eine gute zu finden, weil vorher schon aus den selben Gründen einiges verbockt wurde. Nicht die einzige Baustelle. Es spielt nämlich keine Rolle, wie hoch der Prozentsatz der aktiven Spieler ist, die auf eine Heldenwelt können. Da grepolis ein browsergame ist, wo man im allgemeinen einen begrenzten Zeitvorrat der Spieler annimmt, und die Heldenwelten nicht nur vom Namen, sondern auch noch von den erweiterten features eine Art Level 2 darstellen, werden viele - und zwar gerade die aktiven - Spieler auf einer Heldenwelt beginnen. Viele von diesen werden dann aber das Spiel auf einer alten, eben nur Level 1 - Welt fade finden oder als nicht so bedeutsam, noch einmal unterstützt durch das zuvor verkündete Pseudoziel in diesen Welten, dass man hierdurch irgend wann die Heldenwelten erreichen kann. Die Folge wird logischerweise sein, dass die alten Welten entvölkert werden. Und zwar gerade in ihrem Kern! Die mächtigsten Spieler werden die größten Städte als Beute zurücklassen und Inseln voll Geisterstädte ein ganz normaler Anblick werden. Das muss nicht einmal jeden stören, sind dies dann doch bequeme Sprungbretter für Neueinsteiger, rasch in die Heldenwelten aufzusteigen - was diese Idee ein weiteres Mal zerbröckelt. Umgekehrt wird ein Massenansturm auf die Heldenwelten stattfinden, gleich ob man noch die Zugangsberechtigung verschärft, und der traffic durch den Umstand von drei leidlich ausgebauten Startstädten wird - das sage ich voraus - den server an seine Grenzen führen.
Nun versucht diese Idee eine Lücke zu schließen. Da sollte man erwarten, dass jemand, der auch noch ein paar Änderungen mitliefert, über das Ganze nachdenkt. Oder zumindest die selben Fehler vermeidet. Bei innogames gibt es das wohl nicht, denn was ist noch einmal das Spielziel auf den Heldenwelten? Oh, vielleicht in einem Jahr, wenn genug meckerten, die Aussicht auf sogenannte Super-Heldenwelten? Oder nehmen wir irgend eines der bekannten Probleme - das Forum liest sich hier wie eine Auflistung. Nein, da wurde nichts getan. Vielmehr erzeugt die Planlosigkeit eine Verschärfung mancher Probleme. Da war zum Beispiel das Verhältnis von Gold- und Nichtgoldnutzern (mit zahlreichen Variationen). Oder von großen Allianzen zu kleinen und Allianzlosen. Doch nun startet jeder mit drei Städten und das heißt auch, dass das Missverhältnis sich fast verdreifacht hat (der Händler macht es geringer). Den Anfängerschutz kann man getrost vergessen, denn die Unterschiede zwischen Allianzen und Spielergrößen haben sich in der Wirkung ebenfalls verdreifacht. Wer bestehen will, muss mindestens sehr präsent sein. Man könnte noch gerade sagen, dass diese Welten nur etwas für zahlende Kunden sind. Aber das zieht nicht richtig, weil die Zahlungsmenge immer schon unbegrenzt war und die Erforderlichkeiten nun ebenfalls verdreifacht wurden. Noch schlimmer wirkt sich das aber auf die wirklich Interessierten aus: Einmal auf solch einer Welt gewesen, werden sie das Spiel verbittert verlassen, und das wird sich herumsprechen und aus den Heldenwelten als Ziel ein abschreckendes Versprechen für Level 2 machen.
Die angebotenen Erweiterungen sind in ihrer Art erschreckend. Ihre Devise scheint zu lauten: Mehr ist besser. Bei einer höheren Ausbaustufe für den Bauernhof mag noch der Geschmack entscheiden, beim Lager fragt man sich bereits nach dem Warum, und beim Tempel kommt man aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Ich habe auf Omikron nicht einen Tempel höher als Stufe 16 ausgebaut, weil der Gunstgewinn marginal wird. Wer eine Handvoll Städte hat, holt weitaus mehr dadurch. Aber die Krönung ist die Akademie! In der wimmelt es von fragwürdigen und überholten Forschungen bereits jetzt, man kann praktisch alles erforschen ohne Einschränkung, spätestens durch Rücknahme nach vollständiger Benutzung (etwa Architektur und Baukran). Eine Biblothek zu bauen ist längst sinnlos geworden und DAS ist der Witz, der seit langem im Spiel besteht. Sechs weitere Stufen für dieses Gebäude, das macht weitere 24 Forschungspunkte. Ja, es gibt auch sechs neue Entwicklungen, die, wenn man die üblichen Punktzahlen annimmt, zur Hälfte von diesem Mehr erlangt werden können. Nur, wenn man sich diese anschaut, ergeben sie entweder keinen Sinn oder sie sind Pflicht - je nach Anlage des Spielers. Verbesserte Katapulte? Wohl nur etwas für die seltenen Überlandangriffe, dann aber auch nur für Städte, die zuvor bereits Katapulte erforschten. Da allerdings fast eine Pflicht, denn Katapulte haben bislang den gewollten Nachteil gehabt, langsam zu sein. Jetzt flutschen sie über die Felder und ignorieren dabei, was sich die Könner früher dachten. Starker Wein und Segel Setzen, das ist wie ein "Noch ein Gläschen Wasser vor dem Essen?" an einen Ertrinkenden, noch einmal verschärft durch den Umstand des Goldes im ersten und des Revolte-Systems im letzteren. Tempelplünderung und göttliche Auslese dagegen sind schlicht eine Aufwertung der mystischen Einheiten. Wer sie nutzt, muss es tun. Aber damit stellt sich dann die Frage nach dem balancing gegenüber den anderen Einheitentypen. Dass sie Gunst rauben können, ist eine nette Unteridee, lädt aber wieder einmal zu Betrug ein. Ganz zu schweigen von der Spielrealität, die wieder einmal vergessen wurde: Auch auf der Heldenwelt wird es Spieler geben, die aussteigen; ihre Städte haben unter Umständen dann Tempel, die endlos gefarmt werden können. Kampferfahrung klingt zunächst nur von der Namenswahl kurios - Tote, die Erfahrung sammeln? - aber bei einem zweiten Blick wird es absurd, weil es keinerlei Spielziel ist, möglichst viele Einheiten zu verlieren, sondern seine Angriffe so zu setzen, dass Verluste gering bleiben, und das eigentliche Ziel hinter Triumpfzügen auch die Eroberung von Städten ist, der man durch Verluste nicht näher kommt.
Zum Rest lässt sich nicht mehr viel sagen. Entweder ist es der selbe Kram wie zuvor. Oder es ist bedeutungslos. Zwei Dinge sind aber noch bei der neuen Göttin erwähnenswert, neben der wirklich reizvollen Idee mit der Illusion, bei der ich aber stark bezweifele, ob dieses Entwicklerteam es wirklich bis ins letzte Detail durchdacht hat. Das eine ist Bestreben der Jägerin und es ist ein gutes Beispiel für das, was ich als Planlosigkeit durch mangelnde Kompetenz bezeichne. Es "klingt" irgend wie gut, 15 Prozent bessere Wirkung nur für Distanzkämpfer, auch wenn es unklar ist, warum dies nur für Angreifer gilt und wie Katapulte zu sehen sind. 100 Gunst dafür scheint angemessen - bis man die naheliegenden Konsequenzen sieht! Natürlich werden Angreifer dann mit reinen Schleuderernarmeen angreifen. Sie sind ohnehin eine der wenigen Hauptangriffswaffen, nun wird die Vielfalt nur weiter eingeschränkt. Denen gibt man dann für 100 Gunst eine 15-prozentige Effektivitätssteigerung. Eventuelle Reiterarmeen oder gemischte Gruppen erhalten dann getrennt den bisher überlichen Segen der Athene. Als hätte das Spiel unter vielfältiger Varianz gelitten! Und dann erkennt man auch, dass die Werte regelrecht schwachsinnig sind. Die Reiterarmee bekommt nur ein Drittel weniger Steigerung für das Doppelte der Gunst.
Das andere ist die Läuterung. Es wäre eine gute Idee, wäre nur zuvor das Magiesystem überarbeitet worden. Man kann keinen Angriff ausspionieren, wenn der Gegner schon einen eigenen Zauber darauf gelegt hat. Städte können alles mögliche haben, ein Truppenverband nur eines. Da spielt es keine Rolle, ob es nur einmalig wirkt oder permanent. Zauber können auch einfach verpuffen. Und auf dieser Basis der Planlosigkeit wird nun dies einfach draufgeworfen und ist selbst dann noch einmal ein Ausbund der selben Planlosigkeit! Bereits die Ankündigung, dass es auf Städte wie auf Truppen wirkt, macht es hanebüchend, noch gesteigert durch die Wirkung auf alle Zauber einer Stadt. Vor allem kommt es jetzt auf den Zeitpunkt an und zwar, witzigerweise, aber eben konsequent planlos, in zweifacher Weise. Läuft ein Produktionsbonus nur noch eine Minute, dann wird Läuterung ihn ebenso entfernen, als wäre er eben erst gestartet worden. Was passiert, wenn gar kein Zauber drauf liegt? Schließlich kommt es bei Angriffen zur Absurdität, dass wer zuerst handelt, der Verlierer ist. Dann werden Stärkungszauber bei einem Angriff eben erst wenige Sekunden vor dem Eintreffen gewirkt. Und auch der normale Ablauf wird kurios. Ausspionieren? Erst versuchen mit Athene. Oh, da ist ja etwas drauf, jetzt lohnt sich Läuterung. Dann geht auch Ausspionieren wieder. Kann man läutern auch läutern? Ja, sicher, um das alles so richtig verrückt zu machen, kostet dieser Antizauber wider jeglichen Wissens jahrzehntelanger Rollenspielerfahrung weniger als die Wirksprüche. So nicht!
Dann muss doch noch einmal die Illusion erwähnt werden. Wie gesagt, ich nehme nicht an, dass die Macher es durchdacht haben. Was passiert, wenn ich eine Eule auskundschaften lasse? Wer nun antwortet, dann bekommt man eben die Anzeige, es wäre bereits verzaubert... Nun, da gibt es ja jetzt auch die Läuterung. Und um es komplett zu machen, ist diese sogar billiger als die Illusion, so dass dieses Mittel zum Stiften von Verwirrung nicht wirkt UND dem Angreifer mehr kostet als dem Verteidiger. DAS ist Planlosigkeit!
Wie immer ausführlich und ein paar kleinere Punkte weglassend, ist meine Kritik nicht nur schwerwiegend an der Ankündigung. Insgesamt muss ich erneut feststellen, dass mein Abwarten berechtigt war. Zu einem Entschluss, etwas tun zu wollen, gehören auch die Fähigkeiten, falls man etwas Gutes erzielen will. Innogames beweist erneut das Gegenteil. Dabei wäre manches so einfach gewesen. Die Gunstkosten für Läuterung (und dann noch mehr in diesem System) ließen sich beispielswese auch relativ berechnen.
Aber ich fürchte, es ist eher so - Am 15. 12. werden einige die Heldenwelt öffnen und denken: "Mein Gott, diese Insel kenne ich doch!"