Also um hier nochmal zum wirklich interessanten Thema zurück zu kommen
Ich persönlich denke das Kernspaltungskraftwerke eben eine Übergangslösung sind und auch noch für eine weile bleiben werden und sollten. Es gibt definitiv immer ein Restrisiko, jede noch so redundante Kraftwerksicherung kann nie perfekt sein. Es brauch eben nur ein nicht vorhergesehener Zwischenfall passieren + Ausfall von ein paar Sicherheitssystemen + menschliche Dummheit. Ich sage nicht das das in Deutschland besonders wahrscheinlich ist, aber ein Restrisiko gibt es nun mal bei einer Technologie die auf einem in sich instabilen Prozess beruht immer. Instabil bezeichnet dabei die Tatsache das die Kernzerfälle von selber passieren und der Mensch den prozess kontrolliert verstärkt und somit grundsätzlich immer die Möglichkeit besteht das es sich aufschaukelt und aus dem Ruder läuft.
Ich denke aber das das Hauptproblem der Kernspaltungskraftwerke (zumindest in Deutschland) weniger die Sicherheit als der radioaktive Abfall ist. Leider werden für Projekte die Atommüll ungefährlicher machen könnten zu wenig Geld ausgegeben da diese wie ein Großteil der Kernforschung leider grundsätzlich in einem Topf mit Atombomben, Tschenobyl usw. geworfen werden und damit "böse" sind. Beispielweise gibt es schon seid Jahren erfolgreiche Experimente um sehr langlebige radioaktive Isotope (10000 Jahre und mehr) durch Beschleunigerbeschuss mit Protonen oder Neutronen in deutlich kurzlebigere Isotope umzuwandeln (Jahrzehnte bis Jahrhunderte) und dabei sogar noch Energie zu gewinnen
http://www.focus.de/wissen/wissensc...ergie-kampf-an-vielen-fronten_aid_373378.html
(sorry für den Focus artikel, aber ich hab auf die schnelle nix anderes populärwissenschaftliches gefunden
) Der Artikel beschreibt nur eines von mehreren Verfahren, grundsätzlich ließe sich da also schon was machen, wenn es denn gesellschaftlich akzeptiert würde. Das löst das Problem des Atommülls nicht komplett, aber 1-2 Generationen sind einfach was anderes als 20000 Jahre
Für mich ist das aber kein Argument für die Weiterführung Kernspaltungskraftwerke sondern eher generell eine positive Technologie die das bestehende Problem des Atommülls verringern kann.
Langfristig hoffe ich sehr auf die Kernfusion, die ja leider auch immer gern zusammen mit der Kernspaltung in einen Topf geworfen wird. Dort werden leichte Atomkerne verschmolzen anstatt (wie bei der Kernspaltung) den Zerfall von schweren Kernen zu beschleunigen. Dort gibt es drei grundsätzliche Unterschiede zu Kernspaltungskraftwerken:
- Kein GAU möglich: Es sind nur extrem geringe mengen sehr heißer brennstoff im Reaktor, der Fusionsprozess wird von magnetfelder aufrechterhalten. Bei der kleinsten Abweichung bricht der prozess von selber ab, da er nur bei perfekten bedingungen überhaupt passiert (bei Kernspaltung ist das umgekehrt) das schlimmst was passieren kann ist eine leichte Beschädigung der Reaktorkammer, es ist nie genug Energie vorhanden um das Kraftwerk zu beschädigen. Bei Uran und konsorten wird ja immer nur ein sehr kleiner teil der gespeicherten energie entnommen, bei der fusion ist das nicht der Fall, es wird nach Ausfall des Reaktors nur noch die geringe Wärmeenergie des brennstoffs abgegeben, dann ist Schluss.
- Kein Langlebiger Atommüll: Je nachdem welche Elemente man fusioniert wird Neutronenstrahlung frei die auf Dauer die Reaktorumantelung schwach radioaktiv werden lässt. Allerdings wird man durch geschickte wahl der abschirmungselemente möglichst schwach radioaktiven Atommüll produzieren können der nach im Idealfall wenigen jahren schon ungefählich wäre.
- Zehnmal höhere Energieausbeute: Es ließe sich aus einem kilo Deuterium-Tritium-Gemisch (das wäre der ideale brennstoff, beides Wasserstoff-Isotope) problemlos die zehnfache energiemenge als aus einem Kilo Uran-Brennstoff gewinnen. Im Gegensatz zu Uran ist Deuterium unbegrenzt in den Weltmeeren vorhanden, Tritium ließe sich aus Lithium gewinnen. Alternativ ginge auch Deuterium-He3 sehr gut, siehe Frank Schätzings neuer Roman
- Im Gegensatz zu Wind- und Sonnenenergie 24h am Tag verfügbar: Das ist einfach das Kernproblem der meisten erneuerbaren energien, Man kann noch so schön auf dezentrale Netzt setzen und intelligentes Netzmangement bemühen, für Ballungs- und Industriezentren braucht man schlicht Kraftwerke die IMMER Strom liefern. Leider kapieren viele leute die tatsache nicht das sich Strom praktisch nicht speichern lässt. Pump-Speicher-Kraftwerke (die nachts wasser in höher gelegene reservoirs pumpen um tagüber einen kleinen bruchteil des stroms durch das umgekehrte zurückzugewinnen) sind nur eine sehr schlechtes Behelfsmittel und in flachen regionen praktisch unmöglich.
- Ein wichtiger Punkt der gerne bei der Energiedebatte vergessen wird: Der Kernbrennstoff für konventionelle Spaltungskraftwerke reicht noch für ca. 40 Jahre (sogar etwas kürzer als die momentan bekannten konventionellen Erdölreserven!) sofern nicht erhebliche neue Vorkommen entdeckt und erschlossen werden. Für Kernfusion gibt es praktisch unbegrenzt Brennstoff, grade wenn man verschiedene Fusionsarten verwendet.
Wenn man auf Verbrennungs-Kraftwerke jedweder Art UND auf Kernspaltungskraftwerke auf Dauer verzichten will ist die Kernfusion in einer Welt mit ständig steigendem Energiebedarf wohl die einzige Lösung für die Grundlast. Die Erneuerbaren können wichtige Beiträge leisten, grade für dezentrale Versorgung und in Verbindung mit intelligenten Netzen. Aber realistisch ist eine Komplettversorgung mit erneuerbaren Energien weder bezahlbar noch Technisch umsetzbar auf lange Sicht. Ich finde es jedenfalls extrem unsinnig allein in Deutschland 50-100 Milliarden an Subventionen in Photovoltaik zu stecken Anstatt dieses Geld lieber für Energieforschung & Entwicklung sowohl für Erneuerbare Energien als auch für Kernfusion zu verwenden (für die nächste Generation der Testreaktoren wird von den 7 reichsten Ländern der Erde zusammen "nur" 5 milliarden euro investiert, und der wird 20 jahre laufen). Das einzige was die PV subventionen gebracht haben ist einige für den steuerzahler extrem teure arbeitsplätze zu schaffen und den Aktionären der entsprechenden firmen gute rendite.