@schwertfisch:
Dann versuche ich mal, zu erklären, wie ich zu der Meinung gelangt bin:
Auch der wissenschaftlich unbeleckte Mensch versucht, ein Erklärungsmodell zu finden. Dazu kommt die egozentrische Weltwahrnehmung, oder auch die "Sinnsuche". Je weniger Wissen(schaft) Dir zur Verfügung steht, desto eher bist Du bereit, alles was Du nicht erklären kannst, auf etwas Unerklärliches zu schieben...
Schau Dir doch an, was man über die Entwicklung der Menschheit/Kulturen weiß.
Die Sprünge finden immer dort statt, wo mehr gewußt wird.
Und auch Völker, die bereits astronomische Beobachtungen tätigten, waren die Astronomen im heutigen Verständnis?
Reihenfolge? Sitzt der Weise mit nem Rechenschieber da, hat plötzlich die Idee, der Himmel sei berechenbar, oder rechnet "einfach so" und dann kommen die Bauern erst auf die Idee, sich in Bezug in Bezug auf Saat/Ernte/Wintervorrat, Nilhochwasser, andere wichtige Kalenderdaten an Himmelszeichen zu orientieren - oder tun sie es aus der Erfahrung heraus, dass sich Jahreszeiten wiederholen, die Sternbilder auch und es sinnvoll sein könnte, den Himmel zu beobachten, um Voraussagen darüber treffen zu können, wann ungefähr die Saat sicherer aufgehen wird, als zur Unzeit gepflanzte? Genauer, als man es mit einer Strichliste, die z.B. auch verloren gehen oder einfach unsauber geführt sein könnte?
Ich sehe zudem, wie sich einzelne Wesen unserer Spezies entwickeln - und je kleiner sie sind, desto egozentrischer ihr Weltbild. Die Welt dreht sich solange komplett um sie, bis sie lernen, dass dem nicht so ist. Wenn Du rausgehst, kannst Du eben nicht ad hoc feststellen, dass nicht die Erde das Zentrum des Universums ist, über das die Sonne wandert, sondern sich um die Sonne dreht.
Wichtig für Dein Überleben ist zunächst nur, dass die Sonne zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich lang/warm und nachts gar nicht scheint. Warum sie da ist? Woher die dir bekannten Dinge und Phänomene stammen?
Am Anfang sind wir einfach gestrickt - Bär macht verletzt, Bär macht tot Bär ist stärker, als alle, die ich kenne -> Bär hat Macht. Blitz macht Feuer, Blitz macht auch tot. Sogar Bären.
Blitz ist mächtiger, als Bär, Blitz kommt aus Himmel - Sonne kommt aus dem Himmel, Blitz kommt aus dem Himmel, also ist der Himmel wichtig. Und er redet mit mir, zeigt mir immer die gleichen Sterne, wenn das weiße kalte Zeug vom Himmel fällt - warnt er mich vor dem kalten Zeug in einer Sprache die ich nicht verstehe? Ist er die Mutter/Vater von Sonne? Der Bär wird von Bärenmutter geboren, kommt aus ihr heraus. Sonne kommt aus dem Himmel, Blitz auch. Dann haben Sonne und Blitz "Himmelseltern"? Die sind überall - überall, wo ich hingehe, gibt es Sonne, Sterne, Wetter...Bären nicht überall.. Also ist "Himmel" nicht nur stärker und größer, sondern viel wichtiger, als Bär..
Kleine Kinder ticken ähnlich, wenn Du sie ungehemmt fabulieren lässt. Sie suchen Zusammenhänge, und sie sind VERDAMMT schnell zufrieden zu stellen, wenn sie eine Erklärung gefunden zu haben scheinen. Sie nehmen nämlich die erstbeste...bis sie evtl. merken (oder gesagt bekommen) dass die nicht hinhaut. ^^
Diese Kinder sind nicht blöd. Nur unwissend. Und entdecken die Welt jeden Tag neu - heute natürlich aber schon mitgeprägt durch unser Wissen.
Das rechne mal zurück auf ne Zeit, wo Deine Eltern (und heute Schule, Medien, whatever) dein Verständnis von der Welt nicht mittels tieferen Wissens beeinflussen oder gar korrigieren könnten, weil sie es selber gar nicht hatten.
Und zieh in Betracht, dass relativ gleichzeitig einige entdecken, dass sie mit nem Papa Himmel Modell ne Menge Macht über andere haben können...
Solange ein Erklärungsmodell funktioniert und nur Lücken/Ungereimtheiten hinterlässt, die (noch) nicht erkannt werden (können), oder nicht allgemein wichtig sind, ist es praktikabel.
Und Praktisches/Praktikables wird benutzt, bis es
WICHTIG ist, es zu vertiefen, ergänzen oder zu widerlegen. Das zieht sich nicht nur durch die Kultur-, sondern auch durch die Wissenschaftsgeschichte***.
Und sogar durch den Lehrplan.. ^^
***Ich finde das das Schlagwort vom "sich empor irren" da recht passend.
@Bartbragi:
*g* Fang jetzt aber ja nicht an, im Voraus schon ein paar Trollkinder zu adoptieren, damits in der Familie nicht so langweilig wird.. ^^
(Ja, ich möchte die oft auch gern betüddeln und bemuttern und auf Besserung hoffen, aber irgendwie...auf Dauer...)
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Ich hätte jetzt gern irgendeinen Lieben Gott, der die Erdachse ein bißchen verschiebt, damit ich jetzt Frühling hab, statt das kalte Zeug da draußen. Wie hoch stehen die Chancen, wenn ich sofort und ganz fest an ihn glaube? XD
(oweh, diese Ketzerei bringt uns nun einen bis August andauernden, heftigen Wintereinbruch und danach Herbstwetter bis zum nächsten Februar *schäm*)