Im Falle von vorgezogenen Neuwahlen stünde die Regierungsbildung nach der derzeitigen Stimmung vor den gleichen Herausforderungen wie bisher. Wenn am nächsten Sonntag in Thüringen Landtagswahl wäre, käme die Linke auf 32 Prozent und könnte damit ihr Rekordergebnis der Landtagswahl im Oktober um einen Prozentpunkt steigern. Die SPD würde mit 8 Prozent ähnlich wie im Oktober abschneiden, die Grünen könnten mit aktuell 6 Prozent ihr Landtagswahlergebnis etwas verbessern (+0,8 Prozentpunkte). Trotz in Summe leichter Zugewinne für die bisherigen Regierungsparteien könnten die drei Parteien ihre Arbeit nur als Minderheitsregierung fortsetzen.
Die CDU würde ihr bisher schlechtestes Landtagswahlergebnis in Thüringen noch einmal unterbieten und käme jetzt nur noch auf 19 Prozent (21,7 Prozent bei der Landtagswahl im Oktober letzten Jahres). Die FDP würde es mit 6 Prozent (5,0 Prozent) erneut in den Landtag schaffen. Die AfD könnte mit 24 Prozent (23,4 Prozent) den zweiten Platz im Thüringer Land-tag verteidigen. Eine Regierungsmehrheit gegen die Linke ließe sich für die CDU daher nach wie vor nur unter Einbeziehung der AfD organisieren, wobei CDU und AfD mindestens einen weiteren Partner hierfür finden müssten. Alle anderen Parteien kämen zusammengenommen auf 5 Prozent.
Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Nicht nur legen sich viele Wähler kurzfristig vor einer Wahl fest, auch hat die Bedeutung der letzten Wahlkampfphase mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern durch die Parteien zugenommen.