Zum Begriff des Volkes: Man abstrahiert von den Besonderheiten der Interessen und Eigenschaften der jeweiligen Menschen, die sich zum Volkskollektiv zusammenfassen lassen. Wenn man auf die Banalität verweist, dass in einem Volk voller Täter auch Unschuldige zu finden sind, dann redet man nicht mehr von einem Volk. Hier sollte der Schluss einsetzen, dass "Volk" eine mit Gewalt hergestellte Geltung einer Abstraktion ist, dass Menschen in Wirklichkeit sehr unterschiedlich sind. Man sollte den Menschen vor dem Volk verteidigen, stattdessen verteidigt man das unterschiedslose Volk mit dem Verweis auf die reale Unterschiedlichkeit der Menschen - der Widerspruch scheint von den Volksenthusiasten niemandem aufzufallen.
Der Revisionismus setzt jetzt das unschuldige Volk gegen die einzelnen Täter, die angeblich das Volk verführt haben, gegen eine über den Willen des Volkes hinweg agierende Führerclique. Das war im Dritten Reich nachweislich nicht der Fall, der deutsche Faschismus war eine Massenbewegung, die nicht durch Waffengewalt erzwungen, sondern begeistert aufgenommen wurde. In diesem Moment wurde das deutsche Volk zu einem Täterkollektiv. Die Unterschiede gehen im Begriff des Volkes unter, es gibt in diesem Volk keine Unschuldigen mehr. Dass in der Tat einige Deutsche keinen Bezug zur Shoa hatten, etwa weil sie sehr junge Kinder oder in irgendeiner Form widerständig waren, sollte ein Argument gegen das Volk sein: Im Willen der Masse zur Judenvernichtung ging eben auch das konkret unschuldige Leben unter, ja, eine Tragödie, die einzig und alleine das deutsche Volk zu verschulden hat. Der Revisionismus kommt nicht zu diesem Schluss, den konkreten Menschen gegen das Volk in Schutz zu nehmen, sondern nimmt umgekehrt das deutsche Volk mit dem konkret unschuldigen Menschen in Schutz. Der einzelne Unschuldige wird zum Beweis der Unschuld des Kollektivs. Das ist schlicht und einfach ein unzulässiger Schluss, bei dem man nur noch das Volk betrachtet, das man gerne hätte, nicht das, das tatsächlich war.
Wenn hier von linker Seite von Volk geredet wird, dann nicht im rassischen Sinne der Abstammung. Stattdessen wird das betrachtet, was als Volk in Erscheinung getreten ist: Das freiwillig unterschiedslose deutsche Mörderkollektiv. Diese Kollektivvorstellung ist die Vorstellung der Apologeten des Volkes und wird mit Gewalt real hergestellt, doch um noch einen positiven Bezug zu diesem Volk herstellen zu können, muss eben aus den Tätern das Opfer der Führerclique zurechtgebogen werden. Das gute, "eigentliche" Volk wird gegen das tatsächlich in Erscheinung tretende Volk gesetzt: Ein ganz schlechter Idealismus, der sich nicht mehr mit der realen Welt beschäftigt.
Wenn ihr euch den Schuh der Schuld des deutschen Volkes nicht anziehen wollt (sollt ihr ja auch nicht!), dann solltet ihr die unschuldigen Toten - vor allem Juden, Sinti und Roma, Schwule, Russen und so weiter, aber natürlich auch der eine oder andere, den ihr als "deutsch" bezeichnen würdet - nicht für, sondern gegen das deutsche Volk verteidigen.
Aber nein, die Banalität, dass "Volk" eine unangebrachte Verallgemeinerung von in Wirklichkeit sehr unterschiedlicher Menschen ist, wird stattdessen benutzt, um das "Volk" damit zu retten. Noch dazu bedenkt man, wenn man den Volksbegriff so unterschiedslos zur Ehrenrettung der deutschen Nation einsetzt, nicht, dass das deutsche Volk von '45 seine Zersetzer und Volksschädlinge bereits sorgfältig aussortiert und die Gemeinschaft derer, die das selbe wollen, bereits in der Realität durch den Vernichtungswahn des Holocausts hergestellt hat.
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