Nationalstolz?!?

Orestikon

Gast
Ich hab nochmal überlegt, was Nationallismus eigentlich bedeutet.

Und, was bedeutet er?

Meiner Meinung nach ist Nationallismus zu Zeiten aüßerer Bedrohung
sehr sinnvoll.

Die äußere Bedrohung ist heute nationalistische Bedrohung. Wovor soll einen der Nationalstaat schützen? Vor anderen Staaten! Na danke.

Hätte man zur Zeit Napoleons nicht einen
solchen Nationallismus gegeben säh die Welt anders aus.

Die politische Reaktion zu Napoleons Zeiten war aber keine nationalistische, sondern eine aristokratische. Napoleon war der Nationalist, die Engländer haben sich mit den Feudalherren Kontinentaleuropas gegen den bürgerlichen, demokratischen Nationalismus gestellt und für das Erbrecht gekämpft.

Was wäre so schlimm daran, wenn die Welt heute anders aussähe? Vielleicht wäre sie ja besser.
 

simpsons3

Gast
Nationalismus ist Bedingung der nationalstaatlichen Demokratie.

Prinzipiell richtig. Wobei Demokratie an sich theoretisch auch ohne Nationalismus funktionieren kann. Aktuell wird der gewählt, der am besten für Deutschland ist. Demokratie ohne Nationalismus würde denjenigen an die Macht bringen, der am besten für die gesamte Weltbevölkerung ist.

Ich erinnere mich an eine Diskussion im DS-Forum. Dort gings darum, ob Demokratie zwangsweise zu Nationalismus führt, u. a. da irgendeine Gruppe immer ausgegrenzt wird. Irgendwann hat ein Diskussionsteilnehmer dann mal sinngemäß gesagt: Wie ist es eigentlich bei einer weltweiten Demokratie? Führt die auch zu Nationalismus?
Interessanter Gedankengang. Seit ich dieses Posting gelesen habe zuckt es mir richtig in den Fingern, diese Weltdemokratie einmal zu testen. Wäre nämlich wirklich mal interessant.

Das ist ja schon falsch: Es gibt keinen gesunden Nationalismus, der ist in jeder Ausprägung falsch.

Völlig korrekt.

Der Patriot besetzt den Staat, dem er zueigen ist, hingegen emotional, und zwar positiv.

Ersetzt man "positiv" durch "negativ" und "Patriot" durch "Antideutscher", dann hat der Satz exakt die gleiche Richtigkeit. Genau das ist das gefährliche am Antideutschtum: Nationalismus an sich wird von - vielen - Antideutschen nicht explizit abgelehnt, nur der Deutschnationalismus wird abgelehnt.

Zweitens, Antideutsche verletzen nur Nationalgefühle, die ohnehin schon da waren.

Stimmt auch. Aber irgendwie führt gerade das zu einem Erstarken des Nationalismus. So ist zumindest meine Einschätzung. Irgendwo wird sich unterhalten, es wird die Staatlichkeit allgemein kritisiert und auch für gut befunden und niemand äußert nationalistisches Gedankengut. Plötzlich taucht einer auf, der sagt "Deutschland ist !§#$%&?!" und mit einem mal radikalisiert sich die gesamte Gruppe der Befürworter der Staatlichkeit.

Da wird kein "negierender Nationalismus" betrieben, sonder der vorhandene Nationalismus wird praktisch kritisiert.

Um Nationalismus zu kritisieren, brauche ich kein Antideutschtum. Das geht auch mit Antifaschismus und Antinationalismus. Nur mit dem Vorteil, dass man sämtliche nationalistische Strömungen weltweit pauschal erfasst und kritisiert, Antideutsche kritisieren nur den Deutschnationalismus.

Unser Nationalstaat hält an moralisch und ethnisch korrekten Dingen fest und wie krank manch Mensch ohne Beschränkung sein kann, müssten wir doch schon oft genug gesehen haben.

???
Es ist moralisch und ethnisch richtig, seine Bürger auszuspionieren?
Es ist moralisch und ethnisch richtig, sinnlose Kriege zu führen?
Es ist moralisch und ethnisch richtig, selber von Demokratie und Menschenrechten zu reden, aber diese nicht zu verteidigen, wenn es ernst wird?
Es ist moralisch und ethnisch richtig, Folter zu verachten aber erst nach sehr langem zögern den Guantanamo-Häftlingen Asyl zu gewähren?
To be continued ...
???

Schöne Moralvorstellungen hast du. Fakt ist nun mal: Alles ist moralisch richtig. "Moral" und "Ethik" sind keine objektiv messbaren Faktoren, sondern alleine emotional bedingt.

Ich finde es z. B. moralisch in Ordnung, Kinder bis einschließlich zum dritten Monat abzutreiben, ohne das Indikationen erfüllt sein müssen. Manch einer sieht das anders. Ich finde es moralisch vertretbar, einen Menschen auf seinen Wunsch hin zu töten (1. Tötung auf Verlangen; 2. aktive Sterbehilfe). Manch einer sieht das anders. Wo wir grade bei der aktiven Sterbehilfe sind: Ich fände es sogar deutlich besser, wenn Ärzte mir Gift spritzen würden als dass die einfach meine Geräte ausschalten und mich grausam ersticken lassen, deswegen setze ich mich auch für eine Legalisierung der aktiven Sterbehilfe ein. Manch einer sieht das anders. Ich finde es völlig richtig, an Stammzellen - auch an embryonalen Stammzellen - zu forschen. Manch einer sieht das anders. Die Reihe könnte man noch ewig fortsetzen.

"Nationalismus da gibts doch was von Ratiopharm?"

<3
lol
Gleich mal bei Facebook gepostet.
 

Orestikon

Gast
Ersetzt man "positiv" durch "negativ" und "Patriot" durch "Antideutscher", dann hat der Satz exakt die gleiche Richtigkeit. Genau das ist das gefährliche am Antideutschtum: Nationalismus an sich wird von - vielen - Antideutschen nicht explizit abgelehnt, nur der Deutschnationalismus wird abgelehnt.

Von vielen? Aha. Wo hast du das her, mit dieser Bestimmtheit? :D Oder sind "viele" einfach nur "mehr als 2"?
Jedenfalls: Man geht bei deinem Vorgehen völlig am Inhalt antideutscher Kritik vorbei.
Ich weiß nicht so recht, ob ich antideutsche Kritik erklären soll. Dich interessiert sie ja offenbar nicht und den Rest der Leser hier, die mit innerlinker Kritik wohl noch weniger anfangen können, mit Sicherheit auch nicht.
Nur so viel: Antideutsche haben Deutschland nicht negativ emotional besetzt, das denkst du dir gerade aus. Womöglich ist das dein Eindruck, er ist aber falsch.
Manche sind sogar regelrecht glücklich darüber, dass die BRD sich nicht wie erwartet entwickelt hat, sondern einen konsequenten Staatsantifaschismus walten lässt. Die Kritik an Deutschland betrifft dann eher die Geopolitik und den strukturellen Antisemitismus. "Deutschland muss sterben"-Sprüche sind keine Antideutsche Kritik, sondern pure Provokation, die findet man in jedem linksradikalen Spektrum. Objekt der antideutschen Kritik sind auf staatlicher Seite eher die islamischen Theokratien, die arabischen Diktaturen, das alte Europa und auf ideologischer Seite Partei- und Politlinke, Antiimperialisten, Poststrukturalisten und so weiter.

Stimmt auch. Aber irgendwie führt gerade das zu einem Erstarken des Nationalismus. So ist zumindest meine Einschätzung. Irgendwo wird sich unterhalten, es wird die Staatlichkeit allgemein kritisiert und auch für gut befunden und niemand äußert nationalistisches Gedankengut. Plötzlich taucht einer auf, der sagt "Deutschland ist !§#$%&?!" und mit einem mal radikalisiert sich die gesamte Gruppe der Befürworter der Staatlichkeit.

Ist doch gut so. Dann zeigt der sonst versteckte Nationalismus sich offen und kann kritisiert werden. Besser als wenn jeder mit seiner Deutschtümelei hinterm Berg hält und sich dann darüber beschwert, man dürfte in Deutschland gar nicht Stolz auf sein Land sein. Diese These wird durch solche Parolen, die übrigens wie gesagt weit entfernt von antideutscher Kritik sind, wirksam widerlegt.

Um Nationalismus zu kritisieren, brauche ich kein Antideutschtum. Das geht auch mit Antifaschismus und Antinationalismus. Nur mit dem Vorteil, dass man sämtliche nationalistische Strömungen weltweit pauschal erfasst und kritisiert, Antideutsche kritisieren nur den Deutschnationalismus.

Unsinn, Antideutsche kritisieren den Nationalismus im Allgemeinen und Nationalismus nach deutschideologischer oder postfaschistischer Prägung im Besonderen. Ob die BRD im speziellen wirklich noch Objekt antideutscher Kritik ist, ist unter ihnen umstritten. Wohl aber ist jene Ausprägung des deutschen Nationalismus, der die BRD gegen einen "eigentlichen" deutschen Staat eintauschen will, weiterhin Objekt der Kritik.

Dein Bild von Antideutschen ist völlig oberflächlich. Du musst dir doch nicht zu allem eine Meinung bilden. Lass sie doch einfach außen vor, wenn sie dich nicht interessieren. So besonders relevant sind die nicht.

Für Interessierte:

Zum Gegenstand antideutscher Kritik oder: Was ist deutsch? (1)
Zum Gegenstand antideutscher Kritik oder: Was ist deutsch? (2)
Was ist antideutsch? (1)(PDF, kein Direktlink zum Artikel, selber suchen.)
Was ist antideutsch? (2)(PDF, kein Direktlink zum Artikel, selber suchen.)
Perlen antideutscher Kritik, morgenthau.tk
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Lofotenmann

Gast
Wie auch immer die Argumente hier hin -und herfliegen, ich benötige für mich keinen Nationalismus, habe schlicht keine Zeit für Banalitäten.
 

DeletedUser23618

Gast
Nur so viel: Antideutsche haben Deutschland nicht negativ emotional besetzt, das denkst du dir gerade aus. Womöglich ist das dein Eindruck, er ist aber falsch.

Anscheinend schon......
Denn was ist "Deutschland" an sich ? Es ist ein erdachtes Konstrukt, welches durch Bürokratie am Leben erhalten wird, von Menschen die geschichtlich, geographisch und sprachlich miteinander verbunden sind (so ungefähr).
Also kann "Deutschland" mehr oder minder "nicht negativ emotional besetzt" sein, sondern man kritisiert eben die Menschen, die Deutschen.

Fragen:
Ist Sayeret nun antideutsch ?
Ist er ein Paradebsp. für antideutsches Gehabe ?

Manche sind sogar regelrecht glücklich darüber, dass die BRD sich nicht wie erwartet entwickelt hat, sondern einen konsequenten Staatsantifaschismus walten lässt.

Da geb ich dir Recht.
Die BRD ist so bestrebt in ihrem Staatsantifaschismus, dass sie keine eigene Identität hat, außer jene des Lückenbüßers und Platzwarmhalters.

Die Kritik an Deutschland betrifft dann eher die Geopolitik und den strukturellen Antisemitismus.

Die Geopolitik der BRD ?

Zum strukturellen Antisemitismus.....naja.....das ist imo wie die Sache mit dem Revisionisten.....es sind Schlagwörter.
Kritik am Finanzkapital reicht allgemein schon aus, um jemanden strukturellen Antisemitismus zu unterstellen......viele sehen dann schon die Verbindung zum "Ewigen Juden", die aber nicht mal vorhanden sein muss.......oder sie unterstellen sie schlicht.
Man versucht dann oft auch diese Verbindung herzustellen (nichtzuletzt wegen dem Begriff) um Kritiker verstummen zu lassen.

Du solltest vielleicht nicht nur versuchen den Kapitalismus abzuschaffen, sondern auch überholte Begriffe.


"Deutschland muss sterben"-Sprüche sind keine Antideutsche Kritik, sondern pure Provokation, die findet man in jedem linksradikalen Spektrum.

Solche Sprüche verstehe ich trotzdem nicht.
Wenn es Provokation ist, dann ist es sicher auch keine Sache mit der Antideutsche gerne leben......also doch negative Kritik ?

Objekt der antideutschen Kritik sind auf staatlicher Seite eher die islamischen Theokratien, die arabischen Diktaturen, das alte Europa und auf ideologischer Seite Partei- und Politlinke, Antiimperialisten, Poststrukturalisten und so weiter.

Wieso wird es dann als "Antideutsch" bezeichnet ?
Verwirrend und für mich nicht nachvollziehbar....vllt sollte man hier auch über einen neuen Begriff nachdenken ?

Ist doch gut so. Dann zeigt der sonst versteckte Nationalismus sich offen und kann kritisiert werden. Besser als wenn jeder mit seiner Deutschtümelei hinterm Berg hält und sich dann darüber beschwert, man dürfte in Deutschland gar nicht Stolz auf sein Land sein. Diese These wird durch solche Parolen, die übrigens wie gesagt weit entfernt von antideutscher Kritik sind, wirksam widerlegt.

Man kann durch Provokationen auch etwas erschaffen, was vorher nicht da war.

Nehmen wir mal als banales Bsp.
Angenommen eine ideologische Gruppe "nervt" mit seinen übertriebenen Forderungen eine gleichgültige Gruppe und provoziert auch Unbeteiligte, welche sich dann in die Gegnerrolle gedrängt fühlen oder tatsächlich gedrängt werden.

Unsinn, Antideutsche kritisieren den Nationalismus im Allgemeinen und Nationalismus nach deutschideologischer oder postfaschistischer Prägung im Besonderen.

Nur zum Verständnis.....
Also wenn in Brasilien nun deutsch-national-ähnliche Zustände herrschen, dann wäre ihre Kritik daran, eine antideutsche Kritik ?
Wieso benutzt man dann einen dermaßen fehlerhaften Begriff ?
Vllt weil man sich so doch an emotional belasteten Feindbildern seinen Hass auslassen kann.......

Ob die BRD im speziellen wirklich noch Objekt antideutscher Kritik ist, ist unter ihnen umstritten. Wohl aber ist jene Ausprägung des deutschen Nationalismus, der die BRD gegen einen "eigentlichen" deutschen Staat eintauschen will, weiterhin Objekt der Kritik.

Ich glaube man kann die BRD als absolut identitätslos bezeichnen....ähnlich der SU, die im Krieg dann doch wieder den Nationalstolz zulassen und sogar fördern musste, damit ihre Soldaten überhaupt ne Moral hatten.

Der Mensch (also hier der Deutsche) "fühlt", dass die BRD einfach nur ein Marionettenregime ist, welches alle anderen Ideologien (auch deine kommunistische) unterdrückt, im Namen der Demokratie und natürlich weils profitabel ist ;) .

Dein Bild von Antideutschen ist völlig oberflächlich. Du musst dir doch nicht zu allem eine Meinung bilden. Lass sie doch einfach außen vor, wenn sie dich nicht interessieren. So besonders relevant sind die nicht.

Wenn ich übertriebene Provokationen schreie, die angeblich nichts mit meiner Ideologie zu tun haben, dann brauch ich mich nicht wundern, wenn man mich für was anderes hält.
Denn eine Meinung wird nunmal gebildet und der Stand auf dem sie steht ist eh immer vakant....allerdings wird sie auch von dem Subjekt beeinflusst, über das ich mir eine Meinung bilde.


Werds mir mal anschauen.......
Aber laut deinen Ausführungen, gehe ich eher davon aus, dass die Bezeichnung "Antideutsch" hier missbraucht wird, damit man eine größere Zuhörerschaft hat, die dann logischerweise falsche Schlüsse zieht.
Also schimpfe nicht mit den Falsch-Interpretierern, wenn es nur einen provokanten Satz zum Interpretieren gibt ;).

Gruß
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Orestikon

Gast
Anscheinend schon......
Denn was ist "Deutschland" an sich ? Es ist ein erdachtes Konstrukt, welches durch Bürokratie am Leben erhalten wird, von Menschen die geschichtlich, geographisch und sprachlich miteinander verbunden sind (so ungefähr).
Also kann "Deutschland" mehr oder minder "nicht negativ emotional besetzt" sein, sondern man kritisiert eben die Menschen, die Deutschen.

Was richtig ist, ist, dass man die Deutschen kritisiert, die dieses Konstrukt am Leben erhalten. Dass Staaten konstruiert sind, ist allgemeingültig, es gibt keinen natürlichen Staat auf dieser Welt.

Ist Sayeret nun antideutsch ?
Ist er ein Paradebsp. für antideutsches Gehabe ?

Man würde ihn wohl am ehesten als Antideutsch bezeichnen, wen man ihn oberflächlich betrachtet.
Ein Paradebeispiel ist er nicht, nein.

Da geb ich dir Recht.
Die BRD ist so bestrebt in ihrem Staatsantifaschismus, dass sie keine eigene Identität hat, außer jene des Lückenbüßers und Platzwarmhalters.

Genau dieses Gefühl, zu kurz gekommen zu sein, ist die deusche Identität.

Die Geopolitik der BRD ?

Kuscheln mit dem Iran und so.

Zum strukturellen Antisemitismus.....naja.....das ist imo wie die Sache mit dem Revisionisten.....es sind Schlagwörter.
Kritik am Finanzkapital reicht allgemein schon aus, um jemanden strukturellen Antisemitismus zu unterstellen......viele sehen dann schon die Verbindung zum "Ewigen Juden", die aber nicht mal vorhanden sein muss.......oder sie unterstellen sie schlicht.
Man versucht dann oft auch diese Verbindung herzustellen (nichtzuletzt wegen dem Begriff) um Kritiker verstummen zu lassen.

Du solltest vielleicht nicht nur versuchen den Kapitalismus abzuschaffen, sondern auch überholte Begriffe.

"Struktureller Antisemitismus" heißt nicht, dass jemand ein struktureller Antisemit ist. Es heißt, dass der Antisemitismus sich strukturell aus dem Kapitalismus herleitet. Der Begriff des strukturellen Antisemitismus ist damit also selbst eine Kritik am Kapital insgesamt, nicht nur am Finanzkapital. In diesem wird der Fetisch der bürgerlichen Wirtschaft nur selbst für oberflächlichste Betrachter offensichtlich, diese verspüren aber offenbar das starke Bedürfnis, das Kapitalverhältnis in Menschen zu personifizieren und diese dann gegebenenfalls physisch zu vernichten.
Wenn der Antisemitismus eines Menschen sich direkt in seiner Kritik des Finanzkapitals zeigt, dann ist er einfach nur Antisemit.
Da gehört aber mehr dazu als die Kritik des Finanzkapitals. Die klassische Unterscheidung in schaffendes und raffendes Kapital, Verschwörungsdenken und so weiter.

Solche Sprüche verstehe ich trotzdem nicht.
Wenn es Provokation ist, dann ist es sicher auch keine Sache mit der Antideutsche gerne leben......also doch negative Kritik ?

Klar. Aber das ist wie gesagt nichts speziell antideutsches. In antideutschen Publikationen lese ich sowas nie. Hin und wieder mal ein "Nie wieder Deutschland", aber "Deutschland muss sterben" ist eher so ein Punk-Ding.

Wieso wird es dann als "Antideutsch" bezeichnet ?
Verwirrend und für mich nicht nachvollziehbar....vllt sollte man hier auch über einen neuen Begriff nachdenken ?

Um es kurz zu fassen: "Antideutsch" war ein Schmähbegriff. Den Versuch der Beleidigung haben Antideutsche sich einfach zueigen gemacht, weil sie nichts schlimmes daran fanden, antideutsch zu sein.

Abseits linksidentitärer Subkultur firmiert man dann lieber unter Begriffen wie "Ideologiekritik" oder "Wertkritik", man muss aber beachten, dass beides nicht synonym ist. Antideutsche betreiben Ideologiekritik, aber nicht jeder Ideologiekritiker ist antideutsch.

Man kann durch Provokationen auch etwas erschaffen, was vorher nicht da war.

Nehmen wir mal als banales Bsp.
Angenommen eine ideologische Gruppe "nervt" mit seinen übertriebenen Forderungen eine gleichgültige Gruppe und provoziert auch Unbeteiligte, welche sich dann in die Gegnerrolle gedrängt fühlen oder tatsächlich gedrängt werden.

Wenn jemand prinzipiell bereit ist, für Deutschland ins (intellektuelle oder tatsächliche) Feld zu ziehen und dafür nur mit Parolen genervt werden muss, dann glaubt er offenbar auch vorher schon ideologische Sätze, die man dann auseinandernehmen kann. Es mag sein, dass man damit den einen oder anderen deutschen Ideologen erst zum Aktivisten macht, aber latente Konflikte müssen eben ausgetragen werden.
Ansonsten richten sich Antideutsche in ihrer Kritik wie gesagt sehr häufig gegen Linke. Und gegen andere Antideutsche, diese Spalter. :D

Nur zum Verständnis.....
Also wenn in Brasilien nun deutsch-national-ähnliche Zustände herrschen, dann wäre ihre Kritik daran, eine antideutsche Kritik ?
Wieso benutzt man dann einen dermaßen fehlerhaften Begriff ?

Ja, richtig.
Der Begriff wird jetzt, nachträglich muss man dazu sagen, auf die "deutsche Ideologie" zurückgeführt. Man kann davon halten was man will, aber ein Fundament an Wahrheit ist dabei. Deutschland war ein Musterbeispiel für eine bürgerliche Revolution, die nicht nach der idealisierten Variante der französischen Revolution ablief, sondern in Form des Faschismus.
Wenn andere Staaten, wie etwa die Türkei, der Irak oder der Iran, ganz ähnliche Züge zeigen, dann ist der Begriff nicht völlig falsch. Man muss nur sagen, dass er außerhalb Deutschlands wenig Relevanz hat und diese Kritik wirklich schon im allgemeinen Antifaschismus enthalten ist.

Ich glaube man kann die BRD als absolut identitätslos bezeichnen....ähnlich der SU, die im Krieg dann doch wieder den Nationalstolz zulassen und sogar fördern musste, damit ihre Soldaten überhaupt ne Moral hatten.

Der Mensch (also hier der Deutsche) "fühlt", dass die BRD einfach nur ein Marionettenregime ist, welches alle anderen Ideologien (auch deine kommunistische) unterdrückt, im Namen der Demokratie und natürlich weils profitabel ist .

Aber nicht aus Kalkül. Die Politiker und Wirtschaftenden sind doch selbst Ideologen. Natürlich werden die meisten davon insgeheim ihre persönlichen Ziele haben, aber das ist unerheblich. Die Verdopplung des Menschen in einen Staatsbürger und einen Privatbürger (und beliebig viele weitere Identitäten) ist eben der Normalfall. Die Ideologie spielt sich als ungeglaubter Glaube, auf den man sich aber trotzdem der Identität willen einschwören lässt, in einer ganz anderen Spähre ab als die persönlichen Interessen der Träger der ideologischen Charaktermasken.

Aber laut deinen Ausführungen, gehe ich eher davon aus, dass die Bezeichnung "Antideutsch" hier missbraucht wird, damit man eine größere Zuhörerschaft hat, die dann logischerweise falsche Schlüsse zieht.
Also schimpfe nicht mit den Falsch-Interpretierern, wenn es nur einen provokanten Satz zum Interpretieren gibt .

Ich schimpfe doch nicht. :) Von einem "lasst die Antideutschen in Ruhe, die sind voll ok!" bin ich doch weit entfernt. Antideutsche Kritik ist mir sympathisch und ich kenne mich ganz gut damit aus, meine Kritik ist es aber nicht, auch wenn mir das immer wieder unterstellt wird, wel ich israelsolidarisch, kommunistisch und ideologiekritisch bin - das hatte die Bahamas sich eben auch mal auf die Fahne geschrieben.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

DeletedUser23618

Gast
Was richtig ist, ist, dass man die Deutschen kritisiert, die dieses Konstrukt am Leben erhalten. Dass Staaten konstruiert sind, ist allgemeingültig, es gibt keinen natürlichen Staat auf dieser Welt.

Warum dann so abwegig gg meine "These", dass man Staaten am Leben erhält, damit Menschen mit nutzlosen Dingen beschäftigt werden, um sie von der Einheit abzuhalten (Mein allererster post hier.....das mit den "Lenkern" die ich als Industrielle und Ideologen bez.....nicht als Juden ;) )

Man würde ihn wohl am ehesten als Antideutsch bezeichnen, wen man ihn oberflächlich betrachtet.
Ein Paradebeispiel ist er nicht, nein.

Was ist er dann ?
Denn, bei aller Höflichkeit, ihn kann man (also ich) nur oberflächlich betrachten, weil er absolut asozial ist und darüber hinaus auch nicht über seinen Schatten springen kann ;) .

Genau dieses Gefühl, zu kurz gekommen zu sein, ist die deusche Identität.

In welchem Sinne "zu kurz gekommen" ?
Dass wir (als Staat, Nation, Land) keine Identität haben oder keine andere Ideologie ?

1."Struktureller Antisemitismus" heißt nicht, dass jemand ein struktureller Antisemit ist. Es heißt, dass der Antisemitismus sich strukturell aus dem Kapitalismus herleitet. Der Begriff des strukturellen Antisemitismus ist damit also selbst eine Kritik am Kapital insgesamt, nicht nur am Finanzkapital.
2.In diesem wird der Fetisch der bürgerlichen Wirtschaft nur selbst für oberflächlichste Betrachter offensichtlich, diese verspüren aber offenbar das starke Bedürfnis, das Kapitalverhältnis in Menschen zu personifizieren und diese dann gegebenenfalls physisch zu vernichten.

1. Das ist mir klar.
2. Ich sehe hier trotzdem keine Brücke zum Antisemitismus ?!
Unpassender Begriff (imo), es sei denn ich sehe das Nirvana nicht :confused:.
Denn nicht nur Juden machen Finanzgeschäfte, obwohl sie wohl oder übel für die westliche Gesellschaft nicht gerade marginal sind.

Wenn der Antisemitismus eines Menschen sich direkt in seiner Kritik des Finanzkapitals zeigt, dann ist er einfach nur Antisemit.
Da gehört aber mehr dazu als die Kritik des Finanzkapitals. Die klassische Unterscheidung in schaffendes und raffendes Kapital, Verschwörungsdenken und so weiter.

Logisch.

Klar. Aber das ist wie gesagt nichts speziell antideutsches. In antideutschen Publikationen lese ich sowas nie. Hin und wieder mal ein "Nie wieder Deutschland", aber "Deutschland muss sterben" ist eher so ein Punk-Ding.

Dann finde ich den Begriff nur noch mehr deplaziert.

Um es kurz zu fassen: "Antideutsch" war ein Schmähbegriff. Den Versuch der Beleidigung haben Antideutsche sich einfach zueigen gemacht, weil sie nichts schlimmes daran fanden, antideutsch zu sein.

Danke für die Klärung.
Ich sehe/sah den Begriff so, wie er da steht.

Abseits linksidentitärer Subkultur firmiert man dann lieber unter Begriffen wie "Ideologiekritik" oder "Wertkritik", man muss aber beachten, dass beides nicht synonym ist. Antideutsche betreiben Ideologiekritik, aber nicht jeder Ideologiekritiker ist antideutsch.

Dann sollte man das auch außerhalb ihrer Kreise publik machen. Aber ich denke nicht, dass es dermaßen viele sind, dass es jemanden interessiert.

Sie sind ideologiekritisch, unterliegen aber auch einer Ideologie !?
Das ist das Paradoxon unseres geistigen Standes und die Unvollkommenheit unserer Sprache

Wenn jemand prinzipiell bereit ist, für Deutschland ins (intellektuelle oder tatsächliche) Feld zu ziehen und dafür nur mit Parolen genervt werden muss, dann glaubt er offenbar auch vorher schon ideologische Sätze, die man dann auseinandernehmen kann. Es mag sein, dass man damit den einen oder anderen deutschen Ideologen erst zum Aktivisten macht, aber latente Konflikte müssen eben ausgetragen werden.

In jedem von uns steckt auch ein Mörder.
Ich denke, dass jeder vom Prinzip her, zu einem Mord fähig ist. (oder Tötungsdelikt/Tat des "Lebenbeendens", nicht dass sich gleich wieder am Begriff MOrd einer hochzieht)

Inwieweit das in mir schlummert, ist dabei entscheidend.
Allerdings ist dieser provokante Auftritt meiner Meinung nach nicht vorteilhaft, da sie so den nur latenten nicht von sich überzeugen, sondern ihn direkt zum Gegner machen. Sie lassen einen mgl Lernprozess aus, da er nicht von vornherein auf dessen Seite steht.
Friss oder stirb auf unterstem Niveau, da somit selbst eine Wahl schwer wird, wenn man aggressiv vorgeht.

Ansonsten richten sich Antideutsche in ihrer Kritik wie gesagt sehr häufig gegen Linke. Und gegen andere Antideutsche, diese Spalter. :D

Nun gut, weil sie eben dann nur ganz gewöhnliche Gesellschafts- und Ideologiekritiker sind, mit Spezialgebiet Deutsch-National.

Ja, richtig.
Der Begriff wird jetzt, nachträglich muss man dazu sagen, auf die "deutsche Ideologie" zurückgeführt. Man kann davon halten was man will, aber ein Fundament an Wahrheit ist dabei. Deutschland war ein Musterbeispiel für eine bürgerliche Revolution, die nicht nach der idealisierten Variante der französischen Revolution ablief, sondern in Form des Faschismus.
Wenn andere Staaten, wie etwa die Türkei, der Irak oder der Iran, ganz ähnliche Züge zeigen, dann ist der Begriff nicht völlig falsch. Man muss nur sagen, dass er außerhalb Deutschlands wenig Relevanz hat und diese Kritik wirklich schon im allgemeinen Antifaschismus enthalten ist.

Wenn es nur um die Existenz eines faschistoid-ähnlichen Systems geht, in Anlehnung an ein deutsches Entwicklungsbsp., dann ist der Begriff trotzdem vollkommen falsch.
Denn man müsste es dann als "Antifaschistisch" bez. und nicht als Antideutsch, was den berechtigten Schluss zulässt, dass man das Deutsche ablehnt.
Oder als "Antideutsch in Bezug auf die Entwicklung des deutschen Staatsgedankens in der Zeit des Nationalsozialismus" (oder so ähnlich) :D

Denn alles weitere ist, wie du ja bestätigt hast, nur ein Schlagwort um einen stärkeren Schall zu erzeugen, für eine anscheinend kleine Gruppe.

Desweiteren hatten wir das Thema schon, dass es in Dtl. niemals Faschismus gab ;) ...allerdings gehe ich soweit mit, dass man sich dahingehend noch nicht entscheidend einig ist, in der Forschung.




Aber nicht aus Kalkül. Die Politiker und Wirtschaftenden sind doch selbst Ideologen. Natürlich werden die meisten davon insgeheim ihre persönlichen Ziele haben, aber das ist unerheblich. Die Verdopplung des Menschen in einen Staatsbürger und einen Privatbürger (und beliebig viele weitere Identitäten) ist eben der Normalfall. Die Ideologie spielt sich als ungeglaubter Glaube, auf den man sich aber trotzdem der Identität willen einschwören lässt, in einer ganz anderen Spähre ab als die persönlichen Interessen der Träger der ideologischen Charaktermasken.

Dass die verschiedenen Identitäten auch untereinander miteinander verwoben sind, ist auch klar.

Aber ich unterstelle hier eben doch die Absicht, eben und genau wegen wirtschaftlicher und egoistischer Interessen, wo man sich dann diese oder jene ideologische Maske aufsetzt ;) .

Ich schimpfe doch nicht. :) Von einem "lasst die Antideutschen in Ruhe, die sind voll ok!" bin ich doch weit entfernt. Antideutsche Kritik ist mir sympathisch und ich kenne mich ganz gut damit aus, meine Kritik ist es aber nicht, auch wenn mir das immer wieder unterstellt wird, wel ich israelsolidarisch, kommunistisch und ideologiekritisch bin - das hatte die Bahamas sich eben auch mal auf die Fahne geschrieben.

Also ideologiekritisch bin ich auch, auch wenn ich ein Ideal im Kopf habe. ;)
Manch kommunistische Gedanken teile ich auch.
Israelsolidarisch bin ich nicht.


Gruß und danke für Klärung einiger Fragen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

DeletedUser23618

Gast
@Orestikon,

eine Frage hab ich noch.

Lehnst du Staaten ab ? Wenn ja, wie kannst du dann israelsolidarisch sein ?
 

Orestikon

Gast
Warum dann so abwegig gg meine "These", dass man Staaten am Leben erhält, damit Menschen mit nutzlosen Dingen beschäftigt werden, um sie von der Einheit abzuhalten (Mein allererster post hier.....das mit den "Lenkern" die ich als Industrielle und Ideologen bez.....nicht als Juden )

Ja, die antisemitische Projektion kann sich eben auch auf irgendetwas anderes legen als auf Juden. Dann kann man nicht mehr von Antisemitismus sprechen, sondern von Antilenkertum oder was auch immer. Der Punkt ist nur, dass die Entstehung des Gedankens auf der selben ohne jede Frage zu kritisierenden kapitalistischen Basis beruht.

Das Argument lautet jetzt: Wenn dieser Gedanke durch den Kapitalismus entsteht, muss man eben den Kapitalismus abschaffen und nicht die "Lenker".

Was ist er dann ?
Denn, bei aller Höflichkeit, ihn kann man (also ich) nur oberflächlich betrachten, weil er absolut asozial ist und darüber hinaus auch nicht über seinen Schatten springen kann .

Ich will hier eigentlich nicht über Sayaret quatschen wenn er sich nicht selbst äußern kann. Er ist Anarchist.
Was er kann und was er will sind zwei verschiedene paar Schuhe. Er hält es eben nicht für nötig, sich anders zu verhalten als er's tut. Und ehrlichgesagt, ich hab gelegentlich meine helle Freude daran.

In welchem Sinne "zu kurz gekommen" ?
Dass wir (als Staat, Nation, Land) keine Identität haben oder keine andere Ideologie ?

Ja, zum Beispiel.
Anfang des 20. Jahrhunderts waren es die Großmachtambitionen ("Platz an der Sonne"), die Dolchstoßlegende, das Gefühl, von allen Seiten von Feinden umgeben zu sein, das Gefühl der Ausbeutung durch das internationale Judentum, was dann in den '30ern im Faschismus resultierte.

2. Ich sehe hier trotzdem keine Brücke zum Antisemitismus ?!
Unpassender Begriff (imo), es sei denn ich sehe das Nirvana nicht .
Denn nicht nur Juden machen Finanzgeschäfte, obwohl sie wohl oder übel für die westliche Gesellschaft nicht gerade marginal sind.

Das Kapitalverhältnis wird nicht als abstrakte Herrschaft begriffen, sondern als persönliche Herrschaft der (Finanz-)Kapitalisten über das Volk. Man muss einen schuldigen dingfest machen und ihn aus dem Weg räumen. Dabei wird nicht das Kapitalverhältnis, das nicht durchschaut wird, angegriffen, sondern die Charaktermasken, die es realisieren.
Der Vernichtungsantisemitismus im deutschen Faschismus war der Versuch, das Finanzkapital, das man am zum Gegenvolk erkorenen Judentum festgemacht hat, zu vernichten. Der (nur oberflächlich) antikapitalistische Versuch, den (Industrie-)Kapitalismus zu retten, indem man die, die ihn "missbrauchen" ausschaltet und an moralisches Verhalten der Akteure appelliert. So als wäre der Kapitalismus keine Ausbeutungsveranstaltung der wenigstens über die meisten mehr, wenn die Ausbeuter sich genauso wie die ausgebeuteten auf ein gemeinsames Wohl der Nation berufen: Die Kapitalisten sollen die selbe Ideologie glauben und verwirklichen wie die Arbeiter das tun sollen. Der Witz ist: Das tun sie aber meistens eh, der Kapitalismus ist nicht wegen gehässiger Lenkung, sondern wegen seiner Logik so wie er ist, da haben auch die Kapitalisten überhaupt keine Wahl.

Dass nicht nur Juden Finanzgeschäfte machen, ist völlig richtig. Die Osteuropäischen Juden waren ja größtenteils arme Bauern und Arbeiter. Aber der Antisemitismus ist eben nicht mit einem Verweis auf die Realität zu widerlegen, er speist sich nicht aus dem realen Verhalten der Juden.
Was die Juden als Projektionsfläche des strukturellen Antisemitismus aber auszeichnet, ist ihre Behandlung im christlichen Antijudaismus und das Verhältnis des Christentums zum Zins, zur Kreuzigung von Jesus usw.

Dann finde ich den Begriff nur noch mehr deplaziert.

Ja, kann schon sein, dass man sich da etwas besseres hätte ausdenken können. Jetzt ist der Begriff aber etabliert. Und es ist ja auch nicht so, als würden die Antideutschen entgegen der Wortbedeutung Prodeutsch. Sie lehnen Deutschland ab, und da sie selbst zu größten Teilen in Deutschland leben, ist die deutsche Gesellschaft eben auch ein großer Angriffspunkt der Kritik. Aber eben nicht der einzige. Die deutsche Ideologie ist heute gemäß antideutscher Kritik vor allem im Islam und im arabischen Nationalismus bzw. Nationalsozialismus (->Baath-Partei) zu verorten.

Dann sollte man das auch außerhalb ihrer Kreise publik machen. Aber ich denke nicht, dass es dermaßen viele sind, dass es jemanden interessiert.

Ist ja nicht so, als würden Antideutsche das nicht versuchen, aber das linksradikale Spektrum ist eben nicht besonders einflussreich, da ändern auch gelegentliche Brandanschläge auf S-Bahn-Einrichtungen nichts dran.
So wie es steht, betreiben Antideutsche vor allem Kritik an der kritiklosigkeit der Linken. An Linken, die sich etwa mit türkischen Nationalisten, patriarchalen Strukturen und Terroristen solidarisieren, nur weil diese antiwestlich und antikapitalistisch daher kommen. Will heißen: Man möchte keinen Widerstand gegen den Kapitalismus um jeden Preis, sondern eine kommunistische Kritik am Kapitalismus, keinen Brückenschlag zwischen linken und rechten Antikapitalisten.

Sie sind ideologiekritisch, unterliegen aber auch einer Ideologie !?
Das ist das Paradoxon unseres geistigen Standes und die Unvollkommenheit unserer Sprache

Hier ist der marxistische Ideologiebegriff gemeint, nicht der bürgerliche. Der bürgerliche Ideologiebegriff bezeichnet alles als Ideologie, was in irgendeiner Weise weltanschaulich-politisch daherkommt. Der marxistische Ideologiebegriff lautet: Notwendiges, falsches Bewußtsein der bestehenden Verhältnisse. Ideologie sind Vorstellungen, die sich anhand der materiellen Realität der Gesellschaft - heute Kapitalismus - bilden, diese Realität der Gesellschaft aber nicht durchschauen. Ein Beispiel: Es gibt genügend Menschen, denen der Kapitalismus ganz natürlich erscheint, als wäre er eine Entsprechung der menschlichen, egoistischen Natur. Das denken sie, weil sie nichts anderes kennen als die kapitalistische Gesellschaft: Es verhält sich ja in der Tat jeder so, wie man es in einer kapitalistischen Gesellschaft erwarten würde. Anhand dieser Beobachtung schließt man jetzt (falsch), dass der Kapitalismus der menschlichen Natur entsprechen würde und setzt sich für eine Erhaltung des Kapitalismus ein. Das ist Ideologie: Die materielle Wirklichkeit bestimmt die Gedanken und das Denken reproduziert dann diese materielle Wirklichkeit.

Ideologiekritiker kritisieren jetzt diese kapitalistische Ideologie. Man muss auch bedenken, dass gerade antideutsche eine Menge Selbstkritik an der Linken üben, nämlich dann, wenn Linke ideologisch werden. Deshalb sind Antideutsche auch nicht besonders beliebt in der Linken und werden von dieser zum Teil auch nicht als Linke gesehen. Einige Antideutsche nehmen diese Schmähung in guter alter Tradition auch gerne hin und bezeichnen sich selbst auch nicht mehr als links, sondern eben als ideologiekritisch, linke Ideologie eingeschlossen.

Desweiteren hatten wir das Thema schon, dass es in Dtl. niemals Faschismus gab ...allerdings gehe ich soweit mit, dass man sich dahingehend noch nicht entscheidend einig ist, in der Forschung.

Es stimmt, dass der deutsche Faschismus von anderen faschistischen Systemen nochmal wesentlich zu unterscheiden ist. Es kam in keinem faschistischen Staat zu einer vergleichbaren Gewaltanwendung und auch nicht zu einem Vernichtungsantisemitismus, der Antisemitismus im Faschismus diente dort nur als gesellschaftlicher Kitt, Ideologie eben, während diese Ideologie im deutschen Faschismus oder Nationalsozialismus tatsächlich verwirklicht wurde.
Ich halte den Begriff des Faschismus trotzdem für angemessen, auch wenn der deutsche Faschismus seine Besonderheiten hatte.

Gruß und danke für Klärung einiger Fragen.

Kein Problem, immer gerne.

Lehnst du Staaten ab ? Wenn ja, wie kannst du dann israelsolidarisch sein ?

Ich heiße den Jubel- und Identitätsnationalismus, den einige Antideutsche gegenüber Israel an den Tag legen, ebenfalls nicht gut.
Die Bahamas hat mal formuliert: Kommunistische Kritik ist danach zu bewerten, ob sie Antisemitismus zum Angelpunkt der Agitation macht und Antinationalismus ist danach zu beurteilen, ob sie israelsolidarisch ist. Ich sehe das genau andersrum: Eine Kritik des Antisemitismus ist erst dann geleistet, wenn sie kommunistisch ist und damit nach einer Aufhebung der materiellen Gründe für den Antisemitismus strebt und Israelsolidarität ist danach zu bewerten, ob sie antinational ist.
Israel ist eine bittere Notwendigkeit. Deshalb kritisiere ich die ideologische linke und rechte Israelkritik vehement. Ich trete aber nicht für einen jüdischen Staat ein, sondern für das Überleben von Menschen, die verfolgt werden, weil sie Juden sind oder als solche gelten. Ich bevorzuge ein demokratisches Israel gegenüber seinen diktatorischen und faschistischen Nachbarstaaten, aber letzten Endes muss Israel genauso aufgelöst werden wie jeder andere Staat. Das ist aber nur ein Hoffen und Wünschen, solange der islamische Vernichtungsantisemitismus weiterhin grassiert.

Ich möchte eben nicht, dass die Konsequenz meiner antinationalen, naja, Agitation ist, dass man jüdischen Menschen ihr Überlebensrecht abspricht, das derzeit eben nur durch einen israelischen Staat gesichert werden kann. Und ich hasse es, einem Gewaltapparat zusprechen zu müssen, nur weil die entfesselte Gewalt des Volkes noch wesentlich grausamer sein möchte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

simpsons3

Gast
Von vielen? Aha. Wo hast du das her, mit dieser Bestimmtheit? :D Oder sind "viele" einfach nur "mehr als 2"?

Richtig. Ich kenne kaum Antideutsche, aber die meisten Antideutschen, die ich kenne, lehnen speziell die Staatlichkeit der BRD ab, nicht die der USA, Ghanas, Israel, Chinas oder anderen Staaten.

Ich weiß nicht so recht, ob ich antideutsche Kritik erklären soll. Dich interessiert sie ja offenbar nicht und den Rest der Leser hier, die mit innerlinker Kritik wohl noch weniger anfangen können, mit Sicherheit auch nicht.

"Noch weniger" ist verletzend. :(

Kannst es gerne erklären. Hatte gestern Abend bei FB auch ne Diskussion darüber. Fakt ist nun mal, dass das Antideutschtum keine homogene Masse ist und daher auch keine homogenen Inhalte auftauchen. Lediglich ein einziger Inhalt ist der "kleinste gemeinsame Nenner": Die Ablehnung des Staates Bundesrepublik Deutschland, oder besser gesagt die Ablehnung eines deutschen Staates.

Nur so viel: Antideutsche haben Deutschland nicht negativ emotional besetzt, das denkst du dir gerade aus. Womöglich ist das dein Eindruck, er ist aber falsch.

Wie gesagt, bei den Antideutschen die ich kenne ist das zum Großteil der Fall.

Ist doch gut so. Dann zeigt der sonst versteckte Nationalismus sich offen und kann kritisiert werden. Besser als wenn jeder mit seiner Deutschtümelei hinterm Berg hält und sich dann darüber beschwert, man dürfte in Deutschland gar nicht Stolz auf sein Land sein.

So gesehen hast du recht.
 
Es hört sich so an, als findet ihr, dass unsere Regierung korrupt ist und wir ein Marionettenstaat sind.
P.S. Wo steht, dass Deutschland eine Repuplik ist, außer im Namen?
Ich hab grad mal das Grundgesetz durchsucht und da stand nirgends, dass Deutschland eine Repuplik ist. Im Gegensatz zur Weimarer Verfassung:
Das Deutsche Reich ist eine Republik.
In unserer steht nur, dass wir eine Demokratie sind.

Außerdem steht bei uns nur, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.
Also Würde ist was anderes als Recht, für mich jedenfalls.
 

Lofotenmann

Gast
Es hört sich so an, als findet ihr, dass unsere Regierung korrupt ist und wir ein Marionettenstaat sind.
P.S. Wo steht, dass Deutschland eine Repuplik ist, außer im Namen?
Ich hab grad mal das Grundgesetz durchsucht und da stand nirgends, dass Deutschland eine Repuplik ist. Im Gegensatz zur Weimarer Verfassung:

In unserer steht nur, dass wir eine Demokratie sind.

Außerdem steht bei uns nur, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.
Also Würde ist was anderes als Recht, für mich jedenfalls.

Zu deinem P.S:

Im Artikel 28 Abs.1 Satz 1 Grundgesetz
 

Lofotenmann

Gast
Aja hab ich gelesen und falsch interpretiert.
Jedenfalls ist dieser Artikel 28 eine lange umschreibung
von Artikel 1 der Weimarer Verfassung.


Mag sein, aber das macht es weder besser, noch schlechter. :) Die Mütter und Väter des heutigen Grundgesetzes hielten es eben für wichtiger, die Grundrechte an den Anfang dieses Gesetzes zu schreiben.
 

Lofotenmann

Gast
Oben