Freier Wille

DeletedUser28131

Gast
Ich habe so das Gefühl, Ihr schweift ein wenig von der Fragestellung ab.
Meiner Meinung nach gibt es die Freiheit an sich und auch den Willen - doch eine Willensfreiheit kann es nicht geben.
Wenn man in scheinbarer Freiheit handelt, unterwirft man sich dennoch der Dynamik des Unterbewussten.
Ein Wille der keinen Zweck hat, frei von allen möglichen Faktoren ist, führt zu nichts - er führt ins Leere wie es Thomas Mann an dieser Stelle wohl ausdrücken würde.
 

Diogenes.

Gast
Der Vergleich ist alles andere als sinnfrei - LEBEN folgt dem Prinzip des Eigennutz, Nichtleben tut dies nicht. Ein Stein wird nicht versuchen "aus seiner Situation das beste zu machen", die Katze tut es. Dieses Prinzip des Eigennutz widerspricht auch nicht den Naturgesetzen, da hier nichts "unternommen" wird, was nicht physikalisch/biologisch/chemisch möglich wäre.

Stein und Katze bestehen aber beide ausschließlich aus physikalischen und biologischen und chemischen Bestandteilen, nenn' es wie du willst.

Und der Vergleich ist falsch. Wenn die Katze jedenfalls aus dem exakt gleichen Ausgangszustand auf die exakt selbe Weise ins Vakuum befördert werden würde, dann gäbe es auch exakt die selbe Reaktion im Vakuum. So einen Zustand herzustellen ist allerdings unmöglich, siehe auch die Chaostheorie dazu.

Bei dem Stein gibt es relativ wenig Faktoren, die seinen Fall beeinflussen können. Lebende Wesen sind komplexer, deshalb kommt es schon mal vor, dass die Katze unter bestimmten Bedingungen sich nicht einmal anheben lässt.
 

Schwertfisch

Gast
Nö, Diogenes, Du irrst Dich. Bei der Gelegenheit mal mit Emergenz befassen.
 

DeletedUser28131

Gast
Stein und Katze bestehen aber beide ausschließlich aus physikalischen und biologischen und chemischen Bestandteilen, nenn' es wie du willst.

Und der Vergleich ist falsch. Wenn die Katze jedenfalls aus dem exakt gleichen Ausgangszustand auf die exakt selbe Weise ins Vakuum befördert werden würde, dann gäbe es auch exakt die selbe Reaktion im Vakuum. So einen Zustand herzustellen ist allerdings unmöglich, siehe auch die Chaostheorie dazu.

Bei dem Stein gibt es relativ wenig Faktoren, die seinen Fall beeinflussen können. Lebende Wesen sind komplexer, deshalb kommt es schon mal vor, dass die Katze unter bestimmten Bedingungen sich nicht einmal anheben lässt.

Gemeint ist der Wille. Was du hier beschreibst ist etwas anderes...
Auch wenn ein Stein ebenfalls aus chemisch/physikalischen Teilen entsteht, ist dieser kein Lebewesen - er hat zwar die Freiheit, kann diese aber in keinster Weise beeinflussen.
 

Diogenes.

Gast
Nö, Diogenes, Du irrst Dich. Bei der Gelegenheit mal mit Emergenz befassen.

Inwiefern irre ich mich? Was genau stimmt nicht? Erkläre doch bitte einmal, was das Prinzip der Emergenz in derartigen Systemen bedeutet.

Gemeint ist der Wille. Was du hier beschreibst ist etwas anderes...
Auch wenn ein Stein ebenfalls aus chemisch/physikalischen Teilen entsteht, ist dieser kein Lebewesen - er hat zwar die Freiheit, kann diese aber in keinster Weise beeinflussen.

Es wurde vorher schon postuliert, dass Individuen mit den exakt gleichen Ausgangsbedingungen und den gleichen Eigenschaften die gleiche Entscheidung treffen. D.h., dass die "Entscheidung" eines Lebewesen abhängig ist von der Umwelt und dem Individuum an sich.

Bsp: Wenn ich (mit meinem speziellen Genom und meinen Erinnerung und was sonst so mich ausmacht) in eine bestimmte Situation gebracht werde, dann ist meine Reaktion vorherbestimmt.
Frage: Was ist, wenn ich dabei jemanden umbringe oder gegen andere Gesetze verstoße? Wer ist schuld? B

Und welche Lebewesen meinst du? Überhaupt Lebewesen? Lebewesen mit zentralem Nervensystem? Zählen Viren auch?

Insgesamt halte ich es für reichlich verwirrend, dass hier überhaupt noch von Wille und Freiheit gesprochen wird.
 

Schwertfisch

Gast
Diogenes, Du scheinst da eher einem komplett fatalistischen Weltbild zu folgen?
 

Diogenes.

Gast
Diogenes, Du scheinst da eher einem komplett fatalistischen Weltbild zu folgen?

Zwischen Fatalismus und Determinismus gilt es zu differenzieren.

Was ist denn dein "Weltbild"? Denkst du, du hast einen freien Willen und wählst z.B. frei, was es heute Mittag bei dir zu essen geben wird?

Du bist mir noch ein paar Erklärungen schuldig. Emergenz ist ja schön und gut, aber was bedeutet sie diesbezüglich? Und warum sollte ich mich damit befassen? Inwiefern sind meine Ausführungen widersprüchlich zu dm Prinzip der Emergenz?
 

Moribund

Gast
Immer wenn Menschen sich miteinander unterhalten emergieren sie stark, sie fällen z.B. Urteile weil dieserm ein gedanklicher Prozess vorgelagert ist. Menschen (auch Katzen) emergieren (starke Emergenz) mit dem Bewusstsein (z.B. Sinneswahrnehmungen oder das Sprechen). Ob (s)eine vermeintliche Ich-Betrachtung den Positionswechsel eines Steins (schwache Emergenz) hervorruft und ob dies Gegenstand der Wissenschaft ist, weiß ich nicht.
 
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Casadonis

Gast
Gemeint ist der Wille. Was du hier beschreibst ist etwas anderes...
Auch wenn ein Stein ebenfalls aus chemisch/physikalischen Teilen entsteht, ist dieser kein Lebewesen - er hat zwar die Freiheit, kann diese aber in keinster Weise beeinflussen.
Dem Verlauf der Diskussion folgend kann das die Katze auch nicht. Sie wird sich unter exakt gleichen Voraussetzungen immer exakt gleich Verhalten und demnach immer auf die exakt gleiche Art und Weise ins Vakuum fallen.
 

DeletedUser28131

Gast
Dem Verlauf der Diskussion folgend kann das die Katze auch nicht. Sie wird sich unter exakt gleichen Voraussetzungen immer exakt gleich Verhalten und demnach immer auf die exakt gleiche Art und Weise ins Vakuum fallen.

Im Vergleich zum Stein ist die Katze allerdings in der Lage zu denken und versucht das Beste aus ihrer Situation zu machen. Sei es ihr Futter zu kriegen oder etwas anderes.

Wenn das Schicksal vorbestimmt ist, weißt die Katze weißt ein gewisses Verhalten oder auch Reaktionen entsprechend der Situation auf - der Stein "reagiert" nur, wenn dieser von mir in die Luft geschleudert wird - somit habe ich dann auch die Kontrolle über ihn, denn die Antriebskraft kriegt er von mir. Genau wie er auch nicht selbst entscheidet zu fliegen...
 

Schwertfisch

Gast
Dem Verlauf der Diskussion folgend kann das die Katze auch nicht. Sie wird sich unter exakt gleichen Voraussetzungen immer exakt gleich Verhalten und demnach immer auf die exakt gleiche Art und Weise ins Vakuum fallen.

Aber nicht doch. Erstens ist die Katze ein emergentes System, zweitens hat sie Entscheidungs- aber nicht Willensfreiheit. Die Katze wird die Entscheidung treffen, dass sie möglichst schmerzfrei landen will. Sowohl der Ansatz des Determinismus als auch des Fatalismus müssen aufgrund von Kreativität und dem Prinzip Eigennutz scheitern. Die Katze kann natürlich nur tun, was ihr nach den Naturgesetzen möglich ist, sie "bricht" also keineswegs irgendeine Kausalregel.
 

Diogenes.

Gast
Im Vergleich zum Stein ist die Katze allerdings in der Lage zu denken und versucht das Beste aus ihrer Situation zu machen. Sei es ihr Futter zu kriegen oder etwas anderes.

Wenn das Schicksal vorbestimmt ist, weißt die Katze weißt ein gewisses Verhalten oder auch Reaktionen entsprechend der Situation auf - der Stein "reagiert" nur, wenn dieser von mir in die Luft geschleudert wird - somit habe ich dann auch die Kontrolle über ihn, denn die Antriebskraft kriegt er von mir. Genau wie er auch nicht selbst entscheidet zu fliegen...

Es geht nicht darum, ob du die Kontrolle über den Stein hast oder jemand anders, es geht darum, dass der Wurf des Steins und der Wurf der Katze vorbestimmt sind. "Entscheiden" kann die Katze nämlich nichts.

Aber nicht doch. Erstens ist die Katze ein emergentes System, zweitens hat sie Entscheidungs- aber nicht Willensfreiheit. Die Katze wird die Entscheidung treffen, dass sie möglichst schmerzfrei landen will. Sowohl der Ansatz des Determinismus als auch des Fatalismus müssen aufgrund von Kreativität und dem Prinzip Eigennutz scheitern. Die Katze kann natürlich nur tun, was ihr nach den Naturgesetzen möglich ist, sie "bricht" also keineswegs irgendeine Kausalregel.

Die Katze ist das Produkt ihrer Zellen und entsprechend fällt die Reaktion der Katze aus.

Deine Begründung ist allerdings lustig. "Kreativität" und "Eigennutz" führen also dazu, dass die Reaktion der Katze nicht vorherbestimmt ist (Achtung, wir reden hier von vorherbestimmt und nicht von vorherbestimmbar!)? Das müsstest du bitte näher erläutern, wann und wo genau die Katze entscheidet und wie das ganze abläuft. In Nervenzelle xy springt elektrischer Impuls xy auf Nervenzelle zy?

Chemische und physikalische Reaktionen, wie sie überall und jederzeit ablaufen, sind deterministisch. Ich zitiere das PM-Magazin:
"Doch hinter der Frage, welchen Weg uns das Schicksal weist, stecken eigentlich zwei: die Frage nach der Vorherbestimmung und die nach der Vorhersagbarkeit. Steht die Zukunft bereits fest? Und wenn ja, können wir sie dann kennen?Zumindest auf die erste Frage geben die Physiker eine überraschend eindeutige Antwort: Natürlich steht die Zukunft fest! Nach der klassischen New-ton’schen Physik und nach der Einstein’schen Relativitätstheorie ist das Weltall deterministisch: Aus einem bestimmten Ausgangszustand folgt zwangsläufig ein bestimmter Folgezustand. Ohne Möglichkeit zur Ab-weichung folgt so ein Zu-stand auf den nächsten, die Kette der Folgen kann bis ins Unendliche fortgeschrieben werden. Das bedeutet: Jeder Gedanke, jeder Windhauch und jedes fallende Blatt ist seit dem Augenblick des Urknalls vorherbestimmt."
http://www.pm-magazin.de/a/physiker-sagen-unser-leben-ist-vorherbestimmt
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

DeletedUser28131

Gast
Es geht nicht darum, ob du die Kontrolle über den Stein hast oder jemand anders, es geht darum, dass der Wurf des Steins und der Wurf der Katze vorbestimmt sind. "Entscheiden" kann die Katze nämlich nichts.

Es ist eine Frage des Empfindens. Die Entscheidung fällt im Moment des Sprungs/Flugs - und diese trägt die Katze. Die Entscheidung sicher zu landen oder auf den Rücken zu fallen.
Vorbestimmt ist hierbei nur, dass die (normaldenkende) Katze sich wohl für die erstere Möglichkeit entscheidet - es sei denn sie leidet an einer Krankheit, die ihr die Entscheidungsfreiheit nimmt.
 

Schwertfisch

Gast
Diogenes: Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile - ist Dir bestimmt ein Begriff, oder?

Zur Abgrenzung von "Zufall" und "Sinn":
Wenn wir von >>Zufall<< sprechen, so meinen wir in der Regel nur, dass verschiedene Ursachenketten unerwartet und unbeabsichtigt aufeinander treffen. Wenn Ihnen beispielsweise beim morgendlichen Gang zum Bäcker ein Ziegelstein auf den Kopf fällt, so ist dies ein bedauerlicher Zufall. Und doch war jenes schmerzliche Zusammentreffen von Kopf und Ziegelstein ganz gewiss kein Verstoß gegen das universelle Kausalitätsprinzip.

Zur Abkehr vom Determinismus:
Ist es demnach vielleicht so, dass - wenn Willensfreiheit nicht existiert - unsere Zukunft längst schon festgeschrieben ist und wir mit unserem Leben gewissermaßen nur noch das abarbeiten, was ohnehin nicht mehr zu ändern ist?
Nein! Auch diese Abart des Fatalismus ist keineswegs notwendigerweise mit dem Abschied von der Willensfreiheit verbunden! Denn wer eine derartige Verknüpfung herstellt, der übersieht einen fundamentalen Unterschied, der das Reich des Lebenden vom Reich des Nicht-Lebenden trennt. Leider - so muss man konstatieren - ist die Wirkungsgeschichte der von Julien Offrey de La Mettrie verwendeten Metapher vom "Mensch als Maschine" in dieser Hinsicht kontraproduktiv gewesen.
Was ist so falsch an diesem Bild? Nun, so trivial es auch klingt: Der Mensch ist nach Aufhebung der Willensfreiheit keine Maschine, sondern ein Lebewesen. Lebewesen unterscheiden sich von Maschinen, Steinen, Gebirgen oder Tischen dadurch, dass sie von einem Prinzip geprägt sind, das Nicht-Lebewesen völlig fremd ist: nämlich dem Prinzip Eigennutz. Der Unterschied zwischen einem Menschen und einer Maschine besteht also nicht darin, dass der Mensch im Gegensatz zur Maschine über einen "freien Willen" verfügt, sondern darin, dass der Mensch überhaupt über einen Willen verfügt! Lebende Systeme haben Interessen, sie suchen angenehme Reize auf und vermeiden unangenehme Reize,
Inwiefern nun steht das Eigennutzprinzip der fatalistischen Vorstellung entgegen, dass schon in den Anfangsbedingungen des Universums angelegt war, wie wir heute denken, empfinden und handeln? Antwort: Weil eigennützige Systeme per se unberechenbar sind.
Leben folgt anderen Gesetzmäßigkeiten als Nichtleben. Es ist ein Fehler, Lebewesen als bloß mechanische Black-Box zu betrachten, die von außen vollständig determiniert werden könnte. Jedes Lebewesen versucht notwendigweise, in jeder Situation das Beste für sich herauszuholen. Dies wiederum erfordert eine Eigenschaft, die man im Reich des Nichtlebendigen niemals antreffen wird, nämlich Kreativität.


Obige Texte frei nach
- Konrad Liessmann (Hg.): Die Freiheit des Denkens, Wien 2007
- Julien Offrey de la Mettrie nach Pia Jauch: Jenseits der Maschine, München 1998
- Michael Schmidt-Salomon: Jenseits von Gut und Böse, München 2012

Noch mal als Anmerkung: Die Absage an die Willensfreiheit ist keine Absage an die HANDLUNGSfreiheit - der Mensch ist frei zu handeln, wie er will. Er ist nicht frei zu wollen, was er will. Die Katze hat einen WILLEN, ihre Lage zu verbessern. Dieser Wille ist aber weder frei noch grundlos.
 

Diogenes.

Gast
Diogenes: Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile - ist Dir bestimmt ein Begriff, oder?

Zur Abgrenzung von "Zufall" und "Sinn":
Wenn wir von >>Zufall<< sprechen, so meinen wir in der Regel nur, dass verschiedene Ursachenketten unerwartet und unbeabsichtigt aufeinander treffen. Wenn Ihnen beispielsweise beim morgendlichen Gang zum Bäcker ein Ziegelstein auf den Kopf fällt, so ist dies ein bedauerlicher Zufall. Und doch war jenes schmerzliche Zusammentreffen von Kopf und Ziegelstein ganz gewiss kein Verstoß gegen das universelle Kausalitätsprinzip.
Damit gehe ich ja auch konform, denn die Zukunft ist nicht vorhersagbar, aber vorherbestimmt.
Zur Abkehr vom Determinismus:
Ist es demnach vielleicht so, dass - wenn Willensfreiheit nicht existiert - unsere Zukunft längst schon festgeschrieben ist und wir mit unserem Leben gewissermaßen nur noch das abarbeiten, was ohnehin nicht mehr zu ändern ist?
Nein! Auch diese Abart des Fatalismus ist keineswegs notwendigerweise mit dem Abschied von der Willensfreiheit verbunden! Denn wer eine derartige Verknüpfung herstellt, der übersieht einen fundamentalen Unterschied, der das Reich des Lebenden vom Reich des Nicht-Lebenden trennt. Leider - so muss man konstatieren - ist die Wirkungsgeschichte der von Julien Offrey de La Mettrie verwendeten Metapher vom "Mensch als Maschine" in dieser Hinsicht kontraproduktiv gewesen.
Was ist so falsch an diesem Bild? Nun, so trivial es auch klingt: Der Mensch ist nach Aufhebung der Willensfreiheit keine Maschine, sondern ein Lebewesen. Lebewesen unterscheiden sich von Maschinen, Steinen, Gebirgen oder Tischen dadurch, dass sie von einem Prinzip geprägt sind, das Nicht-Lebewesen völlig fremd ist: nämlich dem Prinzip Eigennutz. Der Unterschied zwischen einem Menschen und einer Maschine besteht also nicht darin, dass der Mensch im Gegensatz zur Maschine über einen "freien Willen" verfügt, sondern darin, dass der Mensch überhaupt über einen Willen verfügt! Lebende Systeme haben Interessen, sie suchen angenehme Reize auf und vermeiden unangenehme Reize,
Inwiefern nun steht das Eigennutzprinzip der fatalistischen Vorstellung entgegen, dass schon in den Anfangsbedingungen des Universums angelegt war, wie wir heute denken, empfinden und handeln? Antwort: Weil eigennützige Systeme per se unberechenbar sind.
Leben folgt anderen Gesetzmäßigkeiten als Nichtleben. Es ist ein Fehler, Lebewesen als bloß mechanische Black-Box zu betrachten, die von außen vollständig determiniert werden könnte. Jedes Lebewesen versucht notwendigweise, in jeder Situation das Beste für sich herauszuholen. Dies wiederum erfordert eine Eigenschaft, die man im Reich des Nichtlebendigen niemals antreffen wird, nämlich Kreativität.


Obige Texte frei nach
- Konrad Liessmann (Hg.): Die Freiheit des Denkens, Wien 2007
- Julien Offrey de la Mettrie nach Pia Jauch: Jenseits der Maschine, München 1998
- Michael Schmidt-Salomon: Jenseits von Gut und Böse, München 2012

Noch mal als Anmerkung: Die Absage an die Willensfreiheit ist keine Absage an die HANDLUNGSfreiheit - der Mensch ist frei zu handeln, wie er will. Er ist nicht frei zu wollen, was er will. Die Katze hat einen WILLEN, ihre Lage zu verbessern. Dieser Wille ist aber weder frei noch grundlos.

"Lebende Systeme haben Interessen, sie suchen angenehme Reize auf und vermeiden unangenehme Reize"
Eben. Determiniert. Denn wo ist das ganze gespeichert, wie läuft es ab? Es sind physikalische und biologische und chemische Prozesse, nenn' sie wie du willst. Und diese Prozesse sind determiniert, aus einem bestimmten Ausgangszustand resultiert ein Folgezustand. Das sind die Gesetze der Physik. In uns laufen diverse megakomplexe biochemische Prozesse ab, die alle den Gesetzen der Physik folgen und chemische Reaktionen sind.
Tatsächlich sind solche Systeme unberechenbar, niemand kann vorhersehen, was passieren wird. Dennoch ist festgelegt, was passieren wird, niemand kann es ändern.

Ich wiederhole auch meine Frage: Wo entstehen die von dir genannten Interessen im Menschen? Wie entsteht das Eigennutzprinzip? Welche Lebewesen haben Interessen, welche nicht? Hat E. Coli Interessen ? Welche Bestandteile des emergenten Systems eines Lebewesens führen dazu, dass die Gesetze der Physik nicht mehr gelten und aus einem bestimmten Ausgangszustand kein bestimmte Folgezustand mehr resultiert?

Beantworte doch bitte wenigstens eine dieser Fragen.
 

Schwertfisch

Gast
Du liest nicht aufmerksam. Es geht nicht um einen Verstoß gegen irgendwelche physikalischen Gesetze. Auch wenn Du ein reines Reiz-Reaktionsschema zugrunde legen willst, wird Lebewesen A nach Erfahrung eines unangenehmen Reizes bei gleicher Situation eine andere Handlungsentscheidung treffen, als bei der ersten Erfahrung. Dies widerspricht keinem physikalischen Prinzip, es ist im Gegenteil sogar logische Folge einer geänderten Synapse, einer durch die erste Reizerfahrung ausgelösten Willensänderung. Diese ist ursächlich für die nächste Handlungsentscheidung und daher keineswegs losgelöst von der Kausalität.

Du stehst auf dem Standpunkt, dass eine bestimmte Anzahl von mechanischen Teilen zu einer Uhr zusammengesetzt die Uhrzeit anzeigen. Physikalisch vollkommen richtig. Emergenz bedeutet aber in diesem Fall, dass das System "Uhr" eine Eigenschaft hat, die die Einzelteile an sich nicht haben: Sie können die Zeit messen. Keines der Einzelteile einer Uhr kann die Zeit messen, erst durch ihr Zusammenwirken entsteht die Funktion - mehr als die Summe aller Teile. Somit folgt aus einer Vielzahl physikalisch einwandfreier Abläufe mehr, als das System bei ausbleibender Emergenz an sich leisten DÜRFTE.

Wo entstehen die Interessen? In den Synapsen. Gebildet werden diese Synapsen als Ergebnis von Erfahrungen (Reize, Umwelteinflüsse, etc.) - aber Du wirst nicht in der Lage sein, selbst bei einer kartographisch genauen Vermessung des Gehirns die emergenten Eigenschaften aus den biologisch/physikalischen Vorgängen alleine abzuleiten. Auch wenn es mittlerweile gelingt, durch das Setzen manueller Reize im Gehirn typische Reaktionen hervor zu rufen, so stellt dies dennoch nicht die Fähigkeiten aller Synapsen dar.

Wenn nach Deiner Aussage solche Systeme "unberechenbar" sind, sind sie nicht deterministisch. Hat E.Coli Interessen? Natürlich - genau das sagt ja das Reizreaktionsschema aus. Auch Bakterien versuchen "unangenehmen" Reizen auszuweichen. Es hat nur nichts mit irgendeinem Verstoß gegen Naturgesetze zu tun. Aber ich denke, da müssen wir wirklich tiefer in die Emergenz eintauchen.
 

Diogenes.

Gast
Wir haben wohl ein Definitionsproblem.

Deterministisch bedeutet einfach, dass die Abläufe eines Systemes aufeinander aufbauen und entsprechend bedingt sind durch die vorhergehenden Abläufe und Zustände.

Deterministisch kann allerdings ein System sein, wenn die zukünftigen Abläufe unberechenbar sind. Die zukünftigen Abläufe sind zwar determiniert, aber niemand kann sie vorhersehen. Stichwort Lapacescher Dämon. http://de.wikipedia.org/wiki/Laplacescher_D%C3%A4mon

Die Emergenz verändert nichts daran, dass die Abläufe eines Systemes determiniert sind. Emergenz bedeutet nur größere Komplexität.

Gehen wir denn konform damit, dass alle Geschehnisse hier im Universum, alle emergenten Systeme und alle Reaktionen bedingt sind durch das, was vorher passiert ist? Dass die Zukunft bereits feststeht und wir nichts daran ändern können?
 

DeletedUser29666

Gast
Vorbestimmt ist hierbei nur, dass die (normaldenkende) Katze sich wohl für die erstere Möglichkeit entscheidet - es sei denn sie leidet an einer Krankheit, die ihr die Entscheidungsfreiheit nimmt.
Nur bleibt hier die Frage, ob die Katze auch wirklich auf den Beinen landen will, oder dieses nur im Unterbewusst sein entschieden hat und später feststellte, das die erste Möglichkeit nicht ganz schlecht ist.


Wobei ich immer noch gerne wissen würde, warum jemand mit Tourette keinen freien Willen mehr haben sollte...
 
Wobei ich immer noch gerne wissen würde, warum jemand mit Tourette keinen freien Willen mehr haben sollte...

Ich beobachte das hier ja nur am Rande, aber diese Bemerkung, bedarf der näheren Erklärung. Nach allem was hier bereits diskutiert wurde, bitte ich Dich zu erklären, was den "Freien Willen" von Normalos mit Tourette-Erkrankten unterscheidet?
 
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