In diesem Forum scheint ein Bedürfnis zu bestehen, ausschließlich stark ideologisch belastete Fragen zu diskutieren.
Aber gut, das Thema ist interessant, da will ich mich auch mal zu Wort melden.
Der Kommunismus, also die von Marx verfasste Botschaft von der proletarischen Revolution ist eine tolle Idee. Aber das war das Kyoto-Protokoll auch. Leider muss die Güte eines Gedankens nichts über die Praktikabilität desselben sagen.
Ich will kurz die Unmöglichkeit wagen, die marx´schen Gedankengänge kurz zusammenzufassen, denn so wie es sich darstellt, haben einige, die sich selbst als starke Verfechte dieser Gedanken präsentieren, nicht allzu viel Ahnung vom "Kapital". Marx baut sich sein System auf, indem er Regelmäßigkeiten innerhalb der menschlichen Geschichte beobachtet und diese in einen größeren Zusammenhang zu stellen versucht. Beginnend mit der antiken Sklavenhaltergesellschaft, übergehend zum Feudalsystem des Mittelalters bis hin zur damaligen industriellen Gesellschaft kann man in jedem Abschnitt der Historie eine Ungleichverteilung der materiellen Güter erkennen, sodass ein kleiner Teil der Menschen einen unverhältnismäßigen Anteil der Wertgegenstände und der Macht besitzen. Marx postuliert, dass die verschiedenen Gesellschaftsformen durch Aufstände ausgelöscht wurden sind und sich immer weiter entwickelt haben (diese Aufstände haben übrigens nie statt gefunden, um mal ein Wort zur Konklusivität Marx´ zu sagen). Letztlich solle sich die klassenlose Gesellschaft etablieren, in der die Unterschiede zwischen den Ständen ausgelöscht wären, ermöglicht durch die Revolution der Proletarier, die sich "ihrer Ketten entledigt" erhoben haben. Der Sozialismus wird von Marx als Vorstufe zum "Endziel" (sry für die Formulierung, fällt mir grad keine bessere ein), dem Kommunismus betrachtet.
In dieser Gesellschaft existieren keine materiell bedingten Unterschiede, weil alle Menschen als gleich erkannt werden und sich in gleicher Weise vom "Volksvermögen" ernähren. Friede, Freude, Eierkuchen.
Es wäre so einfach...wenn doch nur die Voraussetzungen gegeben wären. Keine Menschen haben in der Genlotterie das gleiche Los gezogen (Zwillinge mal außen vor) und kein Mensch hat das Bedürfnis, etwas herzugeben, damit alle davon profitieren. Wisst ihr, warum das so ist? Biologie heißt das Schlüsselwort. Wenn wir etwas hergeben müssen, haben wir es nicht mehr selbst - auch wenn das naiv klingt, in das ein zentrales Credo des Überlebens. Verluste schmerzen uns in der Regel viel mehr als Gewinne. Vor allem Gewinne für ein abstraktes Wesen wie "das Volk". Kleiner Test:
Wer von euch ist bereit, einen Organspenderausweis auszufüllen und danach Selbstmord zu begehen? Zahlreiche Menschen würden mit einem einzigen (ultimativen) Opfer gerettet! Keiner? Hm, woran liegt das nur...?
In der Tat wurde der Kommunismus, so wie er gedacht war, nirgendwo auf dieser Welt realisiert, alle Versuche, ihn zu etablieren, stoppten beim Sozialismus. Warum sollte das so sein, wenn es nicht in der Natur des Menschen liege, Hierarchien zu l(i)eben? Marx hat gut gedacht und für eine andere Spezies wären seine Gedanken auch sicher toll, nur nicht für das Machtwesen Mensch.
Aber auch das ist zu kurz gedacht. Menschen lieben ebenso ein gewisses Maß an Gleichheit. Ich selbst umgebe mich gern mit Menschen, die mit mir auf einer Wellenlänge sind, die ich verstehe und die auch mich verstehen. In einem Freundeskreis ist es selbstverständlich, dass man selbst Einschränkungen akzeptiert, wenn es der Gemeinschaft dient (beispielsweise kann nicht immer nur einer der Fahrer sein, wenn es in die Disco geht. Da muss eine gerechte Lösung gefunden werden.). Also: Ein bisschen Gleichheit ist dem Menschen willkommen, aber auch nur, wenn er sich in gewisser Weise mit der Gemeinschaft, innerhalb derer diese Regeln gelten, versteht. Soweit von mir...
P.S. ich seh´s grad:
bobah schrieb:
Aber ich denke die Welt sollte sich in eine sozialere, gerechtere und auch friedlichere Richtung entwickeln.
Dazu muss man nicht den Kommunismus bemühen, gesunder Menschenverstand reicht da völlig aus und ist in vielerlei Hinsicht lohnenswerter