Ich habe mich an der Diskussion nicht mehr beteiligt, da sie zum Teil ins Detail, zum Teil ohne Ziel voran ging. Dass sie immer noch geführt wird, genügt bereits als Indiz, dass etwas Grundsätzliches nicht stimmt.
Meine Kritik war für Interessenten geschrieben. Eine der Gegenstimmen lautet in etwa so: Ich hätte noch nicht tief genug geschaut. Das wage ich zu bezweifeln. Zuletzt fehlte mir nur noch die Erfahrung, wie eine Übernahme abläuft. Es gibt in diesem Spiel keine Tiefe, die ich entdecken könnte. Als ich die Kritik schrieb, wusste ich noch nicht jedes Detail, aber vom Spielverlauf und den Möglichkeiten hatte ich fast schon umfassende Kenntnisse. Meine externen Erfahrungen erlauben es mir, den kleinen Rest zu erschließen - der hier eh fast nur noch darin besteht, zu welchem Ende das Spiel strebt.
Oder liegt es daran, dass ich keine Ahnung habe? Ich habe eine Stadt zum Maximum ausgebaut, eine Kolonie gegründet, gekämpft und unterstützt. Inzwischen habe ich vier Städte, die fünfte werde ich am Wochenende erreichen - falls nichts dazwischen kommt. Eine Stadt habe ich erobert und einen Angriff mit Revolte allein abgewehrt. Ich war in drei Allianzen: die erste klein und bald inaktiv, die zweite kaum größer, aber auch klein, so dass sie durch Frustrationen zerbröselte, die dritte nun ist groß. Man kann recht gut erkennen, wer Gold einsetzte. Zieht man diese Spieler ab, dann belege ich eine Spitzenposition in meinem Meer, ansonsten bin ich auch 62. dort. Ich habe vier Götter, die Hälfte der Zusatzbauten und einen strategischen Aufbau (so weit es geht). Ich denke, ich gehöre eher zu den "insidern".
Ich sagte, ich spiele es weiter - auch um meine Prognosen bestätigt zu sehen. Bislang haben sie sich vollständig erfüllt. Das ist aber auch kein Wunder, denn das Spiel ist nicht nur einfach und flach, sondern hat eklatante Mängel in der Konzeption, so dass der Starke seinen Vorsprung automatisch weiter ausbaut. Übrigens entdecke ich immer noch jeden Tag einen Fehler, heute sogar einen kritischen.
Wieso mache ich das? Zum einen will ich informieren, sowohl potentielle Spieler, als auch die Macher des Spiels - wenn sie sich überhaupt dafür interessieren. Zum anderen wurmt es mich gewaltig, wenn - mal abgesehen von der Möglichkeit, dass den Machern nur ein Profit interessiert - ein Produkt nicht ansatzweise das hält, was es in Werbung verspricht, und wenn es weniger bietet als das, was es mit einfachen Änderungen bieten könnte. Bei Grepolis sehe ich einen Schwerpunkt im Grafischen, aber im Bereich Spiel, Spielkonzept oder gar Spieltheorie scheint keinerlei Kompetenz vorhanden zu sein. Das ist, um ein Bild eines meiner "Kritiker" zu benutzen, etwa so, als ob jemand sagt, er wäre Sportwagenhersteller, und dann zeigt er auf Seifenkisten aus Spanplatten, bezeichnet sie als Sportwagen, wirbt mit ihrer Geschwindigkeit und möchte für den Einbau einer Hupe auch noch Geld extra. Das ist etwas, was ich markttechnisch auch nicht verstehen kann. Denn ein besseres Produkt würde die bisherigen Fans kaum vertreiben, aber neue gewinnen und halten können.
So, dann kommt jetzt sicher die Frage, woher ich das weiß. Ich bin Ende der 1990er in die Spiele-Software-Branche gerutscht - weil ich als Spieler Kritik an Produkten übte. Weil ich mit meinen Kenntnissen (naturwissenschaftliche Ausbildung, philosophisch unterfüttert zum Beispiel in Wissenschaftstheorien, Nutzer von Gesellschaftsspielen klassischer Art sowie von RPGs in P&P-Form mit Interesse an Spieltheorie) und Fähigkeiten (manchmal reicht ein kurzer Blick, damit ich das Haar in der Suppe finde) bestens geeignet war, habe ich nebenbei Alpha- und Betatests gemacht (kleinere Spiele, ohnehin in einer Zeit, in der Spiele oftmals noch nicht sehr umfangreich waren). Da ich auch früher schon immer wieder Kritik an Konzepten (oder Hintergrundgeschichten - war ja RPG-Spielleiter) äußerte, kamen auch immer wieder einmal Anfragen, ob ich ein Konzept durchschauen oder erstellen könnte (Grepolis erinnert mich da sehr an meine negativste Erfahrung, ein Vollpreisprodukt schwedisch-polnischer Entwickler: Wir haben schon alles fertig, Figuren, UI, Spielfunktionen, schreibst du uns gerade mal eine Geschichte? Ach, vielleicht auch ein passendes Konzept? Unseres... naja, wir haben noch kein richtiges...). 2001 bis 2003 habe ich einen boom von webbrowser-games vorhergesagt und versucht, ein paar kleinere, deutsche Firmen dafür zu gewinnen, hier selbst etwas zu erstellen. Ich hatte sogar eigene Konzepte. Bei meinem Lieblingsspiel dieser Art habe ich um 2005 dann mit Kritik und Ideen mitgeholfen. Verbesserungen für Grepolis fallen mir Dutzende ein, während ich auch nur einen Kaffee trinke. Aber, wie gesagt, ich erwarte, dass jemand, der sich selbst als Produzent bezeichnet, dies auch selber kann. Das Mindeste, was ich von einem Spiele-Anbieter verlange, ist, dass er Ahnung von Spielen hat.