Beste Staatsform

Orestikon

Gast
Ich weiß nicht, was Du unter "Kapitalismus" verstehst, aber in der Marktwirtschaft hilft es mir, wenn meine Kunden reich sind, denn nur dann können sie meine Arbeit anständig bezahlen. Mit Bettlern kann man keine Geschäfte machen, das wußte schon Ludwig Erhardt.

Einem Bettler kannst du den Preis seiner Arbeit diktieren, er muss sie zu Marktpreisen annehmen. Er verfügt nicht über die Mittel zur Produktion außer über seine Arbeitskraft und wird dem Wert dieser Arbeitskraft gemäß bezahlt. Bei der Arbeit produziert er mehr Wert als seine Arbeitskraft Wert ist und der Überschuss nennt sich Mehrwert: Der Kapitalist verdient den in der Produktion geschaffenen und in der Zirkulation getauschten Mehrwert der Arbeit.
Du vermischst jetzt das somit beschriebene Ausbeutungsverhältnis in der Produktion mit dem Abhängigkeitsverhältnis in der Zirkulation: Wenn was gekauft werden soll, muss nicht nur ein Verkäufer da sein, sondern auch ein Käufer. Das sind zwei völlig verschiedene Baustellen, es geht an der Kritik vorbei.
Es ist vollkommen richtig, dass hierbei notwendigerweise ein Ungleichgewicht zwischen durch Geld (Lohn der Arbeiter und Gewinne der Kapitalisten) angemeldeter Nachfrage und durch Produktion bedientem Angebot entsteht und Kapitalisten irgendwann ihr ganzes Zeug nicht mehr absetzen können - eine Überproduktionskrise. Das kann man mit sozialstaatlichen Mittel aber auch nicht verhindern, wie man sieht.

Du verwechselst dabei auch noch das jeweilige Individualinteresse des Bourgeoise, des Kapitalisten, nämlich Gewinn, mit einem Allgemeininteresse als Citoyen. Der Staat ist nochmal ein neues Kapitel (hehe): Durch die Ideologie des über das bourgeoise Individualinteresse hinausgehenden Allgemeininteresse des Staates, der Heutzutage über die Legitimation der Nation, des Volkes, als demokratischer, diktatorischer oder faschistischer, bürgerlicher Nationalstaat in Erscheinung tritt, wird der Kapitalist ideell auf ein Interesse an seinen Kunden eingeschworen. Seine Kunden sind aber nicht identisch mit seinen Arbeitern. Außer man abstrahiert von der tatsächlichen ökonomischen Position von Proletariern und Kapitalisten im Produktionsverhältnis und erschafft sich das modernisierte ideelle Volk im Spätkapitalismus, die ökonomische Nation.
Man betrachtet den Kapitalisten dabei in erster Linie der Bereitstellung von Gebrauchswerten verpflichtet bzw. fordert diese Verpflichtung vom Kapital. In Wirklichkeit ist das Interesse des Kapitalisten aber der Wert als Tauschwert, für den der Gebrauchswert lediglich die materielle - ob als Gebrauchsgut oder Dienstleistung oder sonstwas nützliches - Voraussetzung ist, nicht aber Ziel der Produktion.

Du forderst vom Staat also die Versöhnung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert und von Arbeiter und Kapitalist mit den Mitteln der Herrschaft. Diese sozialstaatliche Ideologie ist der ökonomische Schnittpunkt zwischen staatssozialistischem und radikaldemokratischem, das heißt heutzutage neofaschistischem, Gedankengut. Damit möchte ich sagen: So ziemlich demokratischer ideologischer Mainstream, bevor du dich aufregst :D, aber eben ohne jeden Beweiswert und jede theoretische oder emprisiche Basis - kapitalistische Wirtschaft funktioniert ganz einfach nicht so wie du dir das vorstellst, das ist nur dein utopisches Idealbild davon.
 
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DeletedUser26243

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Gut, dass ich schon nen Kaffee hatte und gut, dass sich Orestikon in dieser Thematik so leichtfüßig bewegt und so exzellent formuliert, sonst wäre ich wohl zu dieser frühen Morgenstunde über ein "Hä? Was is?" nicht hinausgekommen.

so gings los:
Orestikon schrieb:
Im Kapitalismus haben wir das Problem, dass die Interesse sämtlicher Mitglieder der Gesellschaft sich gegenüberstehen. Wenn ich reich sein will, dann hilft es mir, wenn du arm bist.
dann:
Behrenard schrieb:
Ich weiß nicht, was Du unter "Kapitalismus" verstehst, aber in der Marktwirtschaft hilft es mir, wenn meine Kunden reich sind, denn nur dann können sie meine Arbeit anständig bezahlen. Mit Bettlern kann man keine Geschäfte machen, das wußte schon Ludwig Erhardt.
Orestikon liefert die geforderte Erklärung, was Kapitalismus ist, in einem schlanken und sehr präzisen Satz:
Orestikon schrieb:
Bei der Arbeit produziert er mehr Wert als seine Arbeitskraft Wert ist und der Überschuss nennt sich Mehrwert: Der Kapitalist verdient den in der Produktion geschaffenen und in der Zirkulation getauschten Mehrwert der Arbeit.
und dann kommt natürlich 2.:
Orestikon schrieb:
Du vermischst jetzt das somit beschriebene Ausbeutungsverhältnis in der Produktion mit dem Abhängigkeitsverhältnis in der Zirkulation: Wenn was gekauft werden soll, muss nicht nur ein Verkäufer da sein, sondern auch ein Käufer. Das sind zwei völlig verschiedene Baustellen,
und 3.:
Orestikon schrieb:
...Kunden sind aber nicht identisch mit ... Arbeitern.
zum Schluss 4.:
Orestikon schrieb:
In Wirklichkeit ist das Interesse des Kapitalisten aber der Wert als Tauschwert, für den der Gebrauchswert lediglich die materielle - ob als Gebrauchsgut oder Dienstleistung oder sonstwas nützliches - Voraussetzung ist, nicht aber Ziel der Produktion.
und deswegen gibts den sanften Klaps:
Orestikon schrieb:
kapitalistische Wirtschaft funktioniert ganz einfach nicht so wie du dir das vorstellst, das ist nur dein utopisches Idealbild davon.

Klasse, mon cher, ich hätts nicht annähernd so sauber hinbekommen!
 

DeletedUser26243

Gast
"Bettler" ist hier eher als Synonym für "abhängigen Bedürftigen" zu verstehen.

Ihr müsst ein bisschen mehr open minded an neue Gedanken herangehen. Nicht überlegen, was daran falsch ist, sondern überlegen, was daran gut ist. Es macht gleich viel Arbeit, man wird mindestens auch so gut fündig und im Ergebnis fühlt man sich einfach besser.
Man kann natürlich das Haar in der Suppe suchen und sich gruselig ekeln und die Suppe ungegessen wegschütten. Besser ist: weg mit dem Haar und ran an die Suppe! Bekanntlich macht zuviel Hygiene erst recht krank.
 

DeletedUser12457

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Ääääähhmm.....

Ist Dir der Begriff "Bettler" nicht bekannt?

Die zeichnen sich eigentlich gerade dadurch aus, daß die eben NICHT arbeiten, sondern sich ihren Lebensunterhalt "erbetteln"....

Korrekt. Ich kann keinem Bettler diktieren, zu welchen Bedingungen er für mich arbeiten soll, weil die Art von Arbeit, die meine "ich-AG" ausführt, genau so nur von mir selbst gemacht wird. Jeder Dienstleister hat seinen ganz persönlichen Arbeitsstil, und ich wäre meine besten Stammkunden ganz schnell los, wenn die mit mir einen Termin ausmachen und stattdessen kommt ein ungelernter Tagelöhner.

Ich brauche meine Arbeit und mein Kapital nicht zu versöhnen, sie bilden bereits seit 8 Jahren eine Einheit. Gut, mein Auto mußte ich in der Zeit mehrmal austauschen, das ist ein Kapitalfaktor, der sich abnutzt, insbesondere, wenn man mal einen Unfall baut - aber während die Kapitalismus-Theorie des ökonomischen Analphabeten Marx den Arbeiter als austauschbar sieht, ist es in meinem "Betrieb" umgekehrt: die Maschinen sind austauschbar, der Mensch nicht.

Und nein, er nützte mir kein bißchen, wenn meine Autowerkstatt "arm" wäre, denn wenn der Meister einen Insolvenzverwalter im Nacken hätte, könnte er mein Auto auch nicht billiger reparieren. Mein Elektronik-Lieferant ist sogar schweinereich, es handelt sich nämlich um die Familie Albrecht, und guess what, sowohl der PC im homeoffice als auch das Netbook, das ich ich jeden Tag zu Kunden mitschleppe, waren saugünstig.

Also, wenn weder meine Kunden noch meine Lieferanten "arm" sein dürfen und mein Arbeiter ich selbst bin, wen beute ich aus?
 

DeletedUser26243

Gast
Du bist ja irgendwo ein ganz Lieber und du gibst dir auch viel mehr Mühe nachzudenken als einige andere, nur - verstanden hast du auch noch nichts:

Schau mal:

wen beute ich aus?

hier ist deine ureigene Antwort darauf:

es handelt sich nämlich um die Familie Albrecht...sowohl der PC im homeoffice als auch das Netbook ... waren saugünstig.
jetzt noch schön verknüpft mit:
Karl-Albrecht-ist-der-reichste-Deutsche ... 17 Milliarden Euro.

So. Jetzt sollte dir aber doch langsam etwas dämmern. Wir gehen nicht davon aus, dass Herr Albrecht deinen PC selbst gebastelt hat. Der PC wurde irgendwo auf der Welt in einem derart miserablen Arbeitsumfeld gebaut, dass er tatsächlich zwei absolut kontroverse Bedingungen erfüllt:
1. Er macht den Kapitalisten, der ihn verkauft superreich und
2. Er ist für dich trotzdem "saugünstig".

Wer also wird hier ausgebeutet nach allen Regeln der Kunst? Doch ganz offensichtlich diejenigen, die einen bewiesenermaßen ungeheuren Mehrwert für Herrn Albrecht produzieren, während der Wert Ihrer eigenen Arbeit (und damit die unternehmerischen Kosten) verschwindend gering ist. Mit deinem Kaufverhalten trägst du zu dieser Ausbeutung bei. Das ist einfach ein Fakt. Ich will gar nicht moralisieren weil auch bei mir irgendwo noch ein Mediongehäuse herumsteht, ich will nur, das du siehst, was du tust. Reicht schon fürs erste!

Mit deiner "one man show" beutest du dich übrigens selber aus, aber bitte, wenns dir Spaß macht. Immerhin schiebst du den Mehrwert deiner Arbeit selber ein, das ist schon mal ganz klug. Du könntest allerdings auch bedenken, dass dieser Mehrwert irgendeinem anderen nun fehlt. Aber das ist vielleicht zu viel für den Anfang, das kommt später.
 

Orestikon

Gast
Korrekt. Ich kann keinem Bettler diktieren, zu welchen Bedingungen er für mich arbeiten soll, weil die Art von Arbeit, die meine "ich-AG" ausführt, genau so nur von mir selbst gemacht wird. Jeder Dienstleister hat seinen ganz persönlichen Arbeitsstil, und ich wäre meine besten Stammkunden ganz schnell los, wenn die mit mir einen Termin ausmachen und stattdessen kommt ein ungelernter Tagelöhner.

Gearbeitet wird zu üblichen Konditionen, der Wert des Lohns richtet sich dabei nach den durchschnittlichen Reproduktionskosten der Arbeiterklasse und nach der Ausbildungszeit (~Qualifikation).
Du betrachtest die Arbeit auf dem konkreten Standpunkt und argumentierst aus dem subjektivst möglichen Standpunkt heraus. Ob deine Arbeit ein bißchen besser oder schlechter ist als die von anderen und ob die Etikettenregeln und Standards beherrschst ist die eine Sache, aber du kannst dir den Wert deiner Arbeit trotzdem nicht beliebig aussuchen. Wenn du den Preis zu hoch oder zu niedrig ansetzt, wirst du irgendwann ein Problem haben und mit Einmischung oder ausbleibendem Gewinn rechnen müssen.

Ich brauche meine Arbeit und mein Kapital nicht zu versöhnen, sie bilden bereits seit 8 Jahren eine Einheit. Gut, mein Auto mußte ich in der Zeit mehrmal austauschen, das ist ein Kapitalfaktor, der sich abnutzt, insbesondere, wenn man mal einen Unfall baut - aber während die Kapitalismus-Theorie des ökonomischen Analphabeten Marx den Arbeiter als austauschbar sieht, ist es in meinem "Betrieb" umgekehrt: die Maschinen sind austauschbar, der Mensch nicht.

Schön, dass es dir gut geht. Es geht hier aber nicht um dich und mich, sondern um Gesellschaft im Allgemeinen.
Dein Verkaufsslogan interessiert mich übrigens auch nicht. Mir ist schon klar, dass man sich die einen oder anderen kleinbürgerlichen Lebenslügen auftischen lässt. Du betrachtest die Arbeit hier auf dem konkreten Standpunkt, was du auch gerne darfst, was für eine ökonomische Betrachtung aber keine weitere Rolle spielt. Man verallgemeinert da und erzählt sich keine Anekdoten.

Und nein, er nützte mir kein bißchen, wenn meine Autowerkstatt "arm" wäre, denn wenn der Meister einen Insolvenzverwalter im Nacken hätte, könnte er mein Auto auch nicht billiger reparieren. Mein Elektronik-Lieferant ist sogar schweinereich, es handelt sich nämlich um die Familie Albrecht, und guess what, sowohl der PC im homeoffice als auch das Netbook, das ich ich jeden Tag zu Kunden mitschleppe, waren saugünstig.

Auch hier hast du ein Interesse daran, dass dir in deinem jeweiligen Kaufakt die beste mögliche Leistung geboten wird und du dafür nach Möglichkeit gar nichts zahlen musst, während es allgemein immer besser für dich ist, viel zu haben, weil du dann viel investieren kannst.
Warum verkauft denn Famillie Albrecht so günstig? Um Konkurrenten auszustechen. Famillie Albrecht könnte sogar noch günstiger verkaufen, wenn die Produktionskosten für die Ware noch weiter gesenkt werden. Das geht etwa durch Modernisierung oder sonstiges senken der durchschnittlichen Arbeitszeit für einer Ware.
 

DeletedUser12457

Gast
Der PC wurde irgendwo auf der Welt in einem derart miserablen Arbeitsumfeld gebaut, dass er tatsächlich zwei absolut kontroverse Bedingungen erfüllt:
1. Er macht den Kapitalisten, der ihn verkauft superreich und
2. Er ist für dich trotzdem "saugünstig".

Das sind keine "kontroversen" Bedingungen. Als Theo Albrecht noch lebte, (ich kaufe mehr bei Aldi-Nord ein, auch wenn es zu Aldi-Süd auch nur ca. 20 km sind) ist er mit Lebensmitteln reicht geworden, an denen einige deutsche Bauern, Molkereien und Großbäckereien gut mitverdient haben. Beide Albrecht-Brüder wurde reich, weil sie billig verkauft haben, nicht "obwohl". Die Marktwirtschaft macht nicht die Gierigen reich, sondern die Bescheidenen, nicht denjenigen, der Mondpreise verlangt, sondern den der am günstigsten die vom Kunden gewünschte Qualität liefert, nicht denjenigen, der sein Geld für Yachten und schnelle Autos verpraßt, sondern den, der es in sein Unternehmen re-investiert.

Die Brüder Albrecht sind keine Nachfahren der "von Kohlen und Reibach", die zu Adolfs Zeiten schon Fabriken hatten. Und sie haben in 60 Jahren Bundesrepublik allein durch das wohnortnahe Verfügbarmachen von preisgünstigen Dingen des täglichen Bedarfs mehr für das ärmste Fünftel der Bevölkerung getan als alle Sozialpolitiker dieses Planeten zusammen seit der französischen Revolution. Wer vielen Leuten Gutes tut, wird belohnt - so funktioniert der freie Markt.
 

DeletedUser12457

Gast
Famillie Albrecht könnte sogar noch günstiger verkaufen, wenn die Produktionskosten für die Ware noch weiter gesenkt werden. Das geht etwa durch Modernisierung oder sonstiges senken der durchschnittlichen Arbeitszeit für einer Ware.

... und was wäre daran schlecht? Weniger Arbeitszeit bzw. weniger Geld für den gleichen Wohlstand... hat man mehr Zeit oder Geld für andere Dinge, wie z.B. Browserspiele.
 

DeletedUser26243

Gast
Und sie haben in 60 Jahren Bundesrepublik allein durch das wohnortnahe Verfügbarmachen von preisgünstigen Dingen des täglichen Bedarfs mehr für das ärmste Fünftel der Bevölkerung getan als alle Sozialpolitiker dieses Planeten zusammen seit der französischen Revolution.

Glaubst du das wirklich? Sieht so aus.

Weißt du, wie z.B. das "wohnortnahe Verfügbarmachen" aussieht? ALDI und andere Anbieter bauen ihre Läden prinzipiell auf günstigem Industriegrund, möglichst dort, wo auch andere Massenkonsumanbieter bauen. Sie bauen mit großen Parkplätzen und sie bauen an verkehrsgünstigen Standorten mit bester Infrastruktur. Das ist alles ausgerichtet auf großen Warendurchsatz (=Umsatz).

Von "wohnortnah" kann nicht die Rede sein. Ohne Auto ist in den meisten Fällen nichts zu machen. Sie verdrängen mit Ihrer Markmacht im Gegenteil die viele kleinen, tatsächlich wohnortnahen "Tante Emma" Läden, die einfach schließen. Die wohnortnahe Versorgung ist genau damit gestorben und die sozialschwachen Bevölkerungsanteile müssen wegen 1 Liter Milch mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.

Rechnest du die Beschaffungskosten, also die Betrtiebskosten eines Autos oder die Kosten für den ÖPV zu den Warenkosten, ist der ALDI preisvorteil schnell geschmolzen.

Dazu kommt, das ALDI & Co. den Zulieferern nicht nur die Qualität und die Preise genau vorschreibt und direkt in das Management dieser Betriebe eingreift, sondern sie vorallem direkt mit einem enormen Kostendruck beaufschlagt, den diese Betriebe an wen wohl weitergeben? Tja. ALDI & Co. stellen nicht nur Arbeitsplätze im untersten Lohnniveau zur Verfügung, sondern zwingen sehr viele andere Betriebe direkt dazu, auch selbst mit Billigstlohnniveau zu produzieren.
Damit potenzieren Sie die ungeheure Mehrwertschöpfung aus Arbeitskraft durch Einwirkung auf viele andere Branchen, die nicht zu ihrem geschäftsfeld gehören.

Noch etwas: Was genau macht denn ein Herr Albrecht mit 17 Milliarden Vermögen? Wieviel Kaviarbrötchen verträgt denn so ein Unternehmermagen? Mit wieviel Autos gleichzeitig fährt ein Wirtschaftsmagnat und wieviel Vielfachstwohnungen bewohnt er denn gleichzeitig?
Ich weiß es nicht. Ich weiß aber genau, wieviel Kaviarbrötchen eine ALDI Kassenkraft täglich ißt, wieviel Autos in ihrer Garage stehen und wo überall auf der Welt ihre Zweitwohnungen liegen.

Ich bin nicht neidisch, ich wüßte wirklich selbst nicht, was ich mit 17 Milliarden anfangen sollte, und ich weiß, dass die persönlichen Sorgen mindestens linear mit dem Vermögen wachsen, ich verstehe nur absolut denn Sinn nicht hinter dieser ungeheuren Geldansammlung und ich bezeichne dieses Unternehmertum tatsächlich als das größte denkbare Sozialschmarotzertum überhaupt.
 

Orestikon

Gast
... und was wäre daran schlecht? Weniger Arbeitszeit bzw. weniger Geld für den gleichen Wohlstand... hat man mehr Zeit oder Geld für andere Dinge, wie z.B. Browserspiele.

Daran wäre gar nichts schlecht, wenn man es außerhalb des kapitalistischen Kontextes betrachten würde. Der Kapitalismus schafft die Produktivkräfte, die ihn überflüssig machen. Man müsste ihn nur noch abschaffen.

Das sind keine "kontroversen" Bedingungen. Als Theo Albrecht noch lebte, (ich kaufe mehr bei Aldi-Nord ein, auch wenn es zu Aldi-Süd auch nur ca. 20 km sind) ist er mit Lebensmitteln reicht geworden, an denen einige deutsche Bauern, Molkereien und Großbäckereien gut mitverdient haben. Beide Albrecht-Brüder wurde reich, weil sie billig verkauft haben, nicht "obwohl". Die Marktwirtschaft macht nicht die Gierigen reich, sondern die Bescheidenen, nicht denjenigen, der Mondpreise verlangt, sondern den der am günstigsten die vom Kunden gewünschte Qualität liefert, nicht denjenigen, der sein Geld für Yachten und schnelle Autos verpraßt, sondern den, der es in sein Unternehmen re-investiert.

Du bist immernoch in der falschen Ebene. Ausbeutung fängt nicht im Discountmarkt an, sondern in der Produktion. Warum kann Albrecht denn so billig verkaufen? Weil der !§#$%&?, den er produzieren lässt, so billig hergestellt wird und er an Nebenkosten und Lohn spart.

Richtig, das Kapital soll nicht in erster Linie der Bedürfnisbefriedigung der Reichen dienen. Selbst für diese ist der Zweck des Kapitals nicht die Bedürfnisbefriedigung. Die Kapitalisten sollen ihren Gewinn gefälligst reinvestieren und als Kapital weiter wachsen lassen. Wozu? Für noch mehr Kapital. Und wozu das? Für noch mehr Kapital. Ohne jeden menschlichen Zweck.

Was deine Anrufung der Bescheidenheit angeht: Protestantische Ethik in Aktion, sehr passend für den Kapitalismus, in dem man sich zugunsten eines von Menschen exekutierten aber über die Interessen der Menschen hinausgehenden Zweck selbst zurichtet und die Not zu einer Tugend umlügt.

Die Brüder Albrecht sind keine Nachfahren der "von Kohlen und Reibach", die zu Adolfs Zeiten schon Fabriken hatten. Und sie haben in 60 Jahren Bundesrepublik allein durch das wohnortnahe Verfügbarmachen von preisgünstigen Dingen des täglichen Bedarfs mehr für das ärmste Fünftel der Bevölkerung getan als alle Sozialpolitiker dieses Planeten zusammen seit der französischen Revolution. Wer vielen Leuten Gutes tut, wird belohnt - so funktioniert der freie Markt.

Indem sie das ärmste Fünftel der Bevölkerung zu miesen Löhnen für sich arbeiten lassen. Danke, Albrecht.
Wenn denen daran gelegen wäre, den Armen etwas zu essen zu geben, würden sie ihr Zeug umsonst rausgeben. Natürlich machen sie das nicht, weil die Verhältnisse so einfach, wie du sie zeichnest, eben nicht stehen. Sie müssen Gewinn machen, um Kapital reinvestieren und wachsen zu können. Es geht ihnen nicht um die Mägen der Armen, sondern um die schwarzen Zahlen. Der Verkauf der Lebensmittel ist nur Mittel zum Zweck, und hier besonders perfide: Die elementarsten Bedingungen des Überlebens werden den Menschen, die kein Geld haben, von Famillie Albrecht und ihren Produzenten und Zulieferbetrieben vorenthalten. Aldi füttert die armen nicht, sondern erpresst sie, Geld zu zahlen, um Essen zu bekommen.
 
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DeletedUser26243

Gast
Ohne Worte:

In einer Studie hat das Südwind-Institut massive Arbeitsrechtsverletzungen in chinesischen und indonesischen Zuliefererbetrieben von Aldi nachgewiesen. Dazu zählen unter anderem eine monatelange Zurückhaltung von Löhnen, Kautionszahlungen von Beschäftigten für Fabrikjobs und Kinderarbeit.[53] ...[56] Im Jahr 2009 wies das Südwind-Institut erneut auf unwürdige Arbeitsbedingungen in Aldi-Zuliefererbetrieben hin. Die Arbeitnehmerinnen müssten bis zu 90 Stunden pro Woche arbeiten, Fehler würden mit Geldstrafen geahndet. Die Beschäftigten erhielten keinen Mutterschutz und die Bildung von Gewerkschaften sei ihnen verboten.[57] Auch 2010 wies das Südwind-Institut in einer neu veröffentlichten Studie auf massive Arbeitsrechtsverletzungen bei Aldi-Zulieferern in China hin.[58]

Darüber hinaus werden der Aldisierung auch verschiedene gesellschaftliche Auswirkungen problematischer Art zugeschrieben, etwa die Verödung von Innenstädten sowie die Beeinträchtigung der Beschäftigungs- und der Konsumkultur“ (Wolfgang Fritz: Die Aldisierung der Gesellschaft).

http://de.wikipedia.org/wiki/Aldi, jeweils mit Primärquellenangaben!


Das hier reißt die Maske des Menschenfreunds engültig runter, wobei anzumerken ist, dass auch das "Handelsblatt" nicht wirklich eine linke Hetzpostille ist:

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/aldi-brutal/2916096.html
 

Orestikon

Gast
Die Kinder, die da für Aldi anschaffen/arbeiten gehen müssen, sollen sich mal nicht so haben. Die sollten einfach bescheiden sein, so wie Famillie Albrecht, und ihr Kapital reinvestieren!
 

DeletedUser12457

Gast
Noch etwas: Was genau macht denn ein Herr Albrecht mit 17 Milliarden Vermögen? Wieviel Kaviarbrötchen verträgt denn so ein Unternehmermagen?
[...]
ich verstehe nur absolut denn Sinn nicht hinter dieser ungeheuren Geldansammlung
Das ist weder eine Ansammlung von Geld noch eine Ansammlung von Kaviarbrötchen, sondern der geschätzte Gesamtwert aller Aldi-Süd-Märkte. Hätte er nur die Hälfte seines Geld für Autos und Kaviar ausgegeben, müßtest Du doppelt so weit laufen, um Grundnahrungsmittel einzukaufen.
 

DeletedUser26243

Gast
ja, großartig. Die 17 Milliarden liegen also nicht in einem Geldspeicher wie bei Dagobert? Macht das einen Unterschied in der Betrachtung?
 

Lofotenmann

Gast
Das ist weder eine Ansammlung von Geld noch eine Ansammlung von Kaviarbrötchen, sondern der geschätzte Gesamtwert aller Aldi-Süd-Märkte. Hätte er nur die Hälfte seines Geld für Autos und Kaviar ausgegeben, müßtest Du doppelt so weit laufen, um Grundnahrungsmittel einzukaufen.


Wie kommst du denn auf dieses schmale Brett?
Dieses Unternehmen hier ist für die Immobilien verantwortlich:
ALDI GmbH & Co. KG
Am Seegraben 16
63505 Langenselbold

ALDI Süd ist eine Unternehmensgruppe, besteht aus vielen Einzelgesellschaften.

Die Liste der reichsten Deutschen umfaßt Einzelpersonen und/oder Familien, was aber nicht automatisch der Marktwert ihrer Unternehmen ist.
 

DeletedUser26243

Gast
warum so kompliziert? Wenn die Wahrheit weh tut, dann <Hopps> rin in die Tonne des Selbstbetrugs. Außerdem hasse ich nichts so sehr wie Diskussionen im Stil von "nein, keine 17, es sind nur 12, nein, 16, nein, 13, einigen wir uns auf 14..." usw.)
so @all:

wat sind den, sachen wir mal, 15 "Milliarden"?

das sind fünfzehntausend Millionen! 15.000 Millionen! Yes, ladies&gentlemen. Oder lass es nur 9.000 Millionen sein, so what, es ist nur egal.

Hey :grepolis:
 
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