1. Leid ist Strafe Gottes.
Das würde voraussetzen, dass man an Gott glaubt, bzw. an die höhere Macht oder auch Entität, die mit dem Wort "Gott" assoziiert wird. Es gibt Menschen, die dieser Auffassung sind, und solche, die es nicht sind. Auf diese Frage lässt sich wohl keine Antwort finden, ohne eine weitaus größere Diskussion anzuführen, in welcher dann ausschließlich Ansichten über Existenz oder Nichtexistenz von "Gott" angeführt werden.
2. Nur, wenn es Leid gibt, kann es Liebe geben.
Hier steckt das Prinzip des Gegenteils drin, wenn man davon ausgeht, dass mit "Leid" Dinge gemeint sind, die vor den moralischen Grundsätzen bestimmter (oder der Mehrheit der) Menschen als "schlecht" gelten. Der Gedanke, dass ein Ding nicht ohne sein Gegenteil für den menschlichen Geist akzeptabel/verständlich sein kann, ist nicht neu, müsste aber auch gesondert und an anderer Stelle für sich diskutiert werden. Wenn man davon ausgeht, dass die Anschauung, dass der Mensch Utopia ablehnt, stimmt, könnte diese Aussage durchaus als plausibel bezeichnet werden. Wenn man diese These allerdings nicht als Grundlage einer Beurteilung nimmt, sind eigentlich alle Meinungen über diese Aussage begründbar.
3. Die Menschen verursachen das Leid.
Wie schon in den vorhergegangenen Thesen müsste man für eine angemessene und nachvollziehbare Beurteilung erstmal klären, was "Leid" denn eigentlich ist, bzw. wie es die Mehrzahl der Menschen definiert. Dass ein jeder "Leid" etwas anders empfindet, darf dabei nicht außer Acht gelassen werden. Das die Menschen einige Dinge tun, die die von der Mehrzahl unserer Rasse als angemessenen angesehenen Lebensverhältnisse anderer menschen/Völker gefährden oder verhindern, ist eine Tatsache, ob dies als "Leid" zu beurteilen ist, hängt davon ab, wie man "Leid" definiert bzw. womit man es assoziiert.
4. Leid erzieht den Menschen.
Dass jede Erfahrung, egal ob positiv oder negativ, den Charakter eines Menschen formt, wage ich hier mal zu behaupten. Wenn man davon ausgeht, und der Ansicht ist, dass "Leid" als etwas negatives zu bewerten ist, könnte man durchaus sagen, dass "Leid" den Menschen erzieht, zumindest in gewisser Weise. Da die meisten menschen aber mit dem Wort Erziehung etwas positives assoziieren, deckt sich dies nicht mit meiner als erstes aufgestellten These (was nicht heißen soll, dass ich unbedingt Recht hätte, es ist nur eine Überlegung).
Man könnte diese These also umformulieren in "
Leid verändert den Menschen.".
Das wäre meiner Meinung nach eine treffendere Aussage, wenn "Leid" hinreichend definiert wurde.