Da lässt sich das Auge täuschen und wir wissen es besser. Was täuscht uns über das Verhalten unserer Mitmenschen? Das ist eine Dimension, in der unsere Sinne nicht getäuscht werden.
Ach? Auf einmal gibt es doch objektives Wissen?
Was hat sich geändert? Dass es dir auf einmal in den Kram passt?
Vom Verhalten der Menschen auf ihre Natur zu schließen ist der positivistische Fehlschluss. Du nimmst Natürlichkeit an, wo es keine gibt, Menschen beherrschen selbst ihre "innere" Natur und richten sie den objektiven gesellschaftlichen Umständen entsprechend zu. Dann betrachten sie diese Kultur, die sich entwickelt hat, als ihre Natur und denken, sie dürften oder könnten sie nicht ändern. Der bisherige Lauf der Kulturgeschichte beweist aber das Gegenteil.
Übrigens, unsere Wahrnehmung anderer Menschen wird vielleicht nicht durch unsere Sinne getrübt, sehr wohl aber durch den gesellschaftlichen Verkehr schlechthin, als auch durch unsere Erwartungen und Gedanken bezüglich dieser anderen Menschen. Projektion, in der man etwas identifizierbares in einem anderen Menschen sieht, das gar nicht da ist, Übertragung, bei der man die Projektion anderer Menschen akzeptiert und internalisiert, oder auch die ganz gewöhnliche Unehrlichkeit im gesellschaftlichen Verkehr. Du redest mit einem Verkäufer und er sagt dir, dass er seinen Job mag und gerne Arbeitet? Ja, klar.
Gesellschaftliche Tabus und Erwartungen sind immernoch stark genug, um eine Dynamik in Gang zu setzen, bei der gesellschaftlicher Austausch im Wesentlichen auf der Trennung von Denken und Handeln beruht. Wenn zwei Menschen zusammenkommen, verhalten sie sich schon objektiv verrückt. Da noch auf eine Natur des Menschen schließen zu wollen ist ganz schön wacklig.