Die Grünen und "ultralinks"? Wo das denn? Und was sagt Qualle wohl zu dem heute vorgelegten Weltklima-Bericht der UNO?
Das sage ich dazu
Schon im Vorfeld seiner Veröffentlichung am Freitag in Stockholm sorgte der erste Teil des neuen Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC für Schlagzeilen. Es gibt Streit über die Endfassung des Papiers. Es geht um die Frage: Sollen die Alarmrufe in Sachen Weltklima dramatisch ausfallen oder eher verhalten? Die mitberatenden Politiker sind sich mit den Wissenschaftlern uneins. Wie aus Kreisen der Forscher bekannt wurde, wollen einige Vertreter der Regierungen, allen voran der deutschen, den Tonfall eher dramatischer ausfallen lassen.[...]
Kritiker der jetzt zugespitzten Anklage gegen Homo sapiens wenden ein, dass im Widerspruch dazu in den letzten Jahren innerhalb der Forschung bedeutende Unsicherheiten aufgekommen seien, die auch im Entwurf des neuen Berichtes zum Ausdruck kommen – und genau darum dreht sich der Streit: Sollen diese Unsicherheiten benannt werden oder nicht?
Konkret geht es unter anderem um die deutliche Abschwächung der globalen Temperaturerhöhung in den letzten eineinhalb Dekaden. In dem der "Welt" vorliegenden Entwurf heißt es: "Die Erwärmungsrate lag in den vergangenen 15 Jahren (1998 bis 2012) bei 0,05 Grad pro Dekade und damit unter dem Trend von 1951 bis 2012 mit einem Anstieg von 0,12 Grad."
Die Passage ist in mehrfacher Hinsicht bedeutsam und deshalb so heiß umstritten. Zunächst wird darin bestätigt, dass sich die Erwärmung seit 1998 nicht – wie von manchen Forschern vor allem im Potsdam Institut für Klimafolgenforschung immer wieder behauptet – beschleunigte, sondern sogar verlangsamte. Und zwar auf ein Maß, das mit 0,05 Grad alle zehn Jahre statistisch schon als nicht mehr signifikant angesehen werden kann. Gleichzeitig wird die Prognose für die nahe Zukunft nach unten korrigiert, die der AR4 noch bei 0,2 Grad pro Dekade veranschlagte – seither ist über eine halbe Dekade vergangen.
Am bedeutsamsten ist allerdings, dass der Zeitraum der letzten eineinhalb Jahrzehnte überhaupt erwähnt wurde. In Potsdam, aber auch in der Bundesregierung würde man es lieber sehen, den Zeitraum gar nicht gesondert zu erwähnen – er sei einfach zu kurz.[...]
Auch unter Berufung darauf haben die Vertreter des Berliner Umwelt- und Wissenschaftsministeriums in Stockholm in dieser Woche nun interveniert. Sie wollen die Passage wieder streichen. Laut Presseberichten argumentierten sie dabei aber auch damit, dass die Anerkenntnis einer Erwärmungspause den Kritikern des IPCC, in die Hände spielten würde.
Die deutschen Vertreter, von denen viele die Pause am liebsten ignorieren würden, haben im IPCC traditionell gehöriges Gewicht. Das Recht auf Intervention steht ihnen zu, da der Weltklimarat von der Uno nicht als Arbeitsgruppe allein von Wissenschaftlern angelegt ist, sondern die Mitsprache von Politikern ausdrücklich vorsieht.