Etwas spät, weil ich diesen Thread erst kürzlich entdeckte und erstmal alle 110 Seiten durchlesen musste (zugegeben: Die Nebenschauplätze hab ich ab Seite 90 überflogen).
Zunächst: Ich lebe seit 20 Jahren vegan - das sollte ja wohl schonmal die irrige Annahme widerlegen, dass ein Überleben ohne tierische "Nahrung" unmöglich wäre. Ich bin nicht missionarisch, aber wenn die üblichen Irrtümer postuliert werden, ist eine Richtigstellung angebracht:
Au ja, Pestizide und sonstige Umweltgifte sind natürlich um LÄNGEN besser und überhaupt nicht schädlich
Von dieser Annahme ausgehend würden die Giftstoffe ja erst recht im Fleisch kumulieren, also in angereicherter Form vorhanden sein - demzufolge ein Argument für den Fleischverzicht!
warum sitzen unsere Augen wohl nach vorne gerichtet.
Weil das ein räumliches Sehen ermöglicht, was Baumbewohner wie unsere Vorfahren brauchten, um Entfernungen abschätzen zu können, wenn sie von Baum zu Baum springen. Nach vorne gerichtete Augen sind also nicht allein den Raubtieren vorbehalten.
hast Du schon mal die Schreie einer Kuh vernommen, die gemolken werden möchte
Auch das ist eine Umkehr der Kausalität: Damit eine Kuh Milch produziert, muss sie trächtig gewesen sein. Die Kälber werden geschlachtet, damit sie den Menschen nicht die ganze Milch wegsaufen (Suchbegriff: "Herodesprämie").
Der Mensch hat erst vor 10.000 Jahren die Viehwirtschaft entdeckt und erst ab dann konnte er sich tierische Milch aneignen. Wäre Milch (abgesehen von der Muttermilch) überlebenswichtig, wie oft behauptet wird, wäre die Menschheit folglich schon vorher ausgestorben!
Selbiges ist auch für den Fleischkonsum anwendbar:
Unsere australopithecinen Vorfahren haben erst vor 5 Millionen Jahren ihren Speiseplan um tierische "Nahrung" ergänzt -
unser Verdauungssystem hat sich dem aber bis heute nicht angepasst! Auf die Darmlänge und die Magensäure wurde in diesem Thread ja bereits hingewiesen (siehe unten). Eine Ergänzung zum Gebiss: Wir haben stumpfe Schneidezähne, verkümmerte Eckzähne und eine ausgeprägte Backen-/Mahlzahnstruktur - prädestiniert für die Verwertung pflanzlicher Nahrung. Wir sind noch immer nicht imstande, mit unserem Gebiss eine Kuh totzubeissen. Wir KÖNNEN uns über unsere Natur hinwegsetzen, aber das nicht zum Vorteil unserer Gesundheit. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum: Der Mensch ist DEFINITIV KEIN "Allesfresser", sondern ein Frugivore (= Früchteesser). Damit ist es auch vermindert relevant, ob Pflanzen ein Bewusstsein haben: Wer isst denn schon eine ganze Birke (Bezugnahme auf ein hier genanntes Beispiel)? Das Fruchtfleisch, das Pflanzen um ihre Samen bilden, ist deren Belohnung an Vögel, Primaten und andere dafür, dass jene deren Samen verbreiten. Knollen und Samen, die wir essen, bilden die Pflanzen in solchem Überfluss, dass die Reproduktion der Pflanze trotz Verzehr eines Teils des Saatgutes immer noch gewährleistet ist. Pflanzen, die im Ganzen verzehrt werden, sind meist nur einjährig und oft auch erst nach der Reproduktion geniessbar. Das nur vorweg, um etwaigen Argumenten vorzubeugen.
Auffällig in diesem Thread: Einerseits wird Pflanzen ein mögliches Bewusstsein zuerkannt (die diesbezüglichen Versuche sind mir durchaus bekannt), aber andererseits wird ein solches den Tieren abgesprochen, um damit deren Tötung und Verzehr zu rechtfertigen. Im Umkehrschluss müsste folglich nur bewiesen werden, DASS Tiere ein Bewusstsein haben, damit die Vertreter dieser Behauptung keine tierischen "Produkte" mehr konsumieren???
Tiere haben die gleichen Eigenschaften wie Menschen, also entweder haben ALLE ein Bewusstsein oder eben auch der Mensch nicht, was dann auch den Kannibalismus rechtfertigen würde.
Nur eine Auswahl von Beispielen:
Intellligenz:
Auf den Spiegeltest und den Gorilla Koko wurde hier schon hingewiesen. 2 Links dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Spiegeltest
http://de.wikipedia.org/wiki/Koko_%28Gorilla%29
Emotionen:
Tiere trauern um Angehörige. Es lässt sich immer wieder beobachten, dass Eichhörnchen, Enten und andere Tiere immer wieder zu ihren von Autos überfahrenen Partnern laufen, bis auch sie überfahren werden. Elefanten liebkosen die Knochen von verstorbenen Artgenossen.
Träume:
Tiere träumen - haben sie folglich dann nicht zumindest ein UNTERbewusstsein?
Humor:
Tiere empfinden nicht nur Spass am Spiel, und das auch nicht einzig zum Zweck des Trainings für die Jagd.
Lug und Betrug:
Schimpansen verheimlichen Futterquellen vor ihren Artgenossen, um diese für sich allein zu haben.
Freiheitswille:
Orang Utans gelten als "Ausbrecherkönige" - das hat ihnen sicher keiner ihrer Wärter beigebracht, also ist dies kein "anerzogenes Verhalten".
Kommunikation:
Tiere kommunizieren sogar über Artengrenzen hinweg! Putzerfische und Madenhackervögel erkennen die Signale von Riesenschildkröten und anderen Tieren, die um Befreiung von Parasiten bitten. Im Meer "stehen" Fische sogar "Schlange" bei den entsprechenden "Putzstationen" und obwohl die Putzer auch eine geeignete Beute für die Patienten wären, werden sie nicht gefressen, während sie den grösseren Fischen die Zähne putzen. Fische können quasi sogar "telefonieren": In einer TV-Dokumentation wurde gezeigt, dass Fische über ein ins Wasser gefallenes Kabel elektrische Signale gesendet haben, die vom Empfänger offenbar auch verstanden wurden. Nebenbei: Fische haben ein ausgeprägtes Nervensystem, demzufolge also auch Schmerzempfinden.
Tiere kommunizieren nunmal anders als wir (Farben, Bewegungen, Impulse, Gerüche...), aber sie verstehen sich untereinander. Nur der Mensch ist oft nichtmal imstande, die Signale seiner eigenen Haustiere zu deuten - jene verstehen den Menschen hingegen schon. Wer ist also intelligenter? Wer sollte wen aufessen?

Verhaltensforscher kommen zunehmend zu der Erkenntnis, DASS Tiere ein Bewusstsein besitzen. Nur ein Buchtip:
http://www.spektrum.de/alias/dachzeile/haben-tiere-ein-bewusstsein-wenn-affen-luegen-wenn-katzen-denken-und-elefanten-traurig-sind/822013
Zur Erinnerung nochmal ein Zitat-Auszug:
Wir haben ein Rundgebiss, wie Pferde, Kühe, wie Pflanzenfresser halt, eine große, runde, starke Zunge, wie Pflanzenfresser halt, wir haben keine Krallen, weil wir sie nicht brauchen, weil wir keine Jäger sind, wir haben keine Reisszähne, weil wir keine Jäger sind, wir können weder gut gucken, noch gut riechen, noch gut hören, weil wir es nicht benötigen als Sammler. Unser Speichel und vorallem unsere Magensäure sind für pflanzeliche Kost bestimmt und unser Darm hat eine 10fache Rumpflänge, Fleischfresser haben einen Darm mit nur einer 3fachen Rumpflänge
(...)